Kommentar Amazon: Erwartbarer Dämpfer

Die Spaltung von Belegschaften bei Arbeitskämpfen ist nichts Neues. In diesem Fall zeigt sich, dass Amazon ein schwieriger Gegner für Verdi ist.

Alle Räder laufen weiter, wenn dein starker Arm es will. Bild: dpa

Punktsieg für Amazon: dass sich über 1.000 Beschäftigte gegen die Streiks aussprechen, lässt sich öffentlich gut verkaufen und ist ein Dämpfer für die Streikwilligen und die Gewerkschaft Verdi.

Auch wenn ein großer Teil der Unterschriften unter den Augen des Managements zustande gekommen zu sein scheint, sind solche Entwicklungen an sich nichts Überraschendes. Immer wieder kommt es bei Arbeitskämpfen zur Spaltung von Belegschaften, auch ohne Druck von oben. Weil Beschäftigte Angst vor den Konfrontation mit der Geschäftsführung haben, weil sie glauben, ein Arbeitsplatz, egal wie er aussieht, sei besser als keiner, oder weil sie auf die Entfristung ihres Vertrags hoffen.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen vor allem eines: dass Amazon ein schwieriger Gegner ist. Das Unternehmen siedelt sich nicht nur mit Vorliebe in strukturschwachen Regionen an, in denen Arbeitsplätze begehrt sind. Es zieht in dem Konflikt mit Verdi auch alle Register. Streikerfolge, wie die plötzlich doch mögliche Auszahlung von Weihnachtsgeld, werden umgedeutet als generöse Geste, Beeinträchtigung des Weihnachtsgeschäfts durch Arbeitsniederlegungen werden bestritten. Das klingt zwar nach Märchenstunde, aber niemand kann es nachprüfen.

Eines aber ist sicher, der Konflikt bei Amazon wird sich noch lange hinziehen. Es geht dabei nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Sondern auch darum, in einer Branche, die durch ihre Expansion noch viele Arbeitsplätze im traditionellen Einzelhandel verdrängen wird, rechtzeitig Standards zu verteidigen. Zum Beispiel den, dass sich auch ein big player wie Amazon daran gewöhnen muss, dass Gewerkschaften in Deutschland legitime Interessenvertreter der Beschäftigten sind, mit denen man verhandeln muss.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.