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Kommentar AfghanistanRückfall ins Chaos

Kommentar von Britta Petersen

Die Absage der Stichwahlen in Afghanistan war unter den gegebenen Bedingungen die einzig vernünftige Lösung. Denn eine wirkliche "Wahl" hatten die Afghanen ohne Gegenkandidaten ohnehin nicht.

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8 Kommentare

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  • L
    Laila

    Liebe Frau Petersen,

    vielen Dank für Ihre Reaktion.

    Ich bin allerdings nicht davon ausgegangen, dass Sie Ihre Ansicht geändert hätten.

    Was ich ablehne, egal ob zum Thema Krieg, Soziales usw, ist diese vermeintliche Alternativlosigkeit, die uns zunehmend bei immer mehr Themen von Politik und den Meinungsbildnern in den Medien suggeriert wird. Das 'Basta-Prinzip' sozusagen.

    Doch, es gibt, gerade auch zu Krieg, und gerade für so etwas, was in Afghanistan passiert, Alternativen. Eine Möglichkeit versuchte ich auf zu zeigen.

    Allerdings teile ich die Meinung eines Vorredners über die geostrategische Lage Afghanistans. Ebenfalls bin ich überzeugt, dass der 'Krieg gegen den Terror' in Afghanistan aus anderen Gründen so geführt wird, wie er geführt wird.

    Wir spekulieren: ich bin mir nicht einmal sicher, dass Frau Merkel die wirklichen Gründe des US-Einsatzes in Afghanistan, und damit auch für den Bundeswehreinsatz, von den USA erfahren würde.

  • BS
    Bärbel Schürmann

    Hallo Laila,

    vielleicht ist Ihnen ja die Tatsache entgangen, daß die Taliban bereits in der Loya Dschirga und auch in der Regierung sitzen, neben all den Kriegsverbrechern aus den Jahren 1992-1996. Und wenn Sie mal auf die Landkarte schauen und sehen, welch zentrale Lage Afghanistan hat, dann werden Sie verstehen, daß es, wie immer, vor allem um wirtschaflich-militärische Ziele geht.

  • G
    gregor

    "Ich glaube wie auch die meisten Afghanen immer noch, dass man mehr Soldaten braucht." - Frau Petersen, eine Partisanenbewegung gibt es nur dann, wenn sie vom Volk gedeckt wird. Das bedeutet, dass die echten "meisten" Afghanen diese Partisanenbewegung zumindest tolerieren. Wenn sie dies aber nicht tun, oder sogar gegen "Taliban" sind, dann darf es keine Partisanenbewegung in Afghanistan geben. Sie muss längst tot sein und man deswegen keine Soldaten braucht. Soviel über die Wünschen von "meisten".

  • E
    end.the.occupation

    >> Ich glaube wie auch die meisten Afghanen immer noch, dass man mehr Soldaten braucht.

     

    Interessant, dass Sie die m e i s t e n Afghanen kennen - was ich ich persönlich nicht von mir behaupten kann. Beleg oder Quelle?

     

    Was für Soldaten - unter wessen Führung - sollen es denn bitteschön sein? Und wen sollen die bekämpfen?

     

    PS.: Wieviele Afghanen - Kinder und Jugendliche - sterben eigentlich jährlich an Hunger und vermeidbaren Krankheiten? Nur mal so eine Frage.

    Oder weiter gefragt - wieviele Afghanen kann man am Leben erhalten und ggf. ausbilden, für einen einzigen NATO-Soldaten inkl. der gesamten hinter ihm stehenden Besatzungs-Infrastruktur.

  • BP
    Britta Petersen

    Liebe Laila,

    kein Grund mir zu danken. Ich glaube wie auch die meisten Afghanen immer noch, dass man mehr Soldaten braucht. Denn die "Ruhe" zur Zeiten der Taliban war leider Friedhofsruhe. Die wünsche ich niemandem.

  • S
    Schoenlink

    wenn die westliche welt, allen voran die uno, hamid karsai zu seinem "wahlsieg" gratuliert, fallen einem eigentlich nur noch begriffe wie fremdschämen ein. tief im herzen könnte man/frau darüber lachen, wenn das ganze nicht so traurig wäre. nicht andere, sondern wir selber sorgen somit dafür, das wörter wie demokratie in länder wie afghanistan zu einer substanzlosen hülle verkommen.

  • G
    gregor

    Das ist ja ein Jammer, wie wenig Vertrauen man doch in die Fähigkeiten des weißen Mannes hat. Dass man Karsai so geschickt fallen lässt, ist doch ein Zeichen dafür, dass man die Gestalten, die man selbst produziert und an die Macht bringt auch locker los werden kann. Am schönsten wäre noch, wenn Karsai etwas den Tyrannen spielt, so dass man die Afghanen von ihm befreien muss. Nach dem Motto – wir können jetzt Afghanistan verlassen. Wir sind für die „Monster“ verantwortlich, die wir geschafft haben. Und weitere zehn Jahre Afghanistan wegen dem selbstproduzierten Chaos.

  • L
    Laila

    Der Westen hat fertig. Und die Argumente der westlichen Demokratie-Heilsbringer und Frauenbefreier sind Schall und Rauch.

    Wer nach 8 Jahren Krieg so dasteht wie der 'Westen' dort, wer nach 8 Jahren Krieg nur Potemkin'sche Erfolge aufweisen kann, wer nach 8 Jahren Krieg jammert, zuviel gebombt und zuviel Einheimische getötet statt ihre 'Herzen' gewonnen zu haben, wer uns noch immer von 'Terroristen' erzählt, diese aber mit 100 000 Soldaten bekämpfen muß, wer die Taliban nicht als gleichwertige Menschen, sondern als zu zivilisierende Barbaren sieht (Rom läßt grüßen), wer seine Soldaten (und viele Afghanische Menschen) trotz Wahlfälschung weiter dort sterben läßt, usw., sollte irgendwann Konsequenzen ziehen, sein Scheitern wunderschön verpacken, seinen Kram auch schön einpacken, Afghanistan weiter wirtschaftlich und mit guten Worten unterstützen, aber aufhören von zukünftig noch mehr zu erwartenden zivilen und militärischen Opfern zu faseln. Stattdessen eine Gesamtafghanische Friedenskonferenz unter Einbezug der Nachbarländer, eine Koalitionsregierung incl. Taliban. Ich glaube, die Afghanen hatten zu Taliban-Zeiten wenigstens Ruhe im Lande.

    Die westlichen Interventionstruppen abziehen.

     

    Und vielen Dank Frau Petersen dass Sie zumindest jetzt nicht mehr für eine Erhöhung der deutschen Truppenstärke plädieren.