@Elke Grandison - 19.02., 12:01 h
Liebe Elke,
In der Berliner Zeitung.online.de finden sich im Textarchiv zwei informative Artikel zu der Odyssee Herrn Gerson Liebls, seiner Frau und ihres achtjährigen Sohnes, der in der Bundesrepublik Deutschland das Licht der Welt erblickt hat, siehe:
BZ.online, 11. Dezember 2008: 'Ein Kohlhaas aus Togo'
und
BZ.online, 15. Dez. 08: 'Des Dramas nächster Akt', von Frank Nordhausen.
Gib einfach 'Gerson Liebl' bei Google ein!
In den Artikeln werden sowohl einige Namen von Mittätern und Verantwortlichen für die Deportation Herrn Liebls, speziell aus dem bayerischen Straubing, als auch die an der Verfolgung Herrn Liebls beteiligten Berliner Behörden - z. B. Agentur für Arbeit, Abschiebegefängnis Grünau - genannt.
Im Ausländeramt von Straubing lagert laut Berliner Zeitung auch noch eine Kiste mit Aktenordnern, die die Bemühungen um rechtliche Gleichstellung mit den Aussiedlern aus Kasachstan - Nachkommen der ehemaligen Wolgadeutschen - durch Herrn Liebl dokumentieren.
Das kolonial-kaiserliche Rassengesetz, das Mischehen zwischen Deutschen und TogoerInnen verbietet, ist demnach noch in Kraft - trotz rot-grüner Bundesregierung von 1998 bis 2004!
Ich stimme Dir in Deiner Kritik an den deutschen Mainstream-Zeitungen hinsichtlich der fehlenden Berichterstattung zur Abschiebung Gerson Liebls völlig zu.
Es gibt im deutschen Medienrecht, anders als es im liberalen England der Fall ist, leider die Tendenz zur sogenannten Hofberichterstattung. Verantwortliche und Missetäter werden selten beim Namen genannt, geschweige denn an den Pranger gestellt, wie das nicht zuletzt auch aus pädagogisch-erzieherischen Gründen in Britain medial Usus ist, was ich sehr begrüße!
Nach dem deutschen Untersuchungsausschuss-Gesetz kann das Parlament sogar beschließen, die Untersuchungsausschüsse unter Ausschluss der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen tagen zu lassen.
Soweit zum Partizipationsverständnis deutscher Politiker!
Über Menschenrechtsverletzungen aus dem eigenen Land wird, wie mir auch aufgefallen ist, selten auf den Seiten 1 berichtet, und im Deutschlandfunk aus Köln oder im Deutschlandradio Kultur Berlin wird das Thema eher stiefmütterlich behandelt, von den stündlichen Nachrichten ganz zu schweigen.
Ich nehme an, dass nach außen hin das Bild von der 'Kulturnation Deutschland' im Sinne des Biedermeierstils - Konzertsäle und Kaffeekränzchen mit J. W. Goethe - propagiert werden soll?
Die Reflexion der Realitäten ist dabei unerwünscht.
Liebe Grüße,
Elisabeth
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