Kolumne die Kriegsreporterin: Ja brav, Redaktionen, ganz brav!
Das ZDF kann leider keine vollständigen Sätze, die "Bunte" dafür prima Kundenbefriedigung. Immer schön alles Opa sicher!
H allo taz-Medienredaktion! Der Bayerische Journalistenverband hat den Weißbierbart abgewischt und fordert, Presseausweise sollten wieder einheitlich sein. Jawoll! Die Vielzahl von ausstellungsberechtigten Verbänden habe zu einer Flut von Ausweisen geführt. Herrgottsakrament! Und es stimmt: Erstaunlich, wie viele Verbände in Bangkok den Ausweis anbieten. Gleich neben Führerscheinen und Studentenausweisen. Und auch, wer so ein Ding bekommt, könnte man mal ins Blickfeld nehmen. Warum jeder Gruner-&-Jahr-Grafiker einen Presseausweis haben kann, will sich mir nicht erschließen.
Diese Fragen sind fast so verwirrend wie die, die auftauchen, wenn man sich das Vorhaben des ZDF anschaut, das gern mit der Polit-Casting-Sause "Ich kann Kanzler" Quote machen würde. Also dieses Mal. Hat ja beim ersten Versuch nicht geklappt. Was das ZDF, das leider keine vollständigen Sätze kann, von einem Politiker erwartet, signalisiert die CDU-nahe Anstalt durch die Besetzung der Jury.
Maybrit Illner: Talkshow-Moderatorin, Michael Spreng: Springer-erprobter Boulevardjournalist und Wahlkampfleiter für Äh Stoiber plus Oliver Welke vom ZDF-Satiremagazin "heute show". Jetzt, wo die Muppets wieder da sind, ist eigentlich unklar, warum man nicht die genommen hat. Egal. Sabine Christiansen macht jetzt PR-Filme für Aida-Kreuzfahrten – wahrscheinlich muss heute jeder nehmen, was kommt. Auch beim ZDF.
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Im anthrazitfarbenen Audi A6
Aufgeschlossen in Sachen Kundenbefriedigung zeigt man sich bei Bunte. In einem Text darüber, wie die Ehefrau des alzheimergeplagten Rudi Assauer von dessen Familie gepiesackt wird, heißt es, als sie von einem Besuch beim Anwalt berichtet: "Wie paralysiert, erzählt Britta Assauer, sei sie die sieben Kilometer im anthrazitfarbenen Audi A6 zum Haus zurückgefahren." Na, da wird man zufrieden gewesen sein in der Audi-Marketing-Abteilung. Brave Redaktion!
Auch brav ist Lars Haider, neuer Chefredakteur beim Hamburger Abendblatt. In dem Bemühen, dort Früchte wachsen zu lassen, wo Vorgänger Strunz Kahlschlag betrieben hat, bei den Lesern, geht er auf Opa sicher und bringt – weil es so schön war – die Titelseite von vor 50 Jahren. Die große Sturmflut. Gestern, am Valentinstag hebt er die Peanuts auf die eins. Was kommt nächste Woche? "Der lachende Vagabund" als Gratis-CD?
Dass "Freischreiber", mein kleiner, tapferer Verein nicht nur im Schwarm funktioniert, zeigt das Mitglied Nikolaus Fecht. Der Kollege hängt folgende Ergänzung an seine Mails: "Kleines, vielleicht unverschämtes PS: Ich ermuntere alle Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen, über höhere Honorare für freie Journalisten nachzudenken. In vielen Redaktionen sind die Honorare seit zehn und mehr Jahren gleich geblieben, obwohl die Gehälter der Festangestellten gestiegen sind. Die Honorare für PR-Texte der Industrie dagegen haben sich fast verdoppelt. Wollen Sie nur noch PR-Beiträge?" Ein Chefredakteur, so Fecht, habe sich schon gemeldet, er werde sich der Sache nun annehmen.
Geht doch!, rufe ich mit Begeisterung aus und möchte mal nachfragen, wo eigentlich die Honorarerhöhungen bei der Zeit bleiben, die nicht müde wird, mit stolzer Brust ihre Umsatzrekorde zu vermelden. Also Zeit: Nehmen ist Silber, die Urheber teilhaben lassen Gold! Und weil die Zeit es sich in puncto Image nicht leisten kann, mit ähnlich ausbeuterischen Praktiken zu arbeiten wie die Firmen, über die sie in ihren zahlreichen Artikeln zum Thema Moral und Gerechtigkeit berichtet, gebe ich vom Schimmer der Hoffnung getragen zurück nach Berlin!
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