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Kolumne WutbürgerMein Pokal, meine schöne Freundin

Kolumne
von Isabel Lott

Überall Zweisamkeit. Selbst die Singles, die kürzlich auf dem Titel einer Zeitschrift gefeiert wurden, sind so toll, dass sie auch bald ein Paar sind.

Können sogar Brücken zum Einstürzen bringen: Paare, die ihre Liebe zur Schau tragen. Bild: dpa

W ie hoch der Stellenwert der Paarkultur heute ist, musste ich in den vergangenen Tagen leider mal wieder feststellen. Nach dem WM-Sieg der deutschen Fußballer in Rio durfte die weibliche Hälfte der Fußballer sofort aufs Spielfeld. Das brauchten die Jungs, damit sie endlich wieder vollständig waren, der Basti und die Sarah, die Cathy und der Mats und all die anderen.

Diese überflüssige Vorstellung von „mein Pokal, meine schöne Freundin“ fanden fast alle Menschen in meiner Umgebung total süß. Sind ja auch so nette Pärchen. Singles scheint es in der Mannschaft nicht zu geben. Die wurden dafür kürzlich auf dem Titel einer Zeitschrift gefeiert. Da sie so toll sind, bekommen sie bei der Online-Partnervermittlung bald jemanden ab und sind dann endlich auch ein Paar. Wie nervig die sich dann im Alltag verhalten, ist für die Zeitschrift natürlich kein Thema – aber für mich.

Da gibt es diese notorischen Händchenhalter, die selbst auf engsten Bürgersteigen als monolithischer Block durch die Gegend wackeln. Vorbeizukommen ist nahezu unmöglich, es sei denn, man ist bereit für einen Ellbogencheck. Ich bin es!

taz am wochenende

In den Achtzigern war die Furcht vor Aids allgegenwärtig. Heute leben HIV-Positive in Therapie so lange wie Nicht-Infizierte und stecken auch ohne Kondom niemanden an. Ob die Schlacht gewonnen ist, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 19./20. Juli 2014. Außerdem: Man muss nicht immer glücklich sein, sagt der Philosoph Wilhelm Schmid. Und: Der Windparkbetreiber Prokon ist pleite. Wer ist der Mann hinter der Firma? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Dann gibt es Männer, denen es wie mir geht. Die wollen nicht Händchen halten, deshalb packen sie ihre Frauen gleich am Nacken und schieben sie durch die Gegend. Da bekomme ich schon vom Zuschauen Aggressionen. Ganz schwierig sind die Paare, bei denen der Mann auf offener Straße an der Frau rumzerrt. Ob er dabei die Grenze von Zuneigung zu Gewalt überschreitet, ist ohne Befragung schwer ersichtlich.

Letzte Woche musste ich daher einen jungen Mann auffordern, sofort seine Freundin loszulassen. Dabei wurde ich von einem Autofahrer beobachtet, der das total unnötig fand. Der erzürnte Mann schrie aus dem Fenster, ob ich keine eigenen Probleme hätte. Vielleicht hat er ja recht.

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5 Kommentare

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  • Ein kluger Mensch hatte mit feiner grüner Sprayschrift auf den Wegbelag

    an der Hohenzollernbrücke in Kölle

    zu der Schlösserwand folgendes

    gesprüht:

     

    Was ist von einer Gesellschaft zu halten,

    deren Symbol der Liebe das Vorhängeschloß ist?

     

    noch Fragen?;-)

    (eines Tages war diese klug-ironische Sentenz - entfernt!)

    • @Lowandorder:

      "..(eines Tages war diese klug-ironische Sentenz - entfernt!).."

       

      Jau:

      "Love's Labour's Lost."

      Schlösser zu Rost.

      (Un wat dat aal kost) ;-)

  • "Vielleicht hat er ja recht."

    Ähm....ja. Und das scheint sich mit der Zeit auszuwachsen.

    Der grundsätzliche Aspekt ist allerdings so falsch nicht: Ich kann die ganzen Händchenhalter und Duziduzi-bussi-Austauscher in der Öffentlichkeit auch nicht ab. Noch schlimmer ist das flegelhafte, fast schon brutal belästigende lautstarke Knutschen mancher - die das dann wohl für schwer fortschrittlich halten, sich aber in Wirklichkeit kaum konservativer zeigen könnten: " Alle hersehen, ob ihr wollt oder nicht, was ich, ich, ich habe!" Und das geschieht wechselseitig, so das beide es als 'wir' tarnen können.

  • "Der erzürnte Mann schrie aus dem Fenster, ob ich keine eigenen Probleme hätte. Vielleicht hat er ja recht."

     

    Sie sind single? Dann könnten wir doch aus dem "Vielleicht" ein "Wahrscheinlich" machen. So wieder und wieder erlebt. Ich hielt sehr lange den Aufbau einer guten, erfüllten Beziehung für die erstrebenswerteste Form des Zusammenlebens mit Menschen schlechthin. Die Realität hat mich da korrigiert. Die zuverlässigsten, liebevollsten, dauerhaftesten, krisenfestesten, vertrauensbasiertesten Beziehungen sind jene mit wahren Freunden. Paarbeziehung im 21. Jahrhundert, geht das noch (ich kenne ein paar tolle Beispiele, wenige)?

  • Was war jetzt der Inhalt dieses Textes? Das Gehwegversperren kommt nicht bloß bei Paaren vor. Eine Gruppe - jeder Art - ist ganz auf sich bezogen und niemand fühlt sich verantwortlich für achtsames Auftreten. Vielleicht könnten Sie da mal recherchieren. Oder dass endlich mehr Autofahrer auch am Tag und bei Sonnenschein - gerade dann! - die Scheinwerfer einschalten. Es findet sich sicher ein sinnvolles Thema.