piwik no script img

Kolumne So Sach(s)enDie Burg als trautes Eigenheim

Denis Giessler
Kolumne
von Denis Giessler

Der Biber kehrt nach Leipzig zurück. Noch ist er streng geschützt, was nicht alle erfreut. Jetzt gilt es, die Biberburg auszubauen.

Hier fließt nichts mehr. Mehrere Biber haben Bäume gefällt, um einen Fluss zu stauen Foto: Juliux

N ach der Wildkatze und dem Waschbär ist im Leipziger Auwald nun ein weiterer pelziger Bewohner hinzugekommen – der Europäische Biber. Mit dem Titel als Leipziger Auwaldtier 2018 will die Stadt Leipzig auf die streng geschützte Art aufmerksam machen, die seit drei Jahren wieder im Stadtgebiet lebt. Sieben Biberreviere haben Leipziger Tierschützer kartografiert, den neuesten entdeckten sie kürzlich am Karl-Heine-Kanal. Sachsenweit gibt es wieder 500 Reviere eines Tieres, das hierzulande lange ausgerottet war.

Das lag vor allem an seinem dichten Pelz. Jäger konnten ihn teuer verkaufen und warme Kleidung daraus herstellen, das Fleisch schmeckte, und ein Drüsensekret namens Bibergeil half angeblich gegen Kopfschmerzen. Nach einer gnadenlosen Bejagung war es 1846 dann so weit und der Biber in Sachsen ausgerottet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Biber wieder angesiedelt, vor allem in Bayern und der DDR.

Für Leipziger Verhältnisse lebt das pelzige Säugetier indes recht klassisch: Hat sich ein Biberpaar einmal gefunden, bleibt es ein Leben lang zusammen – und beginnt auch gleich mit dem Bau des trauten Eigenheimes: der Biberburg. Bis zu 50 Zentimeter dicke Bäume zerknabbert der Nager dafür. Im Nordwesten Kanadas entdeckten Forscher auf Satellitenfotos sogar eine regelrechte Biberfestung, die knapp einen Kilometer breit war. Hierzulande werden die Burgen allerdings maximal zwei mal zwei Meter groß. Von dem gestauten Wasser renaturiert sich die Landschaft, Libellen und Eisvögel brüten darin.

Allerdings freut sich nicht jeder über das Stauen ober abgenagte Bäume. Bauern beklagen überflutete oder abgeerntete Felder, denn der Biber liebt Maiskolben und Obst. Der Ruf nach einer flächendeckenden Bejagung wird dabei immer lauter. Wenn es ernst wird, sollten sich die Biber ein Vorbild an der Festung ihrer kanadischen Kollegen nehmen. Mit Gräben und Zugbrücke, Palisadenwällen und Türmen samt patroullierenden Biberwächtern sollten die Nager auch jede noch so lange Belagerung aussitzen können.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Denis Giessler
Chef vom Dienst, Social-Media und die Wahrheit
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!