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Kolumne Press-Schlag„Die Schraube wird angezogen“

Kommentar von Markus Völker

Der Ausschluss des Zweitligisten Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal ist nachvollziehbar. Und doch ist das Urteil des DFB-Bundesgerichts problematisch.

Pyrotechniker in Aktion: Dynamo-Fans beim DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96. Bild: dpa

D as Bundesgericht des DFB hat Dresden rausgekickt. Die Sachsen dürfen in der kommenden Runde nicht am DFB-Pokal teilnehmen. Der Verein wurde abgestraft für Fans, die immer wieder über die Stränge schlugen. Es war nicht so, dass der Verein nicht gewarnt worden wäre. Der Pokalausschluss drohte ja schon einmal, da konnte er gerade noch abgewendet werden. Diesmal konnten die DFB-Sportrichter aber nicht aus ihrer Haut. Sie setzten auf die harte Sanktion.

Damals wie heute stehen die Dynamo-Fans am Pranger. Es sind nicht nur die, die randaliert und Pyros gezündet oder wie zuletzt in Kaiserslautern die Scheiben von Bussen eingeschlagen haben, es ist im Grunde die gesamte Dresdner Anhängerschaft, die im Ruch der Gewaltverherrlichung und Unbelehrbarkeit steht. Doch die Sache ist etwas komplizierter. In der Dresdner Fan-Landschaft steht kein monolithischer Block aus Dumpfbacken und Schlägern, hier gibt es auch andere.

Neue Impulse bei der SG Dynamo

Zwar gibt es eine ausgeprägte Tradition des Hooliganismus bei der SG Dynamo, aber die neuen Impulse der Ultra-Bewegung greifen auch im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Der „Capo“ Stefan Lehmann, also der Einpeitscher im Dresdner K-Block, hat kürzlich im Stadionmagazin Dynamo-Kreisel klare Worte gefunden: „Nach dieser Lautern-Scheiße hatte ich eigentlich keinen Bock mehr. Das war ein Punkt, wo ich gedacht habe: ’Macht euren Scheiß ohne mich.‘“

Noch klarer positioniert sich die Fangruppierung „1953international“, die es seit 2006 gibt. Ihnen geht es um „antirassistische Standards“ bei der SG Dynamo. Die Gruppierung will mittlerweile „ein Umdenken“ im Club beobachtet haben. Zwar seien „alte Gewohnheiten“ noch nicht überall überwunden, aber mittlerweile ist es möglich, dass sich 5.000 Fans zu einer symbolischen Geste aufraffen und eine Rote Karte in die Hand nehmen, um rassistische Fans des Feldes zu verweisen.

Verein in Geiselhaft

Es ist diese Entwicklung, die das DFB-Urteil problematisch macht. Erstens wird ein durchaus lernfähiger Verein in Geiselhaft für Klopper und Zündler genommen, die, glaubt man Insidern, nicht mehr zur eigentlichen Dresdner Fan-Community gehören und hauptsächlich auf Auswärtsspielen die große Bühne nutzen. Und zweitens könnte dieses Urteil den Prozess der Liberalisierung der Dresdner Fanszene verlangsamen. Viele kommen sich übervorteilt und gegängelt vor. Der Hass auf den DFB dürfte jetzt wieder größer werden. Mäßigenden Kräften wird die Arbeit mit diesem Urteil erschwert.

„Die Schraube wird einfach immer mehr angezogen“, sagt „Capo“ Lehmann, „die Fankultur wird immer mehr eingeengt. Und es gibt kaum ein Entgegenkommen von der anderen Seite. Ein bisschen Kompromissbereitschaft würde da viel Feuer rausnehmen. Wenn die Schraube ein bisschen gelockert würde, wäre es auch eher möglich,Verantwortung zu übernehmen und zu schauen, dass wir keine Scheiße bauen.“ Aber diesen Kredit wollte das DFB-Bundesgericht nicht mehr gewähren. Man kann auch das verstehen.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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3 Kommentare

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  • B
    Brennessel1000

    bleibt ja nur zu hoffen, dass andere Vereine ähnliche Konsequenzen erleiden müssen wenn sich der Spackenteil ihrer "Fans" mal wieder daneben benimmt. Es ist eigentlich ein Skandal dass ausgerechnet Dresden die erst Mannschaft ist an der solch ein Exepel statuiert wird, eben weil es in letzter Zeit viel positives über die Fanarbeit zu hören gab. Für die Zukunft: Gleiches Recht für Alle, gleich harte Strafen für alle. Auch für WestClubs!

  • P
    PierreK

    Es gab mal einen Artikel in der Taz über die "ungerechte" Medienwahrnehmung der Fußballfans aus Dresden. Da wurde den Medien ein Vorwurf gemacht.

     

    Nun würde ich gerne mal wissen, warum in diesem Artikel über Fans aus Dresden, ganz explizit von "rassistischen Fans" gesprochen wird?

    In dem schnell abgehakten Artikel über den Übergriff auf die Dortmunder Fanbetreuer in Donezk, wurde mit größter Mühe versucht die Täter nicht als "Fans" zu bezeichnen. Dabei waren dies ganz klar Dortmunder Fans, die ihren Verein weiterhin "rechts" sehen wollen.

     

    Schwarz-Gelb im Osten darf und muss wohl mit der rechten Problematik beschrieben werden, aber der sympathische schwarz-gelbe Club im Westen, darf weiterhin auf ein Schweigen der Medien hoffen.

  • FR
    Frau Runzel

    "Pyrotechniker in Aktion" ist eigentlich schon der Anfang vom Ende des Artikels...

     

    Dass hier die Entscheidungsgrundlage (nämlich langfristige und einfach für gar nichts gute Gewalt von eben immer wieder dieser Fangruppierung aus Dresden) des Urteils nicht näher beleuchtet wird, war ja klar!

    Ein Typ vom Zaun wird befragt, was er von Repression hält- Klar, der ist davon genervt: Sind Kinder auch, wenn sie auf den Auszeit- Stuhl müssen!

     

    Dass hier die Opfer von Fan-Ultra-Pyro-Hool-wasweißich-Gewalt nicht zu Sprache kommen und die Perspektive des Autoren die der Täter und eben nicht die der Opfer ist, stellt das Problem gut dar:

     

    Auch in diesem Artikel wird sich nicht laut und deutlich von Gewalt distanziert...