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Kolumne Press-SchlagGanz alltäglicher Kinderhandel

Kolumne
von Johannes Kopp

Der FC Barcelona wurde zur Höchststrafe verdonnert. Meint es die Fifa ernst mit dem Schutz von Minderjährigen, müssen sich nun viele Klubs fürchten.

Im Nachhinein versteht man die Trikotwerbung des FC Barcelona fürs Kinderhilfswerk Unicef gleich besser. Bild: imago / bpi

F raglos hat der FC Barcelona den Kinderhandel besonders exzessiv betrieben. Beflügelt vom Werdegang Lionel Messis, der als 13-Jähriger aus Argentinien nach Spanien kam und heute einen Marktwert von gut 120 Millionen Euro hat, ist man beim katalanischen Klub versessen darauf, derartige Wertsteigerungen wieder zu erzielen. Aber natürlich buhlt Barca nicht allein um die vermeintlich noch zu schleifenden Edeltalente. Real Madrid beispielsweise bietet schon längst mit.

Insofern kommt das drakonische Urteil, das Transferverbot über zwei Wechselperioden, einem sportpolitischen Erdbeben gleich. Zumal die Fifa-Disziplinarkommission das Urteil moralisch begründet. Das Interesse am Schutz der „angemessenen und gesunden Entwicklung eines Minderjährigen“ stehe über den rein sportlichen Interessen, ließ der Fußball-Weltverband wissen. Infolge dieser beispiellosen Sanktion werden jetzt alle genau hinschauen, wie die Fifa diese Interessenabwägung ausbuchstabiert.

Grundsätzlich, so legt es der Verband fest, dürfen Spieler unter 18 Jahren international gar nicht transferiert werden. Ausnahmen können aber von einer Prüfungskommission gebilligt werden. Die moralische Argumentation wirft so manche Frage auf.

Warum hielt die Fifa etwa vor drei Jahren den Transfer des erst 11-jährigen Takefusa Kubo aus Japan nach Barcelona für entwicklungsförderlich? Warum durfte der Hamburger SV einen 16-Jährigen aus Tschechien verpflichten? Und warum sorgt sich die Fifa lediglich bei internationalen Transfers um das Kindeswohl?

Auch in der Bundesliga ist ein Wettbewerb um die Verpflichtung von talentierten Kindern entbrannt. Hoffenheim und Wolfsburg verpflichteten etwa jeweils einen 13-Jährigen aus Berlin. Fredi Bobic, der Manager des VfB Stuttgart, regte sich jüngst auf, weil ihm der RB Leipzig zwei 12-Jährige abspenstig machen wollte.

Jenseits der Frage, inwieweit die Kinder unter den früh geweckten Erwartungen zerbrechen, zweifeln Experten auch daran, dass die Klubs aus dem fragwürdigen florierenden Kinderhandel Profit schlagen können. Die körperliche Entwicklung von Heranwachsenden ist meist unabsehbar und damit auch jegliche Leistungsprognose nicht seriös. Wenn die Fifa es ernst meint mit dem Kinderschutz, kann das Barca-Urteil nur der Anfang gewesen sein. Alles andere wäre scheinheilig.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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