Kolumne Pflanzen essen: Mein Ovo-Lacto-Flexitarier
Als Hundebesitzerin muss ich wählen: Fleisch in den Fressnapf oder darf es doch nur vegane Kost sein. Und dazu dann ein paar Extra-Pillen.
V or einem Jahr haben mein Mann und ich über eine Tierschutzorganisation unseren Yorkshire Terrier Teddy adoptiert. Tiere retten ist eine gute Sache, finden wir. Aber viele Veganer stehen vor einem Dilemma, wenn es um Haustiere geht.
Soll man das Leben eines Tieres bewahren und es dann mit anderen toten Tieren ernähren? Mein Bekannter, der Sänger und Tierschützer Moby, nimmt aus genau diesem Grund weder Hunde noch Katzen bei sich auf.
Ein befreundetes Veganer-Pärchen dagegen füttert seine Hunde täglich mit Biofleisch, obwohl es lieber sterben würde, als Medikamente zu nehmen, die an Tieren getestet wurden. Jeder, der das kritisiert, wird mit einem unflätigen Synonym für After bedacht.
Meine Tierärztin sagt: „Menschen, die ihre Haustiere vegan ernähren wollen, sollen sich einen Hasen anschaffen. Alles andere ist Selbstbeglückung.“ Der Tierarzt eines Freundes, der seinen Hund seit Jahren mit veganem Futter ernährt, entgegnet, dass Hunde auch von Pflanzenkost leben können. Als Grund nennt er die Evolution an der Seite des Menschen.
Der Hund des besagten Freundes ist topfit, allerdings ist er angewiesen auf Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D3 und Taurin. Im Grunde also genauso unnatürlich wie kommerzielles Tierfutter aus dem Supermarkt, dem weiß nicht mal Gott was beigemischt wurde und das nichts mehr zu tun hat mit dem Hasen, den ein Hund in der freien Natur erlegen würde.
Wie man es auch angeht, als Veganer zieht man bei der Wahl des Tierfutters die, ehem, After-Karte. Füttert man Fleisch, wird man Heuchler genannt. Ernährt man seine Fellnase voll vegan, wird man als voll plemplem bezeichnet.
Und mein Terrier Teddy? Der ist Ovo-Lacto-Flexitarier mit gelegentlichem Hang zu Hühnchen und Hülsenfrüchten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken