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Kolumne Nullen und EinsenTesla gegen das menschliche Maß

Das Tesla Model X sieht nicht nur heftig aus, das E-Auto hat eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern. Warum es Ökolinke trotzdem blöd finden.

Sie finden Model X futuristisch? Elon Musk versprach für das neue Model gar einen Raketenantrieb Foto: imago/ZUMA Press

D as ist doch nur ein Auto, dachte ich, als ein Bekannter zu einer Tesla-Fahrt durch Berlin einlud. Und dann steht plötzlich das Monster vor mir: Tesla Model X, ein SUV mit Allradantrieb, ein paar Zentimeter größer als ich, zwei Meter breit, mit seinen aufschwingenden Flügeltüren kommt es direkt aus der Zukunft.

Während wir fahren, ruckelt das Auto heftig auf der Sonnenallee, einer oft chaotisch befahrenen Straße in Berlin-Neukölln. Und erst dann merke ich, dass gerade nicht der Fahrer sondern der Autopilot fährt. Denn der Tesla ist teilautomatisiert! Gut, das klingt jetzt nicht so cyber wie vollständig „autonom“. Aber das Auto kann die Spur halten, dem voranfahrenden Wagen folgen oder nach Aufforderung selbstständig die Spur wechseln, am besten klappt das alles auf der Autobahn.

Und auf einmal packt mich die Tesla-Begeisterung. Ich schicke ein Dutzend Videos an Freunde, die antworten nur streng: „Pass auf“ und „Hast du keine Angst?“ Nein, ich glaube an den technischen Fortschritt. Wenn ich dieses Auto besitzen würde, wären meine Ängste ökonomisch: Beispielsweise gehackt zu werden, so wie belgische Forscher vergangene Woche zeigten, dass sie einen Tesla in nur zwei Sekunden öffnen können. Oder dass Tesla pleite geht, und das mit dem Internet verbundene Auto ohne Softwareupdates und Server nutzlos wird. Oder dass das Auto während wir parken, angezündet wird. Nicht, weil das Auto ein Tesla ist, sondern wegen des BaWü-Kennzeichens.

In Neukölln bekommen wir die krassesten Blicke. Spätiverkäufer, Bier trinkende Touris, Kraftfahrer, Ampelüberquerer, alle glotzen. Der Tesla ist eben auch ein Statussymbol. Obwohl das Elektroauto eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern hat und sich als Siebensitzer prima für Fahrgemeinschaften eignen würde, ist seine Zielgruppe gerade nicht das öko-linke Milieu. Vielen ist der Tesla zu protzig, zu amerikanisch und Tesla-Chef Elon Musk, der auch Paypal und die private Raumfahrtfirma SpaceX mitgründete, ein zu böser Kapitalist und „Großkotz“. Er versprach gar einen Raketenantrieb für das neue Tesla Model. Turbokapitalist.

Gegen das menschliche Maß

Vielleicht sind viele Linke auch einfach zu technikfeindlich. Dystopien, dass Roboter und autonome Maschinen irgendwann die Menschheit bekämpfen werden, sind natürlich Quatsch. Doch man muss sagen, Tesla Model X kämpft tatsächlich ein bisschen gegen das menschliche Maß.

Im Auto wird einem schlecht, wenn man zu lange auf den riesigen Bildschirm der Heckkamera guckt. Ständig stoßt man sich an den futuristischen Flügeln den Kopf. Man darf bei dem 120.000 Euro teurem Auto die vorderen und hinteren Türen nicht gleichzeitig öffnen, weil sie sich sonst verkeilen. In den zugeparkten Seitenwegen kommt der breite Tesla nicht klar. Beim Parken ragt das Ding fast einen halben Meter auf die Fahrbahn. Es verstopft die Stadt. Am Ende ist der Tesla dann eben doch nur ein ganz normales Auto.

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Svenja Bednarczyk
Entwicklungsredakteurin
im Produktentwicklungsteam der taz im Netz. taz seit 2012.
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7 Kommentare

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  • Nein, am Ende ist der Tesla eben KEIN ganz normales Auto. Er ist Produkt gewordene Ressourcenverschwendung.

    Fortschritt ist nicht die auf die Spitze getriebene Ideologie steinzeitlicher Höhlen-Machos, derzufolge es immer noch ausschließlich darum geht, wer denn den Dicksten, den Längsten oder den Schnellsten hat. Fortschritt ist anders. Oder er ist gar nicht.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Teslas (zumindest das Model S) erziehen ihre Fahrer zum umweltschonenden Fahren. Bei üblichen Geschwindigkeit auf deutschen Autobahnen fällt die Batterieladung schneller als man "Musk" sagen kann. Und wer trotzdem nicht hören will, dem wird die Leistung hart abgregelt:

    jalopnik.com/heres...burgrin-1600644908

    "The lap itself was around 10 minutes Bridge to Gantry (in heavy traffic) but unfortunately the car went into a reduced power mode about 3 minutes in due to excess battery heat (at least, that's my guess). "

  • "... mit seinen aufschwingenden Flügeltüren kommt es direkt aus der Zukunft."

    Wohl eher aus der Vergangenheit. Der Mercedes-Benz 300 SL von 1952 war das erste Auto mit Flügeltüren. Diese Türen sind der Grund warum dieses Auto eine Ikone ist, waren im Grunde aber nur eine Notlösung: da der Schwerpunkt exakt in der Wagenmitte liegen sollte und die ganze Konstruktion auf Gewichtsreduzierung und "Windschnittigkeit" ausgelegt war konnte man keine normalen Türen einbauen, da die nötige Steifigkeit nicht gewährleistet werden konnte. Das Ding hätte sich beim losfahren einfach verbogen!

    Hab zwar den Tesla X noch nicht aus der Nähe gesehen aber wenn ich mir auf Bildern die Konstrunktion der B-Säule ansehe und davon ausgehe, das eine möglichst leichte Konstruktion für Tesla, bedingt durch die schweren Batterien, wichtiger als für andere Hersteller ist gehe ich davon aus, daß die Teslakonstrukteure sich aus den selben Grund für Flügeltüren entschieden, wie die Benz Konstrukteure seinerzeit.

    Manchmal wiederholt sich Geschichte eben doch. :-)

  • Mit Öko-Linken die das nich so dolle finden hat das wenig zu tun. Sondern schlicht mit Nüchternheit und Blick auf die Fakten.



    Im aktuellen Stommix produziert ein Tesla umgerechnet 125 g CO2/km (Quelle?: Ich Glaub Ausgabe Juli Spektrum der Wissenscaft 2018), auch verstopfte Straßen sind trotz Stromantrieb nicht nicht mehr verstopft. Die Recyclingfähigkeit der Akkus ist auch noch nicht befriedigend gelöst.

    Alles andere ist Philosophie oder Emotion. Da setzt Musk drauf. Sorry, drauf reingefallen Ihr Kumpel, wie auch die anden Musk-Besoffenen.

    Kleinen Diesel kaufen mit 85 g CO2-Ausstoß.. oder Pedelec .... hätten er mehr gekonnt der Kumpel... ist aber nicht hip!



    Wir inkl. Politik setzen aufs falsche Pferd.

    • @Tom Farmer:

      Diesel sind verflucht laut und stinken.

      Nach wie vor. CO2 hin oder her, schon deswegen raus mit den Dieseln aus der Stadt. Allein hinsichtlich Luftverschmutzung und Lärm sind Elektroautos erheblich im Vorteil.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    " Dystopien, dass Roboter und autonome Maschinen irgendwann die Menschheit bekämpfen werden, sind natürlich Quatsch."

    Natürlich werden die Maschinen die Menschheit bekämpfen und die Geldautomaten werde ihre Anführer sein.

    Aber im Ernst, ein Auto für 120tsd Euro, bei dem sich die Türen verkannten?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      "Aber im Ernst, ein Auto für 120tsd Euro, bei dem sich die Türen verkannten?"

      So denken Leute, die ursprünglich aus der Softwarebranche kommen...