Kolumne Nullen und Einsen: Ich und meine Googlegänger
Wenn man Michael Brake heißt, ist man nicht allein im Netz. Aber was sind das eigentlich für Leute, mit denen man den Namen und die Googletreffer teilt?
N un habe ich es geschafft. Ich bin die Nummer 1. Und die Nummer 2, 3, 6, 7, 8, 9 und 10 noch dazu. Die Disziplin: Egogoogeln. Meine Konkurrenz: Groß, denn Michael Brakes gibt es dank meines Langweiler-Vornamens (von 1950 bis 1980 in der Top Ten der beliebtesten deutschen Jungsnamen) einen Batzen, und auf Englisch funktioniert mein Name ja auch (wie mir auch neue Bekanntschaften gern erklären: „Haha, du heißt ja Meikel Bräyk, wie lustig“ – danke, war mir nie aufgefallen).
Egogoogeln hat einen schlechten Ruf, wegen Eitelkeit und so. Aber als freier Journalist darf ich das, immerhin stellt mein Name ein gewisses Kapital dar und da will man ja sehen, wo man steht. Um das auszuprobieren, habe ich die Filter Bubble meines persönlichen Browserseitenverlaufs verlassen und bin in ein Internetcafé gegangen. Und, tada: acht Plätze in den Top Ten, tatsächlich michaelbrake.de auf der 1, dahinter mehrere Übersichts- und Profilseiten aus dem Medienbereich, außerdem ein taz-Artikel, von dem ich nicht weiß, warum genau er es geschafft hat. Es geht um die Auslosungstöpfe der Fußball-EM.
Das aber war nicht immer so. Bis vor kurzem hatte ich einen hartnäckigen Konkurrenten: Dr. Michael Brake, Inhaber einer urologischen Praxis in Offenburg und Oberkirch, hielt dank hoch gerankter Branchenbucheinträge mehrere Top-Ten-Plätze. Jetzt steht er nur noch auf der 4 und der 17. Auch Dr. Frank-Michael Brake aus Hagen ist auf Platz 16 und 20 zurückgefallen.
arbeitet als freier Journalist, unter anderem für taz2medien und taz.de.
Googlegänger – eine Verwortspielung des englischen Germanismus Doppelgänger – heißen solche Leute. Neben den Ärzten sind das bei mir die beiden prominentesten Michael Brakes: ein Filmkomponist, der in der Internet Movie Database über 80 Einträge bei Musikschnitt hat, unter anderem für „How I met your mother“. Und ein Soziologe, der 1985 das Buch „Comparative Youth Culture“ geschrieben hat.
Diverse andere Googlegänger habe ich dank der absurden Präsenz meiner eigenen Webseite (ich habe offenbar einen grünen SEO-Daumen, it’s magic) komplett aus den Trefferlisten verdrängt: den Michael Brake, der bis Mitte 2010 in der Ü50-Fußballmannschaft des SC Paderborn spielte („Den Ausgleich vergab Michael Brake nach tollem Solo und Zuspiel von Ben Schlootköter freistehend aus 8 Metern“). Den Michael Brake, der laut einem Bericht in der Neuen Presse Ende 2011 seine Straßenhändler-Lizenz für Hannovers Fußgängerzone verloren hat.
Auch den Michael Brake, der mit seiner Scheinfirma Five Star Global Management in einen millionenschweren Vorschussbetrug rund um ein fiktives Ferienressort verwickelt war („Michael Brake is another one of Andre Muran’s con men that were used to steal peoples hard earned money.“). Den Michael Brake, der als neuseeländische Ruderhoffnung zu den Olympischen Spielen 2016 will. Den Michael Brake, der 1999 wegen des Totschlags an seinem eigenen Sohn zu 18 Monaten Haft verurteilt wurde („Brake killed the baby when he hit him in the head with his hand.“) Und den Michael Brake, von dessen Tischfußballniederlage mit Jens Schulz es ein YouTube-Video… ach nein, das bin ja auch ich.
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