piwik no script img

Kolumne Nebensachen aus BangkokWem das Wasser bis zum Halse steht ...

Kolumne
von Nicola Glass

Thailand wird von den schlimmsten Überschwemmungen seit 50 Jahren heimgesucht. Doch Krisenzeiten fördern neue Ideen. Und so werden Stühle zu Toiletten.

T hailand wird von den schlimmsten Überschwemmungen seit 50 Jahren heimgesucht: Alles um Bangkok herum versinkt in den Fluten. Auch in der Stadt wurden schon Areale nahe dem Fluss Chao Phraya überschwemmt. Aber dies ist - bislang jedenfalls - nichts verglichen mit dem, was die Menschen in den Vororten der Hauptstadt oder den Nachbarprovinzen durchmachen.

Dort bewegen sich die Einwohner nur noch mit dem Boot vorwärts, andere bahnen sich bis zur Hüfte oder Brust im Wasser mühsam ihren Weg durch die Wassermassen. Bislang kamen fast 300 Menschen ums Leben, mehr als 100.000 Thais harren in Notunterkünften aus. Wer sein Hab und Gut bisher noch nicht verloren hat, versucht es bestmöglich zu schützen.

In Bangkok, wo seit Tagen davor gewarnt wird, dass bald auch im Zentrum "Land unter" herrschen könnte, waren viele, die nicht in Hochhäusern residieren, damit beschäftigt, die Eingänge ihrer Häuser mit Sandsäcken oder kleinen Mauern abzudichten. Doch für die, die auf Nummer sicher gehen und sich noch Schwimmwesten zulegen wollten, gab es eine böse Überraschung: Entweder waren die Dinger ausverkauft oder wurden von Wucherern, die aus der Krise Kapital schlagen wollten, völlig überteuert angeboten.

Bild: privat
NICOLA GLASS

ist Asien-Korrespondentin der taz und berichtet aus Thailand.

Als sich das herumsprach, schlugen findige Geister den Ausbeutern ein Schnäppchen und verbreiteten Ideen, wie die Bevölkerung sich selbst helfen könnte: Im Internet und in Zeitungen wurde vorgeführt, wie man sich aus Dingen des alltäglichen Bedarfs seine Schwimmweste oder Toilette basteln kann. Da mussten viele denn doch schmunzeln - trotz der verheerenden Nachrichten, die täglich die Runde machen.

Ein Tipp lautet: Man nehme zum Beispiel einen Erste-Hilfe-Beutel und schneide drei Löcher für Kopf und Arme hinein. Dann nehme man leere Plastikflaschen mit Deckeln und befestige diese rundherum: Fertig ist die "Do it yourself"-Schwimmweste, die an der Taille einfach festgezurrt wird.

Auch der Bau einer Notfalltoilette sei kinderleicht, hieß es auf Facebook: Aus der Sitzfläche eines rundlichen Plastikstuhls ohne Lehnen schneidet man ein Loch heraus und stopft dann einen großen, festen Müllsack hinein. Dessen Enden werden rund um den Stuhl befestigt. Eine super Idee, so lobten alle, die das dazugehörige Foto anklickten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!