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Kolumne MännerEr steht einfach nicht auf dich

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Männer klagen nicht, sie gerieten „immer an die Falsche“. Leider. Auch was weibliches Rülpsen angeht, tappt der Mann im Dunkeln.

E s gibt Sätze, die habe ich noch nie von einem heterosexuellen Mann gehört. Dazu zählt, mit Blick auf einen Cocktail, der Ausruf: „Guck mal, so schöne Farben!“ Oder die informationsneutrale Aussage: „Ist schon kühl, wenn die Sonne weg ist.“ Bedauerlich aber finde ich, dass ich keinen Mann kenne, der mal seufzend gesagt hat: „Ich gerate immer an die Falsche.“

Männer sind bei der Partnerwahl im Schnitt nicht dümmer oder klüger als Frauen. Auch sie glauben mitunter, dieses Mal nun wirklich die Richtige gefunden zu haben. Dabei könnte ihnen jeder Statistikstudent im ersten Semester bei einem Cocktail beliebiger Farbe erklären: Solange jemand bei der Partnersuche dieselben unbewussten und bewussten Suchkriterien anlegt, wird er oder sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an ähnliche Charaktere geraten wie bei den Beziehungsversuchen zuvor. Mit ähnlichen Resultaten. Doch nur von Frauen höre ich: „Ich gerate immer an den Falschen.“ Das macht mich neidisch.

Diesen Seufzer stelle ich mir sehr angenehm vor. Er entlastet vom Druck, sich unentwegt als selbstbestimmtes Wesen zu verstehen. Oder zumindest davon, sich als solches zu präsentieren. Schließlich hat niemand die volle Kontrolle über die Folgen frühkindlicher Prägungen und Sehnsüchte. Apropos Druck ablassen: Einst verließ ich mit einer begehrten Frau eine Kneipe. Anstatt mit mir vor der Tür zu knutschen, rülpste sie laut und sagte zufrieden: „Das tat gut.“ Und ich redete mir ein, das sei ja jetzt nicht unbedingt ein Zeichen erotischen Desinteresses.

In der Öffentlichkeit gilt ein Mann, der die Verantwortung für das Scheitern seiner Beziehungen stets anderswo sucht, schnell als jemand, dem auch recht kalt wird, wenn die Sonne weg ist. Hingegen erzählte mir eine Freundin ungerührt von ihrem Seitensprung. Ihr Freund sei nun mal gefühl- und gedankenlos gewesen und kaum an Sex interessiert: „Da wäre ich sonst eingegangen wie eine Primel.“ Betrug aus Notwehr.

Bild: taz
MATTHIAS LOHRE

ist Reporter der taz.

„Viele Frauen haben das Drehbuch für die perfekte Romanze seit ihrer Jugend im Kopf und casten sozusagen ihren persönlichen Hauptdarsteller“, urteilte der Psychotherapeut Stefan Woinoff in einem Interview. „Nur dass der zur aktuellen Lebenssituation schon längst nicht mehr passt.“ Das gesteht manche Frau sich nicht ein. Erfüllt der Mann nicht ihre unbewussten Sehnsüchte – oder bedient er eben ihre verdrängten Ängste –, war er halt „der Falsche“. So eine Entlastungsstrategie will ich auch. Es ist nämlich nicht sehr angenehm, sich einzugestehen, dass man ein gewisses akustisches Warnsignal ignoriert hat.

Viel angenehmer wäre es doch, könnte ich mir einreden, Rülpsen zeuge von Entspannung. Entspannung ist ein Hinweis auf Sympathie. Sympathie führt zu Küssen. Küsse führen zu Sex. Rülpsen – süßes Versprechen der Liebe!

Wenn ich genauer darüber nachdenke, merke ich: Mit ihrem Rülpser wollte die Angebetete mich tatsächlich scharfmachen. Vielleicht habe ich ja ein entscheidendes Locksignal übersehen. Ich sollte sie mal wieder anrufen. Sie hat eine zweite Chance verdient. Diesmal ist sie bestimmt die Richtige.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

12 Kommentare

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  • J
    Jojas

    Ich selbst war einmal mit einer Frau rendezvousmäßig abends unterwegs, die in einer jener schweigsamen Pausen, die manchmal entstehen, wenn man sich nichts zu sagen weiß, derart formvollendet - sowohl was Austritts- bzw. Flugwinkel oder wie man das nennt (ein Speerwerfer wäre neidisch geworden), wie auch Form, Konsistenz und Farbe betreffend (weißlich, kompakt, vermutlich nahezu schleimlos, wie eine große Perle) - ausspuckte - und das geradezu geräuschlos, nur ein leises "Fft.." war zu hören - daß es vollends um mich geschehen war.

     

    Daß eine Frau, die so etwas kann, tatsächlich mit mir ausging (und nicht nur einmal!), damit gehe ich heute noch hausieren.

     

    Also, ist mir nur grad eingefallen...

  • J
    Jojas

    Ich selbst war einmal mit einer Frau rendezvousmäßig abends unterwegs, die in einer jener schweigsamen Pausen, die manchmal entstehen, wenn man sich nichts zu sagen weiß, derart formvollendet - sowohl was Austritts- bzw. Flugwinkel oder wie man das nennt (ein Speerwerfer wäre neidisch geworden), wie auch Form, Konsistenz und Farbe betreffend (weißlich, kompakt, vermutlich nahezu schleimlos, wie eine große Perle) - ausspuckte - und das geradezu geräuschlos, nur ein leises "Fft.." war zu hören - daß es vollends um mich geschehen war.

     

    Daß eine Frau, die so etwas kann, tatsächlich mit mir ausging (und nicht nur einmal!), damit gehe ich heute noch hausieren.

     

    Also, ist mir nur grad eingefallen...

  • V
    vorschlaghammer
    So eine Entlastungsstrategie will ich auch.

     

    wie wärs mit "mein glied ist zu klein"?

  • BB
    Burp Bäuerchen

    Rülpsen ist was Wunderbares.

    Eine Kulturtechnik und hohe Kunst, die ich nicht missen möchte.

    Ich kann's. Und wie! Und ich bin stolz drauf!

    Schon in ganz jungen Jahren habe ich jeden Rülpswettbewerb gewonnen.

    Bis zu dem denkwürdigen Tage, als ich meinen mir mittlerweile selbstverständlichen Titel "King of Rülpsing aller Klassen" abgeben musste - welch Schande.

    Verloren habe ich gegen eins 11-jähriges, süßes, blondes und zutiefst hinreißendes Mädchen mit Zöpfen.

    Meine Güte, sie hatte es drauf! Sie hat gerülpst, dass die Fensterscheiben geklirrt haben. Nicht den Hauch einer Chance hatte ich gegen sie.

    Und solche Fähigkeiten sollen nicht erotisch oder zumindest anziehend sein? Von wegen! Von Stund' an war's um mich geschehen. Sie war meine erste große Liebe.

    Nach dieser denkwürdigen Kinderferienfreizeit habe ich sie nie wiedergesehen.

    Das tragische Ende einer jungen Liebe, die durch den grandiosesten, fantastischsten und donnerndsten Rrrrülpser aller Zeiten entfacht wurde.

  • N
    Naja

    Vielen Dank Herr Lohre,

    wieder mal eine sehr gelungene Kolumne.

     

    In der Tat ist es so, dass Frauen (im Allgemeinen) sich gerne als Opfer, als passives Wesen begreifen. Es "passiert" etwas mit ihnen. Sie können selbst nichts dafür was passiert.

     

    Männer (im Allgemeinen) haben sich hier schon längst emanzipiert und stehen zu dem was ihnen "passiert".

     

    Da müssen Frauen noch viel lernen, rülpsen können sie ja schon.

     

    Gruß

  • G
    Gast

    War da nicht was, ach ja: 'Warum rülpset und furzet ihr nicht?' Schon Goethe war da wohl toleranter.

  • TC
    Thusnelda Cheruscia

    Ist sich der Autor sicher, nicht vielleicht doch homosexuell zu sein?

     

    Bislang bin ich immer davon ausgegangen, typischer Balzruf des heterosexuellen Mannes sei generell lautes Rülpsen.Dementsprechend wird diese aus weiblicher Sicht eher abstoßende Lautmalerei bei sexuellen Interesse einer Frau gegenüber als vermeintlich wirksames Aphrodisiakum eingesetzt.

     

    Die im Artikel beschriebene Frau scheint genau das erkannt zu haben und wird nun ihrerseits versucht haben, plump-steinzeitlich (typisch männlich eben) zu balzen. Ihr mag aufgefallen sein, dass subtil-feinfühlige Annäherungsversuche (wie es zu den üblichen Gepflogenheiten der Damenwelt gehört) im Normalfall beim Objekt der Begierde nicht ankommt.

  • S
    Slobo

    Rülpsen ist cool! Mich würde es nicht stören, wenn meine Freundin rülpsen würde. Ich betrachte es immer als Herausforderung, wenn jemand rülpst - ich versuche also noch lauter zu rülpsen :) Ich finde es irgendwie lustig...habe in den vergangen Jahren auch viel rülpsen geübt.

  • F
    Fux

    Mittelalter-Manieren sind sicher wieder en vogue, sobald wir die nächste Eiszeit hinter uns haben, deshalb solltest Du sie unbedingt schnell anrufen, bevor ihr einfällt, dass Du doch höchstens als Komparse in ihrer persönlichen Hollywood-Romanze geeignet bist.

  • C
    chutullu

    also den rülpser fand ich witzig. ich mag unkonventionelle frauen. ich hätte sie mit nach hause genommen.

  • T
    Tinitus

    Ach Herr Lohre, immer das Gleiche, die Überschrift weckt mein Interesse, neugierig beginne ich zu lesen. Nachdem zu anfangs eine interessante These aufgestellt wird, folgt dann nur noch banales Geschreibsel und meist ein direkter/indirekter Hinweis auf ihr wohl allzu tristes Sexualleben. Es scheint wohl genauso brach zu liegen wie ihr Schreibtalent...Schade!

  • T
    Toby

    Mann, ich würde schon einen Saufkumpanen mit solchem Benehmen auf die hinteren Plätze verbannen. Ein Weib - und sähe es aus, wie Venus selbst - würde mit solch degoutantem Benehmen auf die äußersten Umlaufbahnen totalen und unwiderruflichen Vergessens geschossen. Lieber verschriebe ich mein Leben der ewigen Masturbation. Was lassen Sie der als nächstes durchgehen? Bei solch abgestumpfter Schmerzgrenze währen Sie mit Männern, die die Farbe ihres Cocktails bewundern wahrscheinlich besser bedient. Die rasieren sich gewiß gründlicher und haben ihre vegetativen Körperfunktionen etwas besser unter Kontrolle, als solcherlei bäurisches Weibsvolk.

    Ich bin aufrichtig erschüttert!