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Kolumne MännerTeam Vulva & Team Penis

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Wer über die Sehnsucht nach dem Macho diskutiert, braucht starke Nerven.

Schwierige Geschlechtsdefinition: Als Penis drapierte Frau protestiert 2012 auf dem EM-Maskottchen gegen Prostitution. Bild: reuters

L iebe Hörer, und als zweiten Gast im Studio begrüße ich jetzt Herrn Lohre.

Jetzt bau bitte keinen Scheiß, Alter. Du bist hier im Radio.

„Hallo! Schön, hier zu sein.“

Geht doch. Hast du von mir, deinem Großhirn, also doch was gelernt. Noch mal zur Erinnerung: In dieser Sendung geht’s um Männer und Frauen. Vermintes Gelände. Also: Bleib nett.

Herr Lohre, vorhin sagte unser anderer Studiogast, die Autorin von „Knackarsch zum Frühstück“: Frauen wollen immer noch einen Macho, der sie erobert. Männer, die den Wünschen von Frauen zu entsprechen versuchten, bräuchten sich nicht zu wundern, wenn sie als Luschen abgekanzelt werden.

Ruhig bleiben!

Bild: Privat
Matthias Lohre

ist Politischer Reporter der taz. Vor Kurzem erschien sein Buch „MILDE KERLE - Was Frauen heute alles über Männer wissen müssen“ bei Fischer/Krüger.

„Klar, den Wunsch nach dem Macho gibt es …“

Gut, gut, weiter so.

„… aber die Aussage ist widersprüchlich: Einerseits wünscht sich die Autorin einen Kerl, der tut, was er will. Andererseits hat sie ja ganz genaue Anforderungen, wie ein Mann sein soll.“

Aha, warum passt das nicht zusammen?

„Viele Frauen mögen die Sehnsucht verspüren, erobert zu werden. Bloß: Die Eroberung soll exakt nach ihren Vorstellungen geschehen. Männer sollen tun, was sie wollen, aber bitte nach den Wünschen des Gegenübers. Passen Männerverhalten und Frauenwünsche nicht überein, gerät man schnell in den Bereich sexueller Belästigung. Oder gar in die Nähe Rainer Brüderles.“

Ah, du hast gerade noch die Kurve gekriegt, bevor du wirktest, als wollest du Frauen einen Vorwurf machen. Weiter so.

Aber Herr Lohre, trifft die Autorin, die auch den herrlich frechen Roman „Vergifte deinen Mann und werde glücklich“ geschrieben hat, nicht einen Punkt? Sie sagt: „Ein Mann soll sich immer noch wie ein Mann verhalten. Wenn er Vegetarier ist und einen Rucksack trägt, braucht er sich nicht zu wundern, wenn Frauen ihn für einen Schluffi halten.“

Durchatmen, Junge. Sag auf keinen Fall so was wie: Männer können sich per definitionem nur wie Männer verhalten. Und wehe, du hältst der Autorin vor, sie vertrete ein sexistisches Männerbild. Das klingt humorlos.

„Aaaach, ist es nicht furchtbar öde, …“

Vorsicht!

„… einander nur in Klischees zu beschreiben?“

Ah, okay.

„Ich glaube, viele Menschen ängstigen ihre Wahlfreiheiten. Es beruhigt, einfach an sich hinabzuschauen, um zu erkennen: Ich gehöre also zu Team Vulva oder Team Penis. Aber wer erklärt, es sei ’unmännlich‘, wenn Männer sich mehr um die Familie kümmern, im Job zurückstecken oder ihrer Partnerin zuhören – wenn Kerle also genau das tun, was Frauen brauchen, damit sie sich auch selbst stärker entfalten können –, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der Wandel ausbleibt.“

Den Satz hab ja nicht mal ich selbst verstanden. Er klang, als wolltest du dich beklagen. Das tun nur Luschen. Ich bin weg.

„’Lusche‘? ’Weg‘? Du kannst nicht weggehen! Du bist mein Großhirn!“

Alter, das hast du jetzt nicht laut gesagt, oder?

Liebe Hörer, wir schalten jetzt schnell etwas Werbung.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wurde von der Kritik gefeiert. Anfang 2025 veröffentlichte er seinen zweiten Roman "Teufels Bruder" über Heinrich und Thomas Mann in Italien.
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17 Kommentare

 / 
  • F
    Fan_von_Lohre

    Will. Mehr. Lesen. Von. Lohre. Sofort! Nach Lektüre seiner Artikel in der TAZ hatte mir sein Buch gekauft ("Milde Männer"), viel gelacht, tolle Beobachtungen, begnadeter Schreibstil... Das beste Buch in den letzten 12 Monaten. Da brauche ich als Lohre-Junkie mehr von. BITTE!!!

  • E
    egal

    wer sich ein bißchen verstellen kann sollte es mal testen.mal einen auf softie,mal auf macho machen.als softie wirst du im besten fall der gute freund bei dem sie sich dann ausheulen über den macho der sie so mies behandelt ("du bist ja so ein lieber").als macho bist du zwar irgendwo das arschloch aber du bleibst nicht lange allein.blöd nur wenn man sich in dieser rolle selbst nicht gefällt.aber was will mann machen,mann kann es nicht nur ausschwitzen....

  • J
    Jojas

    Ich verstehe das alles nicht. Vielleicht, weil ich ein recht provinzieller Typ bin und mein Bekanntenkreis ebenfalls recht provinziellen Typs ist.

     

    Denn: Ich kenne Frauen, die stehen auf Machos, auf ganze Kerle, manche sogar auf Arschlöcher. Und ich kenne Frauen, die stehen auf die netten, sanften Typen. Und wenn die einen Frauen mit den einen Männern und die anderen Frauen mit den anderen Männern zusammenkommen, dann sind sie als Paar so glücklich/unglücklich wie man es eben ist in Beziehungen.

     

    Diese ganz anderen Frauen, die, die alles wollen in einem, ein sanftes, liebe- und verständnisvolles Machoarschloch, die also, denen man es eigentlich nie recht machen kann, die kenne ich nur - genau wie ein anderer Kommentator bereits so treffend schrieb - von Medienschaffenden, FeministInnen und Anti-FeministInnen.

     

    Wie gesagt, vielleicht bin ich da einfach zu provinziell.

  • JM
    John M. Keynes

    Warum habe ich eigentlich keine Probleme mit Frauen? Warum bin ich trotzdem ein glücklicher Mann? Weil ich einfach authentisch bin und mich selber bleibe? Verkenne dich selbst, besagt ja ein weises Sprichwort. Oder so ähnlich. Dieser ganze Geschlechterrollen-Tratsch, der sogar mit echten Stammtischparolen (alle Männer sind Vergewaltiger u. ä.) versetzt ist, kommt immer aus derselben Ecke und scheint auch nur diese Ecke zu interessieren: Medienschaffende, FeministInnen und Anti-FeministInnen. Alle anderen Frauen und Männer begehren und lieben sich, wie eh und je.

  • M
    Michel

    An dieser Stelle und bei dieser Gelegenheit auch von mir ein Dankeschön für Ihre Contenance während Ihres Radioauftritts, die ich so sicherlich nicht hätte halten können. Richtig laut lachen mußte ich allerdings, als Sie einräumten, nur wenige intelligente Frauen zu kennen. Mensch, das hätte ich mich nicht getraut, und ich wurde schon verdammig oft als "Frauenfeind" bezeichnet :-)) Gut, daß Sie in der taz noch schreiben dürfen :-)

     

    Schönen Gruß

    Michel

  • J
    Johannes

    hut ab, herr lohre, dass sie höflich geblieben sind.

    die frau hätte es verdient, ihren quatsch verrissen zu bekommen.

  • R
    ReVolte

    @Beinsen

     

    Schuldhaftigkeit?

     

    Die weiblichen Sehnsucht nach dem Macho wirft ein Schlaglicht auf die tatsächliche Schuldhaftigkeit bzw. Beteiligung am Zustandekommen von Geschlechterrollen. Es wird ja bisher immer eine weibliche Mitverantwortung hierbei vehement bestritten und deshalb auch das weit verbreitete, weibliche Bedürfniss nach der "starken Schulter" verleugnet. Esther Vilar musste deshalb bekanntlich sogar das Land verlassen.

    Richtig, es gilt immer noch als unmännlich sich zu beklagen, denn ein Mann hat für Weib und Kind zu funktionieren, im Ernstfall zu marschieren und zu fallen. Und mit all den nicht enden wollenden Benachteiligungsaufschreien von Frauen fragen sich nunmehr immer mehr Männer, warum sie nicht genauso auch mal an sich selber denken für sich selber etwas tun sollten.

    Ja und das gefällt am Paternalismus partizipierenden Frauen wie Sigrid Goddard, der Autorin, mit der Herr Lohre im Radio sprach, so gar nicht. Und so muss der Titel ihres Buches zwangsläufig "Die Männer, die wir lieben, und die Luschen, die wir kriegen" lauten. Und dass die Macho-Hasserinnen ihr nicht umgehend aufschreiend ins Wort fallen, macht ihre zur Schau gestellte Empörung umso unglaubhafter.

     

    Die Frauen, die wir lieben, und die ...

  • B
    Beinsen

    Ein schöner Einblick, der auch klar macht wie Lohre tickt(und womöglich viele anderer gleicher politischer Couleur ticken):

     

    Der Wunsch nach Mäßigung ist verständlich, aber er verkauft das Wesentliche. Um genauer zu sein: man äußert etwas Berechtigtes nicht, weil die Umstände so grau aussehen, dass man sich jegwede Kritik verbietet.

     

    Sexismus gegen Männer wird nicht besser, wenn er eben gegen Männer gerichtet ist. Das aber hat wiederum etwas von einem inneren Stalinismus für diejenigen, die den Werdegang des politischen Systems zwar gutheißen, aber merken, dass „irgendwas nicht ganz richtig läuft”. Es kumuliert doch wieder Political Correctness.

     

    Männer, Weiße, Deutsche, Konservative, die an sich unschuldig sind, aber denen der Makel der Schuldhaftigkeit anhängt, weil er ihnen angetragen wird, sollten lernen für so etwas Banales wie ihre Rechte einzustehen – obwohl sie Männer, Weiße, Deutsche oder Konservative sind.

  • J
    Jörn

    Freie Wahl! Jede Frau kann sich den Mann suchen, den sie will. Ob Macho oder Lusche, Ewiggestriger oder emanzipiert und aufgeklärt, selbstbemitleidend oder selbstbewusst - wo ist das Problem?

     

    Und wenn eine Frau keine weichen Männer mag, dann muss sie diese nicht als "Luschen" beleidigen. Genausowenig braucht sich eine Frau über dominante Männer zu beklagen, so lange diese sie nicht ungefragt dominieren wollen.

    Mag sein, dass einige Frauen nicht wissen, was sie wollen und dann laut lamentieren. Das sollten die Männer und die anderen Frauen einfach nur mitleidig ignorieren. Auch wenn Entscheidungsunfähigkeit gerade bei Männern nicht selten zu finden ist, so wird dadurch daraus lange noch keine Tugend.

     

    Die Frauen, die nicht wissen, was für einen Mann sie wollen, sind auch keine Opfer der Männer sondern allenfalls Opfer ihrer eigenen Entscheidungsunfähigkeit.

  • DP
    Daniel Preissler

    Danke @ReVolte für den Link zur Sendung!

     

    Puh!!!

     

    Herr Lohre, erstmal danke für den Ausschnitt hier, den ich sehr unterhaltsam fand. Die Audioversion in voller Länge fand ich vor allem anstrengend.

    Meinen Respekt zum einen dafür, dass Sie bis zum Ende höflich und sachlich geblieben sind, und zum anderen dafür, dass Ihnen das Niveau-Gefälle unangenehm war.

     

    Vielleicht ist die Frau/Mann-Unterscheidung als einziges Kriterium sinnlos, evtl. sollte man noch weitere Kriterien wie z.B. das Gegensatzpaar BayerIn/WeitgereisteR einführen.

     

    Bei Ihrer Gesprächspartnerin war u.a. leider die Unterscheidung von Deskripivem und Präskriptivem, ähm..., nicht ganz ausgereift (das muss ich Ihnen eigentlich nicht sagen, Sie waren ja dabei ;-) ). Ich hatte bisweilen den Eindruck, sie will schlicht mit Verweis auf die Tradition und die anderen ihren eigenen konservativen Standpunkt unterfüttern, zu dem sie aber gleichzeitig nicht stehen kann oder will (s.o: Bayern).

    Dagegen fand ich Ihre Argumentation sehr klar und problembewusst.

     

    Lustig auch die Bemerkung des Moderators, Sie hätten ja keine klare Lösung (für alles) präsentiert - mensch, machen Sie doch mal, jetzt gleich und für alle, bitte! ;-)

     

    Freundliche Grüße,

    DP

  • A
    AntiPasti

    Danke Herr Lohre,

    Sie haben den logischen Widerspruch weiblicher Anspruchshaltung aufgezeigt. Bringt nur leider nichts, weil Frau eben Frau ist. Ich bin noch!!! TAZ-Genosse und würde mich freuen, statt des feministischen Schwachfugs öfters diese Sichtweise zu lesen. Leider muss ich da erst Durchklicken... und finde das nicht direkt auf den TAZ-Seiten...

  • CT
    Christophe T.

    hae? ich versteh kein Wort - ich hab das wohl was verpasst!!

  • HB
    Heinz Boxan

    Mein wahrsagender Wetterfrosch Hannibal las den Artikel.Er ist ein sehr verklemmter Macho und nun total verstört. Reif für die Couch. Siehe Twitter @inribonax.

  • D
    Dependender

    So ist es mit den weiblichen Narzissen heute. Machste alles richtig, haste alles verkehrt gemacht. Das entfesselte Amazonien. Hihi

  • TH
    Team Homo Sapiens

    Wie ununterhaltsam! Und wieder mal ein - in diesem Falle als humorige Verlegenheit getarntes - Aufschrei-bashing. Danke, sehr aufdringlich.

  • A
    Alchymist

    na ja

  • R
    ReVolte

    Habe die Sendung gehört.

     

    http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/zwoelfzweiundzwanzig/201303/184916.html

     

    Sie waren ein ganzer Kerl, Herr Lohre. Schließlich haben sie der weiblichen Sehnsucht nach dem Macho eine Absage erteilt. Aber so ist das heute. Entweder #aufschrei weil Macho oder weil Lusche. Mann kann es den Ladies eben selten recht machen.

     

    Mit Gay West: "Gott sei Dank schwul".

     

    http://gaywest.wordpress.com/2012/11/18/gott-sei-dank-schwul/