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Kolumne LiebeserklärungMcKinsey ganz großzügig

Paul Wrusch
Kolumne
von Paul Wrusch

Die Unternehmensberater helfen der Bundesregierung in der Flüchtlingsfrage. Zunächst sogar kostenlos. Wirklich nett!

Brauchen dringend Hilfe: Neuer BAMF-Chef Frank-Jürgen Weise (rechts) und Innenminister Thomas de Maiziére. Foto: dpa

D as krieg ich doch nie alleine hin, dachte sich wohl der neue Chef des Bundesamtes für Migration (Bamf), Frank-Jürgen Weise. Und wer kann einem Großunternehmen wie der Bundesrepublik Deutschland helfen? Klar, die Unternehmensberater von McKinsey.

Zehn Consultants sollen Weise und die Regierung sechs Wochen lang beraten, wie man Asylverfahren beschleunigt und bundesweit eine Struktur zur Registrierung und Versorgung etabliert. Klingt toll. Und günstig wird es noch dazu, denn die Berater sollen zunächst unentgeltlich arbeiten. Legt man einen Tagessatz von 5.000 Euro an – was bei den Top-Beratern nicht abwegig ist –, spart der Bund somit 2,1 Millionen Euro. Wie großzügig, dieser hilflosen und verzweifelten Regierung beizustehen.

Denn wer sich diese Typen ins Haus holt, bei dem müssen die Probleme schon groß sein. Klar, dass die Regierung das nicht groß thematisieren will, es nur am Rande erwähnt. Ist ja auch unangenehm. Wie wenn der Gerichtsvollzieher kommt und es die Nachbarn sehen.

Dabei muss einem so was nicht peinlich sein. Wir alle haben schon einmal Hilfe von anderen angenommen. Psychiater, Schuldenberater, … Mama. Sich das eigene Unvermögen einzugestehen ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Lösung. Könnte von McKinsey stammen, der Satz.

Siegen lernen

Dass McKinsey Asylverfahren beschleunigen kann, haben sie bereits in Schweden gezeigt. Nachdem sie dort 2008 die Regierung beraten hatten, sank die Zeit, bis über einen Asylantrag entschieden wurde, von neun auf drei Monate. Von Schweden lernen heißt Siegen lernen.

Oder haben sich Innenminister Thomas de Maizière und Bamf-Chef Weise mit McKinsey doch den Teufel ins Haus geholt? Denn manchmal stinkt der Fisch ja vom Kopf her – und wer, wenn nicht die Beratungsprofis, hat die Eier, solche Wahrheiten auszusprechen?

Das werden die McKinseyaner aber natürlich nicht machen. Schließlich soll nach der kostenlosen Testphase beschlossen werden, ob die Hilfe von McKinsey noch länger benötigt wird. Und wer entscheidet darüber? Genau.

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Paul Wrusch
Redakteur wochentaz
Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Bis 2024 Ressortleiter wochentaz, jetzt Politikredakteur.
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3 Kommentare

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  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)
  • Hm, in Schweden werden nun die Bilder von "Straftätern mit Migrationshintergrund" mit rosa verpixelt, damit man bei Meldungen nicht sehen kann, dass es ein solcher Straftäter war. Nur "echte" schwedische Straftäter werden unverpixelt abgebildet. War das auch ein Rat von McKinsey? Schweden ist wohl auch das skandinavische Land mit den größten Problemen mit Einwanderern. Ich weiß nicht, ob das so ein tolles Vorbild ist. Ich würde mich ja eher an Kanada orientieren...

  • Dass Politik und Wirtschaft in unzulässiger Weise miteinander interagieren ist bekannt. Korruption in Deutschland ist ein wesentlicher Bestandteil der Politik. Deutschland ist eine echte Bananenrepublik.