Kolumne Ich meld`mich: Sein Wille geschehe
Eine Frage des Durchsetzungsvermögens, nicht nur als Safari-Ranger in der wilden Natur. Wie Banker ticken.
E in Veranstalter in Südafrika bietet eine Ausbildung zum Safari-Ranger an – auch für Touristen. Ich fliege hin. Die Gruppe im Camp ist schon ein paar Tage zusammen: ein Rechtsanwalt aus London, eine Studentin aus Johannisburg, der Zimmermann aus Schweden und der belgische Geograf. Sowie John, ein 35-jähriger, jovialer irischer Banker nebst Frau, der gleich am ersten Abend erzählt, dass er vor drei Jahren schon so viel Geld gemacht habe, dass er ausgestiegen sei. Jetzt betreibe er eine Lodge in Neuseeland. Auf die Rangerprüfung lasse er sich ein, weil der Titel bei seinen „top-end-clients“ sicher gut ankomme.
Leider hat der Veranstalter vergessen, der Gruppe mitzuteilen, dass ein Journalist dabei sein würde. Doch das ist kein Problem – niemand erhebt irgendwelche Einwände. Die Ausbildung ist durchaus ernst gemeint. Wir lernen, Vögel zu erkennen, Schmetterlinge zu bestimmen und Spuren zu identifizieren. 40 Bäume heißt es zu unterscheiden. Sicherheitsregeln müssen gepaukt, Landrover gewartet, Prüfungsbögen ausgefüllt werden. Alle sind mit Feuereifer dabei. Nur John, Banker a. D., geht es ruhiger an. Er kommt zu spät, reicht Fragen grundsätzlich an seine Frau weiter, ist bei Prüfungen „unpässlich“. Natur liegt ihm wenig. „Eigentlich interessiert dich der Kram nicht allzu sehr?“, frage ich ihn abends am Feuer.
Von diesem Moment an bin ich ein Problem. Am nächsten Morgen mäkelt John, von einem Journalisten in der Gruppe sei nie die Rede gewesen. Und zitiert den Veranstalter herbei: „Der Reporter geht. Oder wir reisen ab – und klagen.“ Die anderen Teilnehmer schweigen. Der Veranstalter kuscht. Ich muss wechseln, am nächsten Tag in ein anderes Camp. Am Abend spendiert John Grillfleisch und Bier für alle. „Greif zu“, grinst er mich an. „Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht. Ich wäre ja so was von angepisst.“
ist freier Autor und lebt in Lübeck.Kontakt: www.franz-lerchenmüller.de
Seitdem glaube ich, ein wenig zu wissen, wie Banker funktionieren – die zumindest, die mit Mitte 30 schon ihren Schnitt gemacht haben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!