Kolumne Generation Camper: Mein Feind, die Zecke
Nein, die böse Hexe im finsteren Wald gibt es wirklich nicht. Freiluftenthusiasten könnten dort also sorglos nächtigen - wenn da nicht dieser böse Blutsauger wäre.
D amals fanden wir unseren Kommilitonen W. ziemlich ballaballa, weil er sich gern mit dem Schlafsack in den Wald verabschiedete. Er brauche das, sagte er. Dann kamen die Fieberanfälle, er brach zusammen, sein Blutdruck spielte verrückt. Immer wieder kam er ins Krankenhaus, er schmiss das Examen. Wir wunderten uns nicht, als er in die Psychiatrie wechselte.
Heute, in Zeiten von Outdoorforen, diskutieren erstaunlich viele Menschen darüber, wie das so ist mit dem Draußenschlafen und nachts allein im Wald. Der Reiz, sich ins Freie zu verabschieden. ist größer als gedacht. Und warum auch nicht? Wo könnte man sich sicherer fühlen als in einem schönen deutschen Wald?
Heute kommen mir die Ängste verrückt vor. Ängste, so irrational, als warte hinter jedem zweiten Baum ein Säbelzahntiger. Erfahrene „alte Hasen“ in den Foren erklären beruhigend, dass es nirgendwo Tiere gibt, die sich mehr trauen würden, als neugierig an einem zu schnuppern. Und selbst Förster sind nicht gefährlich.
Bloß: Vor Zecken scheint sich niemand zu fürchten. Niemand nimmt sie ernst.
Leider. Denn diese blutsaugenden Minispinnen, die sich auf enorme Größe vollsaugen können, übertragen die Borreliose, mit der sich in Deutschland jährlich bis zu hunderttausend Menschen infizieren. Borreliose ist eine tückische Multisystemerkrankung, die je nach Stadium und der Verfassung ihres Opfers Organe, Nervensystem, Gelenke und Herz befällt, die Menschen in den Rollstuhl zwingen und verrückt machen kann. Und die damals auch unseren Kommilitonen im Griff hatte, wie wir später erfuhren.
Ihm halfen schließlich große Mengen Antibiotika. Bis heute die Standardtherapie. Eine Impfung gibt es nicht, nur Vorsichtsmaßnahmen. Also: Immer den ganzen Körper auf Zecken absuchen und diese vorsichtig entfernen. Leider ist das nachts im finsteren Wald etwas schwierig.
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