Kolumne Fußball im Eishockeyland: Französische Betten

Nach Wochen in Ottawa ist das deutsche Lager endlich in der Supermetropole Montréal angekommen. Hier gibt es alles auf französisch. Nur keine Toiletten.

Amour fou in Downtown Montréal. Foto: Doris Akrap

Endlich Montréal. Endlich französische Verhältnisse. Endlich wieder Alkohol im Supermarkt kaufen. Endlich „Bien sûr, Madame!“ und nicht mehr „Awesome!“ hören, wenn man eine Diät-Cola bestellt. Endlich Croissant, poissons und französische Betten. Endlich Viertelfinale gegen Frankreich. Und das auch noch am selben Tag, an dem das legendäre Internationale Jazzfestival in dieser Metropole am Sankt-Lorenz-Strom beginnt.

Blöderweise ist die taz sehr klamm und kann sich nur billige Unterkünfte leisten. Die sind aber auch im französischen Teil Kanadas alle ausgebucht. Bis auf mein bizarres Stadthotel. Den schmalen und steilen Treppenaufgang zwischen einem Erotikshop und einem 24-Stunden-Bierkiosk mitten in der Fußgängerzone fand ich noch schwer urban.

Nachdem ich dann in meinem Zimmer erfolglos versuchte, eine Wand beiseite zu schieben, die ich für so was wie die französisch vornehme Tür zur Toilette hielt, rannte ich zum Rezeptionisten: „Mein Klo fehlt.“ Rasch rannte er die trotz dickstem Teppich laut quietschenden Holztreppen in den dritten Stock, an meinem Zimmer vorbei und drehte zwei Türen weiter an einem Knauf.

„Mais voilà.“ „Mais j‘ai ...reservieren... un chambre avec....“. Nein, stimmt nicht. Nachgefragt, ob das Zimmer auch eine „eigene Toilette“ hat, habe ich bei der Buchung nicht.

Die Kollegen vom deutschen Fernsehen und den größeren Zeitungen wohnen gleich um die Ecke. Sie sprechen von Lofts, in denen man Tennis spielen könne. Die Kollegin einer sehr großen Zeitung bot mir an, ihren Boss, der auch taz-Genosse sei, zu fragen, ob er vielleicht was springen lassen könne, damit ich umziehen kann und nachts, wenn ich meine Texte schreibe, nicht die ganze Zeit das Wasser rauschen hören muss.

Ich habe natürlich abgelehnt. Das Wasserrauschen höre ich sowieso nicht mehr. Drei Tage vor dem Jazzfestival feiern hier zum Tag des Saint Jean Baptiste die Frankokanadier ihren Nationalfeiertag mit riesigen Freiluftkonzerten in der ganzen Stadt. Chanson-Gesang mit Country-Gitarre kommt von der 20 Meter entfernten Riesenbühne neben meinem Hotel. Der Refrain: „Je suis français pour commencer.“ Bon. Dann fang ich mal an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Seit 2012 Redakteurin | taz am Wochenende. Seit 2008 bei der taz als Meinungs, - Kultur-, Schwerpunkt- und Online-Redakteurin, Veranstaltungskuratorin, Kolumnistin, WM-Korrespondentin, Messenreporterin, Rezensentin und Autorin. Ansonsten ist ihr Typ vor allem als Moderatorin von Literatur-, Gesellschafts- und Politikpodien gefragt. Manche meinen, sie kann einfach moderieren. Sie meint: "Meinungen hab ich selbst genug." Sie hat Religions- und Kulturwissenschaften sowie Südosteuropäische Geschichte zu Ende studiert, ist Herausgeberin der „Jungle World“, war Redakteurin der „Sport-BZ“, Mitgründerin der Hate Poetry und Mitinitiatorin von #FreeDeniz. Sie hat diverse Petitionen unterschrieben, aber noch nie eine Lebensversicherung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.