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Kolumne FernsehenUnd erlöse uns von dem Gottschalk

Kolumne
von David Denk

Neu erfinden kann sich das alte Schlachtross Gottschalk nicht. Und bereit zu schrumpfen ist er auch nicht. So bleibt der Vorabend eine TV-Todeszone.

N a immerhin: Für Thomas Gottschalk ist seine ARD-Vorabendshow "Gottschalk Live" noch nicht verloren. "So wie es Helmut Kohl nicht gelungen ist, aus dem Osten ruck, zuck blühende Landschaften zu machen", sagte er der Bunten, "so wenig werde ich es schaffen, die Todeszone des Vorabends in ein paar Wochen zu begrünen."

Merken Sie was? Der merkt nichts mehr! Vergleicht sein Kasperletheater doch allen Ernstes mit dem Aufbau Ost, mit einer politisch-wirtschaftlichen Jahrhundertaufgabe. Und wer kann ihm angesichts dieser gewaltigen Kategorien schon verübeln, dass er nicht schneller ist als Helmut Kohl? Ganz einfach: ich. Meine Hoffnungen in die Neuerfindung des Thomas Gottschalk haben schwer gelitten.

Er passt nicht in unsere Wohnzimmer, weil er nicht bereit ist, zu schrumpfen. Seine Worte sind zu groß, seine Gesten - einfach alles. Und in einem grotesken Missverhältnis dazu geht es in "Gottschalk Live" um - nichts. Rein gar nix. Promischeidungen, mutierte Minischweine, vereiste Autos, solche Sachen.

Bild: privat
DAVID DENK

ist Co-Leiter des taz-Ressorts Gesellschaft Kultur Medien.

Damit er sich mit diesen geballten Nichtigkeiten nicht alleine langweilen muss, lädt Gottschalk sich in jede Sendung Gäste ein, alles Freunde irgendwie, die gute Gründe hätten, sich nach ihrem Auftritt missbraucht zu fühlen, denn weil Gottschalk sich nicht für sie interessiert, lässt er sie nicht ausreden. Das ist einerseits konsequent und auch schon aus "Wetten, dass ..?" bekannt, andererseits suggeriert der kuschelige Rahmen des Wohnzimmerstudios von "Gottschalk Live" das Gegenteil: dass man hier endlich mal Zeit hat für einen gepflegten Plausch.

Nina von Hagen

Noch nicht mal ihr neuestes Produkt vermarkten dürfen die Gäste bei "Gottschalk Live" – zumindest nicht offiziell. Das ist Teil der Hausordnung, die Gottschalk zu Beginn aufgestellt hat, deren Einhaltung ihm aber genauso egal ist wie der ganze Rest (insbesondere die Interaktion mit Zuschauern via Social Media). So durfte die geschäftstüchtige Nina Hagen am Mittwoch gleich einen ganzen Rollkoffer voller Bücher und Tonträger über Gottschalks Aluschreibtisch auskippen. Dass Hagen jetzt Christin ist, war für ihn eine große Überraschung - steht ja auch nur bei Wikipedia.

Angekündigte hatte Gottschalk sie übrigens als "Nina von Hagen", was einerseits passt, weil die Sängerin wie der Tod geschminkt erschien, andererseits recht uncharmant ist. Durch die Bemerkung, das mit "Körperwelten"-Chefplastinator Gunther von Hagens durcheinandergebracht zu haben, "dem anderen Spinner da", machte Gottschalk es nicht besser.

Der frühere Messdiener Gottschalk, der sich in dieser Zeit wohl den salbungsvollen Tonfall abgehört hat, mit dem er seit nun drei Wochen seine schwindenden Zuschauer penetriert (jämmerliche 1,35 Millionen sahen am Mittwoch noch zu), gibt sich wie die katholische Kirche: unbeirrbar im Beharren auf der eigenen Unfehlbarkeit. Wenn die Leute sich abwenden - an ihm kann es nicht liegen. Schuld sind immer die anderen, in Gottschalks Fall ist es eben die "Todeszone des Vorabends". Wenn sich nicht bald was ändert, wäre ein schneller Tod von "Gottschalk Live" für uns alle eine Erlösung.

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Ressortleiter tazzwei
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14 Kommentare

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  • WS
    WELCH SPÄTE GNADE!

    Eine stoische "Heidekönigin" mit wechselnden Häubchen (Kernbegriff von einer aufmerksamen Beobachterin) hat ihn denn jetzt doch noch abgeholt, gell?-

     

    LIEBER GOTT, WIR DANKEN DIR!

  • WV
    Woche Vier: Man hat uns nicht erhört ...

    ... aber irgendwo kam heute, Montag, Woche Vier, vor, es GÄBE eine Möglichkeit, den menschlichen IQ zu steigern?!-

     

    Irgendwer hat das heute in der Sendung vorgestellt,- ganz sicher!

     

    MENSCH LEUTE: NIX WIE RAN AN DIESE BOULETTEN! Und gewöhnt Euch doch bitte auch an, sowas an Euch im Off auszuprobieren!

  • FE
    Frau Edith Müller

    Wer ist Thomas Gottschalk?

  • WN
    Wohnzimmertausch - nur so eine Idee

    Und wenn man ganz kurzfristig ein Ersatzformat für den ARD-Vorabend ins Leben plumpsen ließ: Wulff empfängt ab sofort seine Staatsgäste live in diesem Berliner Wohnzimmer; Gottschalk hingegen macht nur noch Verlautbarungen über all seine Freunde von Bellevue und dem Präsidialamt aus ... oder irgendwie so?- Alles könnte jedenfalls schnell und sehr schön wieder in den grünen Bereich kommen,- mit nur ganz wenig Fantasie?

  • TR
    Tabula Rasa

    ups, bei der dritten Verlinkung schlich (?) sich ein (gottgewollter?) Fehler ein...

    und somit - weist doch auch diese christliche Verheißung Nina Hagens den richtigen Weg - die entspr. (Offenbarungs)Verlinkung:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=Ik9qunsZZtY

  • TR
    Tabula Rasa

    hahaha...

     

    Nina Hagen - die Christin...

     

    das ist schon köstlich...

     

    und somit von ihr die entspr. Lyrics:

    - http://www.youtube.com/watch?v=F76yZdKvIoU

    - http://www.youtube.com/watch?v=Z7FnGRzEPE4

    - http://www.youtube.com/watch?v=F76yZdKvIoU

     

     

     

    Zum ehem. Messdiener Gottschalck aber fällt einem nichts mehr ein. - Diese (vor allem duch GEZ-Gebühren) üppig saturierte Gestalt ist spätestens seit seiner "MUTIGen" und widerwärtigen "Bierdosen = Hartz IV-Stelzen"-Hetze fern einer jeglichen Anteilnahme - weshalb auch sein größenwahnsinniger "blühende Ost-Landschaften"-Vergleich nicht einmal ein Fremdschämen herauskitzeln kann...

  • TJ
    Thommys Journaille

    Eine ganz neue interaktive Nachfolgesendung des Entertainers und preisgekrönten Journalisten läuft anscheinend schon (auf BILD). Heute spricht der Thomas über den Respekt gegenüber Samuel Koch.- Interessant.

  • HG
    Heise gerd

    dem nichts mehr hinzuzufügen wäre...

  • GH
    Gerd Heise

    ... dem nichts mehr hinzuzufügen wäre! " SEHR GUT " !

  • D
    drhingerl

    Obwohl Fan aus seligen "Pop nach acht"-Zeiten auf Bayern 3, muss ich jede Zeile dieses Artikels unterstreichen. Leider! Traurig, aber wahr.

  • M
    Maria

    Diese ganzen Talks kotzen einen nur noch an. Da feiern sich die F- bis Z-Promis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen selbst, bekommen eine Plattform für ihre Bücherwerbungen usw. Wen interessiert es eigentlich, was diese Leute denken oder sagen oder meinen oder machen?

     

    Einmal auf dem Bildschirm bekommt man die Leute nicht mehr los. Wir können es abwarten, bis Gottschalk & Co. am Rollator ins Studio kommt und seine Gäste an Krücken, Rollator, im Rollstuhl oder im Pflegebett dazustoßen. Sie unterhalten sich dann über die besten Inkontinenzeinlagen, Haftcremes, über Alzheimer und ihre Einschränkungen durch Diabetes und Parkinson und es wird den Beruf des Studio-Pflegers geben.

     

    Können die nicht einfach mal von der Bühne abtreten und möglichst die ganzen Köche auch mitnehmen? Und bitte auch Dieter Bohlen, Heidi Klum, die Dschungel-Affen..... Man könnte jedem JEDES Jahr ein Bambi und andere Preise schicken und möglichst noch einen Preis für's Abtreten - für jedes Jahr, das sie nicht auf dem Bildschirm gezeigt werden steht dann jedem noch ein Sonderpreis für besondere Leistung zu.

  • AS
    Andreas Spector

    Hab glaub ich schon gefühlte hundert Jahre keinen Gottschalk mehr gekuckt ... Irgendwie wars nie spannend ... Warum jetzt?

  • L
    Lexi

    Es ist nur der ein Superheld, der sich selbst für super hält.

  • GL
    Gehen lassen bitte

    Thomas Gottschalk hat schon seit Tagen darum gebeten:

     

    Lasst ihn einfach gehen, jetzt!

     

    Auch Sie, Frau Piel,- bitte!-

     

    Sie haben halt Geld für 132 noch eingekaufte Sendungen (nach der von heute) in den Sand gesetzt?

     

    Meine Güte,- was soll's?

     

    Es wird das geringere Übel sein: für ALLE Beteiligten!