Kolumne Eier: Männlichkeit aufräumen
Wer aufräumt, stellt seine innere und äußere Ordnung wieder her. Hier sind fünf Schritte, wie Sie Ihre Männlichkeit aufräumen können.
A ufräumen ist Trend. Chaos und materieller Überfluss belasten, äußere und innere Ordnung hingegen machen aus der Welt einen frühlingsfrischen französischen Garten: gute Luft, klare Linien, unverbaute Perspektiven. Gehen Sie schneller und freier und vor allem glücklicher durchs Leben, indem Sie mal so richtig Ihre Männlichkeit ausmisten. Mit der Eier-Methode gelingt’s in nur fünf Schritten!
Schritt 1, Ernährung: Ernährung ist der Schlüssel zu einer aufgeräumten Männlichkeit. Dabei ist es natürlich völlig irrelevant, was Sie essen. Sie müssen nur aufhören so zu tun, als könnten Sie die graduellen Garstufen eines Hüftsteaks herausschmecken. Hören Sie auf, Magazine darüber zu lesen. Und den Grill für 2.000 Euro, den brauchen Sie auch nicht.
Schritt 2, Transportmittel: Bitte überprüfen Sie Ihr Fahrzeug. Handelt es sich um ein lautes, stinkendes, riesiges Stück gewalztes Blech, dessen Furzgeräusche Ihnen das Gefühl von „Freiheit“ geben? Dann tun Sie bitte Folgendes: Machen Sie sich mal einen Moment klar, dass Ihnen ein furzendes Stück Blech ein Gefühl von „Freiheit“ gibt. Mehr müssen Sie gar nicht tun.
Schritt 3, Privilegien: „Hey, Schritt 1 und 2 sind bloß dämliche Klischees, voll sexistisch!“ Ja und nein. Sexismus ist nicht, wenn man eine Gemeinheit sagt. Sexismus ist, wenn die Gemeinheit zum anerkannten Wissen wird. Damit sind wir bei Privilegien. Sie sollen zwar nicht Ihre Privilegien wegwerfen. Das geht auch gar nicht so einfach. Nein, Sie sollten sie einfach in beschriftete Kisten tun und im Blickfeld behalten. Die rutschen immer so schnell unter den Teppich.
Schritt 4, Äußerungen: Sie verwenden ja sowieso keine sexistischen Wörter, richtig? Gut. Dann müssen Sie aber immer noch gucken, was sonst so aus Ihnen rauskommt. Sagen Sie Dinge, bei denen die Vorstellung mitschwingt, dass Frauen irgendwie weniger können, weniger dürfen, weniger wollen sollten? Tun Sie nie? Ich garantiere Ihnen, Sie tun es. Aber die Erinnerung liegt in Säcken auf dem Speicher.
Schritt 5, weiterleben! Es gibt noch andere Probleme zu lösen als den Sexismus und manchmal möchte man ja auch einfach mal einen Film schauen. Sie müssen nicht 24 Stunden am Tag Ihre Männlichkeit in den Händen drehen und auf Macken überprüfen. Wichtig ist nur, dass Sie sie stets an einem sichtbaren Ort und greifbar aufbewahren. Ich empfehle bunte Kisten mit Schleifen, aber das ist für die Methode eigentlich irrelevant. So können Sie Ihre Männlichkeit immer gleich hervorziehen, wenn jemand Sie bittet, sie doch mal zu reevaluieren. Dann wird so eine Situation nicht jedes Mal zu einem schmerzhaften und anstrengenden Gang in den Gerümpelkeller.
Viel Spaß beim Aufräumen!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen