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Kolumne Die eine FrageDas Kretschmann-Trittin-Schisma

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Das meistbenutzte Wort von Emmanuel Macron ist en même temps, auf deutsch: gleichzeitig. Wird dieser Begriff 2018 prägen?

Gleichzeitig – en même temps –… Emmanuel Macron während seiner Neujahrsansprache in Paris Foto: dpa

I ch kenne den Politiker Ralf Stegner nicht persönlich. Wenn man nur seine Twitter-Einlassungen unter dem Motto „Guten Morgen aus Bordesholm“ liest, ist die Gesellschaft rettungslos verloren. Wie der stellvertretende SPD-Parteivorsitzende sich da zur politischen und gesellschaftlichen Realität verhält, also wie hartnäckig er ihre Veränderung und Komplexität Tweet für Tweet ignoriert; das ist nicht mehr parteistrategisch oder bürgernah, das ist grotesk verantwortungslos.

Stegner ist aber nicht der einzige Politikerdarsteller aus einem Schwarz-Weiß-Film, nur ein besonders bemerkenswertes Beispiel. Es wird im Zuge der Sondierungen zwischen Union und SPD darum gehen, das Problem der weitgehend selbstbezogenen Parteien zu diskutieren. Gleichzeitig aber nicht in ein rechts- oder linkspopulistisches Eliten-, Parteien- und Demokratie­bashing zu verfallen.

Gleichzeitig, en même temps, ist das Wort, das der sozialliberale französische Präsident Emmanuel Macron am häufigsten benutzt. Damit umzugehen, dass etwas so ist und gleichzeitig auch anders, kann einen verrückt machen. Aber es ist die Grundformel für die anstehende demokratische Modernisierung der europäischen Gesellschaft, ihrer Wirtschaft und Institutionen. Plus ihrer Medien.

Konkret: Der politische Kampf gegen den Klimawandel wird viel zu zaghaft geführt, alles geht zu langsam. Dennoch ist es falsch, daraus zu folgern, es brauche wieder eine „unbequeme“ sozial­ökologische Partei, die das Notwendige „radikaler“ formuliere. Es ist alles formuliert.

Die gruseligen Folgen der Erderhitzung beim Parteitag geil zu beschreiben ist nicht „unbequem“, sondern superbequem, weil komplett konsequenzlos. Unbequem ist es, einen neuen gesellschaftlichen Kompromiss des Gebens und Nehmens zu suchen, um andere Teile der Gesellschaft für die aus eigener Sicht prioritären Veränderungen zu gewinnen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Wenn nun die Langsamkeit eindeutig das Problem ist, so ist es auch gleichzeitig die Schnelligkeit. Brandenburg ist für den Berliner Kosmopoliten der Gruselort der kulturellen Tristesse und der Nazis und gleichzeitig der Sehnsuchtsort, an dem er auf seiner restaurierten Datsche der urban-postmodernen Gesellschaft zu entkommen hofft. Das Problem, das viele mit Macron haben, besteht darin, dass er mit der problematischen Langsamkeit politischer Prozesse gebrochen hat. Alles scheint plötzlich rasend schnell zu gehen.

Die Diskurse der Mediengesellschaft wiederum sind nicht nachhaltig genug, sondern zu schnell und zu flüchtig. Zack, zack, fack. Und gleichzeitig von großer kultureller Starrheit geprägt, die die Fixierung der Parteien auf gestern, die Oberfläche und sich selbst nicht ernsthaft in Frage stellt.

Es geht nicht darum, die SPD zu retten, die Union, Merkel oder dass sich der Realo-Flügel der Grünen gegen den anderen durchsetzt. Es geht 2018 darum, gegen das autoritäre Angebot und seine Stichworte eine Zukunftsdiskussion in einem europäischen und sozialliberalökologischen Rahmen durchzusetzen.

Es ist manchen nicht entgangen, dass ich höchste Wertschätzung habe für den kulturellen Quantensprung, der Baden-Württembergs Ministerpräsident gelungen ist.

Gleichzeitig ist es so: Wenn die Bundesgrünen doch noch der politische Vertreter dieser gesellschaftsliberalen Postvolksparteien-Gesellschaft werden wollen, müssen sie das Kretschmann-Trittin-Schisma überwinden. Nur auf dieser Grundlage können die beiden neuen Parteivorsitzenden das ewige Selbstgespräch beenden und dadurch doch noch in den gesellschaftlichen Kampf unserer Generation eingreifen.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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6 Kommentare

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  • Newahr. Peterles großer Wurf ins neue Jahr.

    TOMs "Gulli Gulli Gulli" schon zuvor -

    Die - passend Antwort war!

    Harr - Harr Harr Harr -

    Haptschi - Prost - Gesundheiter!

    Na Alter! Langes Leben!&soweiter!

    Ja. So sanns - So ist'er eben!

    &

    Obenauf ausse Mailtüte - Sternenstaub!

    Na - Bitte ~>

    "Unfried im „sozialliberalökologischen Rahmen "

    Da entpuppt sich was. Drollige Metamorphose, wie aus einem

    „Sozialökologischen Allerweltsgedöns" ein „sozialliberalökologischer" Schmetterling wird.

     

    Flatterflatter und Sternenswinger in Stuttgart!

     

    Weil Lindner wieder Weihrauch braucht,

    ist er in Stuttgart aufgetaucht,

    //taz.de/Dreikoenigstreffen-der-FDP/!5475169/

    In Stuttgart, wo die Sternlein funkeln.

     

    Was Lindner will, bleibt zwar im Dunkeln,

    doch kommen aus dem Orient

    Drei Herren, die man Weise nennt.

     

    Die wissen, wo die „Sterne“ stehen,

    und weil sie müde sind vom Gehen,

    wollen sie damit nach Hause fahren.

    Das machen sie seit vielen Jahren

     

    Sie bringen Geld der Industrie

    für Lindner und für die

    Mercedes fahrenden Parteimitglieder.

    Sie singen wirtschaftsweise Lieder,

    sie schenken Weihrauch, schenken Gold -

    und "Gulli Gulli" wenn der Lindner schmollt.

    //taz.de/#!tom=2018-01-06

    In Stuttgart funkeln hell die „Sterne“

    Das haben Liberale gerne."

     

    Bedankt & Ho Ho Ho ~>

    Gell 's Peterle ja sowieso!

    Da könn'mer noch so viel -

    "Skandal&Abgas" schrein -

    Ha noi. Er - lutscht sei Vivil!

    Nö. Sieht's partout nicht ein.

    So bleiert er - der Einsicht bar -

    Nu. Wie gehabt - ins neue Jahr!

    Na si'cher dat &s - xtemal!

    Da mähtste nix. Normal.

    &

    Da kann sei Perle "Blödmann" schrein!

    Er sieht's nicht ein! Er sieht's nicht ein!

    Nein.

  • Wie oft ist's eigentlich gerade heute -

    "um die Wurst gegangen¿!;"

     

    Keine Ahnung nich.

    Aber das ein oder andere Würstchen -

    Ha noi. Fällt mir dazu schonn ein.

    Nach dem Superperformer mal wieder

    Die K&Schrägschissler vor's ewig gleiche Loch der Eigenwahrnehmung -

    Schieben. Ach herm. Uns Mondfahrer.

    Wie armab ist das denn!

     

    Aber Glückwunsch - " 'n bischen Daneben is gewaechert ja auch vorbei!"

    "Der Ausdruck Schisma oder Glaubensspaltung bezeichnet die Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft ohne Ausbildung einer neuen theologischen Auffassung (Häresie). Im Unterschied zu gegensätzlichen Fraktionen und Parteiungen innerhalb einer solchen Gemeinschaft ist die Spaltung durch die vollzogene Trennung gekennzeichnet.…"

    Dess paschd scho - zum Minsprästanten

    & Bedbruder wie zum Jung us FlachHB.

    Auch klar - en même temps.

    &

    Auf "Trennung" - Herr Peter Unfried - wird noch gewartet. Get it! Fein.

    Aber ihr Fremd-wiesonstiger Wortgebrauch ist ja in seiner An&Einfäll;t)igkeit ja hinreichend bekannt!;) Anyway - sehr gelacht!

    &

    kurz - auch ein blindes Huhn - kanns -

    Manchmal nicht vermeiden - daß es ein

    Korn - öh findet. Newahr - ansatzweise!

    Aber daß mir das bitte - in 2018 -

    Nicht einreißt - gar en même temps!

    Gellewelle.

    • @Lowandorder:

      Was - en même temps - für Ihre beiden

      Schismatiker - aber goldrichtig zutrifft -

       

      Kirche - en même temps -

      Aber Hallo!

      Wie bei Antje Vollmer & ähnliche!

      Einmal Kirche - Immer Kirche!

      Nur die Farbe der aber immer wieder

      Dankenswerterweise bis zur

      Kenntlichkeit abblätternden Tünnche -

      Ja die - Retundanz durchaus gern genommen - wechselt schon mal.

      Manchmal sogar glatt - genau genau!

      Ihr's macrönche'like - en même temps!

  • Das Macron'sche même temps ist ein Verwischfilter, der die politisch-mediale Oberfläche vorbehandeln soll, damit man darunter in Ruhe "reformieren" kann.

     

    Herr Unfried - Macron ist schon jetzt das antizipierte Scheitern und prinzipiell die verspätete Reinkarnation der Blair-Schröder'schen Verirrung. Nur, dass er noch wesentlich unsympathischer wirkt als die beiden.

    Sie verschwenden wirklich Ihre Zeit.

  • Macron ist nicht sozialliberal. Wenn man sich seine Wirtschafts- und Steuerpolitik anschaut, ist alles andere als neoliberal ein falsches Etikett.

     

    Diese absurden Jubelorgien ob seiner Inszenierung sind einfach beschämend. Der Journalismus hat seine Kritikfähigkeit dem royalen Glamour ergeben.

    • @J_CGN:

      Was ist hier royaler Glamour ?