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Kolumne Die eine FrageSie ist leider gegen Gewalt

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Was für eine Revolution schwebt Ihnen vor, Marina Weisband – eine mit der Waffe in der Hand?

Liquid Personality: Marina Weisband. Bild: reuters

M al abgesehen von „nö“, „jo“ und „Generation“, könnte „Revolution“ das Lieblingswort von Marina Weisband sein, 25 Jahre alt, aufgewachsen in Kiew und Wuppertal, Exgeschäftsführerin der Piratenpartei und Bildungspolitikerin. „Revolution“ muss auf jeden Fall sein. In der BamS sagte sie sogar: „Wenn ich noch einmal in die Ukraine zurückgehen sollte, dann nur, um dort Revolution zu machen.“

Weil das Wort ja oft und gern eingesetzt wird, fragte ich im taz.studio bei der Leipziger Buchmesse nach. Was für eine Revolution schwebt Ihnen denn genau vor, Frau Weisband, eine mit der Waffe in der Hand?

„In der Ukraine könnte das eine bewaffnete Revolution sein, ja“, sagte Marina Weisband. Allerdings gebe es ein Problem: „Ich bin konstitutionsmäßig nicht so super und leider auch gegen Gewalt, das stört mich bei meinen Umsturzplänen.“ Was Deutschland angeht, steht sie auf den Rechtsstaat. „Wenn wir eine Revolution machen, dann findet die in Köpfen und an Schulen statt.“

Leider keine Weltformel

Bild: Marco Limberg
Peter Unfried

Der Autor ist Chefreporter der taz. Er twittert als @peterunfried. Seine Kolumne „Die eine Frage“ erscheint alle 14 Tage in der sonntaz. Das Wochenendmagazin ist am Kiosk, e-Kiosk und im Wochenendabo erhältlich. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Und was kommt nach der Revolution, die offenbar eher eine Evolution ist? „Weiß ich nicht, das müssen die Menschen unter sich klären. Ich würde ja gegen meine Ideale verstoßen, wenn ich sagen würde: So oder so wird die Welt aussehen.“ Sie habe leider keine Weltformel. Wer Antworten verspreche, sei doch auch nur einer von denen da oben. Es gehe darum, dass viele sich trauten, ihre Thesen zu formulieren. Dann könne man darüber abstimmen.

Tja. Sie hat großartige Momente hinbekommen, etwa als sie in einer Fernsehsendung den Bild-Chef anrief und ihm sagte, was er künftig zu tun habe. Nämlich weiterdrucken, was „zur Hölle“ er wolle, denn wir seien ein freies Land. So viel Linksliberalität muss man erst mal haben. Sie sollte auch für jene Journalisten gelten, die Weisband von oben herab verdammen für ihren unkonkreten „Teenager-Rousseauismus“. Sogar für die, die ihr in den Arsch kriechen und von dort japsen, wie sehr diese Gesellschaft sie brauche.

Vielleicht stimmt das ja. Irgendwie. Sie hat Wirkungsmacht im Sinne Luhmanns, weil die Leute ihr zuhören wollen. Ihre Forderung nach Plattformneutralität, also gleichem, diskriminierungsfreiem, nichthierarchisiertem Zugang zu Geld und Bildung, aber auch zu Politik, ist ein schöner Gedanke.

"Wir nennen es Politik"

Sie glaubt an den Menschen und daran, dass er durch Aufklärung mündig werden kann, aber die Reaktion ihrer Twitter- und Parteifreunde auf ihre Denkversuche ist häufig nur dumm, diskriminierend, sexistisch und antisemitisch. Das macht sie „superfertig“, und wie das die Gesellschaft voranbringen soll ist „ein Widerspruch“, den sie stehen lässt. Sie klagt in ihrem Buch „Wir nennen es Politik“ ausgiebig über Medien, die sie auf ihr Aussehen reduzieren. Und lässt sich dann für die Promotion von Springer als „rotlippige Tango-Sexbombe“ (meedia) fotografieren. Womit sie immerhin das Schlimmste verhindert; eigentlich sollte sie sich in eine Badewanne setzen.

Kurzum, Marina Weisband ist eine Liquid Personality. Wie wir alle. Nur widerständig, gemeinwohlorientiert, komplett unzynisch. Aber was folgt daraus? Das kann ich Ihnen sagen: Etwas anderes. Ich weiß zwar nicht, was, und Stefan weiß es auch nicht und Klaus schon gar nicht. Aber das ist gut, denn wenn wir es zu wissen glaubten, wären wir doch nur besserwisserische Grüne. Aber wir werden es herausfinden. Zusammen mit euch.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried

18 Kommentare

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  • T
    tazitus

    Themen zur Piraten-Partei und ihrem Umfeld generieren nur noch wenig Kommentare bei taz und in anderen online-Medien. Das war vor einem Jahr ganz anders. Da gingen die Wellen hoch, wenn nur das Wort Piratenpartei irgendwo auftauchte.

     

    "Ich glaube, die Wellen verschlingen

    Am Ende noch Schiffer und Kahn.."

    (H.Heine)

     

    btw:

    Mit 25 konnte ich die Welt erklären. Mit 60+ beginne ich langsam sie zu verstehen, aber das ist nicht unbedingt angenehm. Ich möchte noch mal 25 sein.

  • J
    JohnReed

    Die dümmlich-bösartigen Kommentare hier (Kotzur et. al.) bestätigen ja den Artikel in vortrefflichster Weise.

  • DR
    Dr. rer. nat. Harald Wenk

    die junge dame schüttet da kinfd mit dem bade aus.

    wen sie schon die "Identifaktion mit dem Agressor" vermeidet ("die da oben") und als zentreales problem erkennt, muss sie ja nicht gleich allen linken intellktuellen, die meist viel einstecken mussten, das vertrauen entziehen ("wer antworten gib..").

    "Sich von der eigenen ohnmacht und der macht der andern nicht verrückt machen zu lassen", meine der zitiert adorno dazu.

     

    man braucht sehr lange, bis man etwa ui neigene nsamen sgaen kann (deleuze).

    berge superbester theorie liegen vor.

    "marke eigenbau".... gegen globalisaerte, vernetze großmächte - ich kan gar nicht hinsehen, bei dem rein hingemetzel..

  • I
    ilmtalkelly

    Sie sieht gut aus, und das hat ihr wohl einer zuviel bestätigt.

  • HT
    Holger Thies

    Liebe Frau Weisband!

    Sie haben mit einer ganzen Partei im Hintergrund nichts auf die Reihe gekriegt, standen vor unserem Michel Friedmann wie das Karnickel vor der Schlange, und protzen dennoch hier mit Revolution in der Ukraine?

    Mit Verlaub, liebe Frau Weisband, Sie sind eine von allen Seiten -einschließlich Ihrer eigenen-, völlig überschätzte Dampfplauderin, eine Schaumschlägerin, einfach nur lächerlich!

  • AK
    Andre Kotzur

    Och nö, bitte gebt dieser Zelotin nicht auch noch ein Forum es ist schon unglaublich was man für nen Müll erzählen darf und alle finden es toll.

  • Y
    YOO!

    Auf Selbstfindungstrip?

  • K
    kanaka

    Offenbar bekommt man immer wieder Raum in der Presse/Medien, wenn man einigermaßen fotogen ist!

  • DS
    dominik stahl

    aha .. und nun ? kandidierte sie für "ihre" partei zur bundestagswahl, wäre sie beispielsweise spitzenkandidatin, was ihr nicht nur zuzutrauen sondern sogar ihr partei zu wünschen wäre, dann verstünde ich auch diese durchaus berechtigt erscheinende bewerbung ... aber nun ? wisst ihr schon was, was wir nicht wissen ? oder sollen wir einfach mal alle "marina, marina" über die wahlscheine schreiben ?

  • N
    notwendig

    Wir werden es herausfinden?

     

    Ich bin mir nicht mehr so sicher:)

     

    Manchmal denke ich sie ist eine Art Möbiusschleife, auf die jeder seinen Film projiziert, um sich das so sonderbar zurückgeworfenen Bild dann zurecht zu interpretiert. Sie ist sicher ein liebenswerter, wunderbarer Mensch, kein Mensch von der Stange, entspricht nicht dem uns durch die Medien auf-indoktriniertem Schönheitsideal. Ihre Schönheit und Wirkung als Mensch beruht auf - aus gewöhnlichem, liebevoll und Passgenau von eigener Hand zusammen geschneiderten Versatzstücken.

    Sie erinnert uns nicht nur an eine längst verschüttet gegangene Sprache, sie erinnert uns daran das jeder Mensch einmalig und schön sein kann.

     

    Ob sie selber dabei glücklich werden wird, das kann und muss man ihr wohl wünschen.

     

    Ich mag sie jedenfalls, wünschte mir mehr so mutige Menschen.

     

    cio.

  • S
    SchnurzelPu

    Na auf jeden Fall war sie im Fernsehen. Mehr kann man über sie nicht sagen.

  • D
    Debaser

    "Kurzum, Marina Weisband ist eine Liquid Personality. Wie wir alle."

     

    Nein, ich bin nicht liquid. Es gibt außer "euch" (vermeintlich allen) auch noch Menschen, die sich weder der BILD anbiedern noch für den kleinsten gemeinsamen Heller zu Markte tragen. Das mag dann für die Blödmaschinen wertkonservativ und links heißen, aber es ist jedenfalls nicht "wir" und auch nicht "liquid".

  • D
    D.J.

    Sie gehört zu den Personen, bei denen mir ein Rätsel ist, warum manche mit solcher Begeisterung an ihren Lippen hängen. Wie bei H. Schmidt. Aber der hatte wenigstens früher mal ein gewisses Charisma.

    Wir stehen, scheint's, auf mehr oder minder nackte Kaiser/innen (liebe Genderinquistion, das war metaphorisch gemeint).

    Von daher: Guter Artikel.

  • M
    muh

    "Was für eine Revolution schwebt Ihnen denn genau vor, Frau Weisband, eine mit der Waffe in der Hand?"

     

    Als wenn irgendein Politiker so eine Forderung aufstellen würde. Politiker sind die Menschen die von dem herrschenden System in ihre Position gebracht worden. Ernsthaften Umsturz- oder Reformwillen trifft man unter Politikern daher nur recht selten. Eventuell ist die Piratenpartei in der Hinsicht etwas radikaler, da ihre Politiker (mit Ausnahme der MdLs) jedenfalls nicht finanziell profitieren. Dennoch bezweifle ich dass jemand den Ast absägt auf dem er sitzt.

    Ansonsten wäre eine bewaffnete Revolution wohl zu begrüßen. Zumindest falls sie ein gerechtere Gesellschaft und einen von Menschlichkeit geleiteten Staat anstrebt. Dummerweise hat der obrigkeitsgeile Deutsche aber keine Waffen, weil sie ihm von genau dem Staat, gegen den er sich damit wenden könnte, vorenthalten werden. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

  • UZ
    und zu

    Bei der Weisband frage ich mich immer: "Ist das nun der vielgepriesene jüdische Humor, oder meint die das wirklich ernst?"

    Und dann schreibt die taz etwas davon, dass sie nicht zynisch sei und ich befürchte, dass ich sie ernst nehmen müsste. Aber dann wieder lese ich: "Ich bin [...] leider auch gegen Gewalt, das stört mich bei meinen Umsturzplänen." und ich muss herzhaft lachen, über diese zynisch-bescheuerte Formulierung einer mit blutigem Umsturz kokettierenden schmächtigen Pazifistin.

     

    Und irgendwann bin ich dann so verwirrt, dass sie nur noch blond ist. Und das reicht mir dann irgendwie auch schon als Erklärungsansatz...

     

    "Kurzum, Marina Weisband ist eine Liquid Personality"; ihr eine Aussage, Idee oder Vision zuschreiben, ist wie Pudding an die Wand nageln zu wollen.

    Sowas braucht die Politik aber nicht, die braucht Menschen, die für etwas einstehen, weil Wahlen sonst keinen Sinn machen.

  • AD
    auch das noch

    ich finde das sie es drauf hat, für ihr alter. sie sollte sich nicht beirren lassen und ihre balance finden im brutalen primatenalltag, sonst kann sie ihre fähigkeiten in ein paar jahren, wenn die für mich entscheidende portion erfahrung ihre "schlagkraft"(ohne gewalt) richtig dosieren lehrt, nicht mehr entfalten. leider braucht es in so großen gesellschaften immer wieder das richtige führungspersonal, auch bei basisdemokratischen prinzipien, denke ich. in ein paar jahren hat sich hoffentlich auch der historische unfall "fdj-sekretärin" erledigt, die alternativlose speichelleckeranpassung (ostzonenschema für doch die meisten die etwas besseres werden wollten) aus dem letzten diktatorischen jahrtausend. zur nächsten wahl wird es ja nicht klappen, die deutschen müssen harrrt arrrbeiten, da ist immer noch kein spielraum zu verstehen was läuft und die übliche angst tut ihr übriges. hartz sei dank, usw

  • V
    vic

    "Sie ist leider gegen Gewalt"

    Ich auch.

    Und ein gewalttätiges System kann vermutlich nicht gewaltfrei verändert werden.

    Ich habe also verstanden was sie meint. Herr Unfried offenbar nicht.

  • R
    ridicule

    Sonnentach. - Denkste.

     

    Ey, denkste - heute läuft was,

    isser wieder mal endlich gut drauf;

    aber - ah, näh, alles von, mit, über, durch

    und unter Marina W. -

    und dann - er: - … ? …?

    wie auch immer: So what?

    chefreportér - wieder mal:

    ganz bei sich! - wie Stefan und Klaus.

    Und - mächtig wirksam

    " im Sinne Luhmanns".

    ( die Haue von dem - möcht ich nicht beziehen;

    mal ehrlich-handgreiflich - wie der wohl war;

    jedenfalls beim Reifenwechseln)