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Kolumne Die KriegsreporterinDer Wolf in der Paddelhölle

Kolumne
von Silke Burmester

„Hart aber fair“ will fairer werden, die „Landlust“ ist bockig und die „DB-Mobil“ macht Abenteuerferien. Darauf ein Glas saure Gurken!

Der Co-Redaktionsleiter von „Walden“, Symbolbild. Foto: imago/Blickwinkel

H allo taz-Medienredaktion!

Ich habe für diesen Bericht Musik bestellt, bitte fahr die jetzt ab, ich singe dann. Also: „Summerloch and the living is boring. No one is jumping but everyone is high“ …

Man muss sich das mal vorstellen, der Fakt, dass die ARD eine Folge von „Hart aber fair“ wegen Unfairness des Moderators in Bezug auf die Behandlung des Themas „Geschlechterrollen“ aus der Mediathek nimmt, nur um kurz danach zu verkünden, der gummihammerharte Moderator macht noch mal eine Sendung zu dem Thema, auf dass er es dieses Mal besser mache – womit er Anwärter wird, als Murmeltier des deutschen Fernsehens Helmut Kohl und seine Silvesteransprache abzulösen –, ist der Nachrichtenburner dieser Tage.

Und dass das Rasenmagazin Landlust mit seiner Klage gegen die Grünen gescheitert ist, die mit der Postkartenaktion „Landfrust“ auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam gemacht haben, „Idylle mit Gülle“.

Männer, die fühlen wollen

Ich meine, wem ist da denn nicht langweilig? Wie gut, dass das DB-Mobil-Heft, Motto: „Bahn mit Wahn“, dann wenigstens eine Abenteuerstrecke zeigt, in der Männer ihre Höhlen vorstellen und die Schluchten, in die sie springen, wenn sie mal wieder was fühlen wollen, was sich nicht zwischen den Beinen abspielt. Überhaupt sind Männer ja sehr in. Und essen. Aber auch draußen sein.

Da passt es gut, dass bei DB-Mobil in Zeiten von Navigationszeug mit Satellitenanbindung so Dinge wie Opas Kompass vorgestellt werden, für den man 110 Euro ausgeben kann, und Handbalsam für 10 Tacken. Gleich daneben: Ein Mann, ein gut aussehender, wilder Wolf, „Co-Redaktionsleiter von Walden“, dem Frischluftheft für Bürowallache, der eine Messerempfehlung gibt. Ein Messer, das für Seeleute gedacht ist. Da der fesche Wolf jedoch bei einem Heft gelandet ist, bei dem man eher mit dem Kanu paddelt, hat er damit bisher Wurst durchtrennt statt Tampen.

Das ist so ähnlich, wie wenn ich in einem Magazin für Anglerbedarf einen Fischkochtopf vorstelle und sage: „Den habe ich zum Auskochen meiner Unterhosen gekauft. Ich benutze ihn als Würfelbecher.“

Ja, Kochen und vom Felsen springen – die kulinarische Landlust des modernen Mannes –, das sind die Inhalte, die sich verkaufen, so der Eindruck beim Blick auf die Fülle im Zeitschriftenregal.

Landcooking - das Rezept

Da will ich mit meinen Tipps für einen gelungenen Sommer nicht fehlen, dem Einkochen von sauren Gurken in freier Natur, meinem Landcooking, sozusagen. Also: Helm auf die Kochstelle setzen und Sud aus einem halben Liter Weißweinessig und dem Saft frisch ausgepresster Äpfel (250 ml) darin erhitzen (Vorsicht: Helme aus Kunststoff, wie sie zum Paddeln oder Basejumping verwendet werden, sind nicht geeignet). Zwei Teelöffel Salz und 200 Gramm Zucker zufügen, gegebenenfalls etwas Currypulver und zwei bis drei Teelöffel Gurken-Einkoch-Gewürzmischung. Den Saft einer Zitrone einträufeln und je nach Geschmack eine Stange Zimt mitkochen. Ab und zu umrühren und rund 10 Minuten köcheln lassen.

Gurken schälen, in Stücke schneiden, eine Zwiebel fein würfeln, in den Sud geben und bei weniger Hitze köcheln lassen, bis die Gurken glasig sind. In Weckgläser füllen und an geeignetem Platz – etwa neben den tausendjährigen Eiern – im Wald verbuddeln. Für die Markierung Fähnchen aus Stöckchen und Birkenrinde basteln und das Sommerloch damit abstecken.

Zur nächsten Sauregurkenzeit die Leckerei herausholen, einladen, wer von den Freunden übrig ist, und mit einer Flasche selbstgegorenem Löwenzahn-Cider genießen!

In greller Vorfreude zurück nach Berlin!

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!
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7 Kommentare

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  • 2G
    23879 (Profil gelöscht)

    Fernsehen? Welcher halbwegs gebildete, nicht masochistische Mensch mutet sich das heutzutage eigentlich noch zu?

    • @23879 (Profil gelöscht):

      ok - wie LÜGT -

       

      Ab&an - mal beim Klassenfeind

      vorbeischauen - zapp&wech

      arte/3sat - nippen -

      &abdafür -

      kurz - Wurde dann doch noch ein -

      Schöner Abend;)

      • @Lowandorder:

        Ich empfehle aus der ZDFNeo-Mediathek "Eichwald MdB" mit hervorragenden Schauspielern (u.a. Maren Kroymann)

  • Erst dacht ich ja - Messer? - ja wie?!

     

    Fisch&Kartoffeln - doch nur wenn frauman Lehrer ist.

    Aber Tampen - mit dem Messer - in echt?!

    Ok - der Nasse Hansch ist nicht gemeint. - & das ->

    "Tampen bezeichnet das Andrücken des Kaffeemehls im Brühsieb -

    Auch Fehlanzeige.

    Aber - Walden all that canoes et al ?!

    Aber -> Tampenmesser in echt?

     

    Lese dann aber -

    "… Zum Kitesurfen muss man eine Rettungsweste anhaben und ein Tampenmesser mit sich führen; ..."

    Ja dann - nah dran -

    Bon Appetite - ihr Bürowallache!

     

    (ps - Wobei wir wie die Teerjacken ook die Messerverwendung insoweit im Dunkeln lassen - &

    Dess dess rein gar nichts mit ->

    Eli Wallach - demm dritte Mann -

    Ze donn hett;)

     

    ps - Wacholder -> Wildfleisch - klar

    Eindeutig angesagt!;)

  • Ist die taz jetzt auf dem Weg zur Online-Einkochshow? Demnächst hier Wolfsragout in Zitronensud mit etwas Dill und Anis?

    • @Rainer B.:

      Könnten Sie bitte den Anis wegglassen?

      Ging nicht auch Wacholder?

      • @KarlM:

        Das ist alles nur Geschmacksache. Probieren Sie es einfach mal aus!