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Kolumne Die KriegsreporterinDie Wünschelrute für das liebe Geld

Kolumne
von Silke Burmester

Krankenhäuser betätigen sich als Geldrausschneider, der WDR bringt ein Lichtkuddelmuddel und „Bild Drama“ bald hausgemachte Katastrophen.

Die Lichtverhältnisse sind schlecht – wahrscheinlich kleines Budget Bild: WDR/Thomas Kost

J ournalistIn zu sein, heißt ja heute, mit der Wünschelrute über den Boden zu kriechen, in der Hoffnung, neue Einnahmequellen aufzuspüren. Und sich dabei selten doof anzustellen, weil man so viel Bedenken hat. Stichwort Berufsethik und so Sonntagsgedöns. Andere Branchen sind da cleverer. Zum Beispiel die professionellen Geldrausschneider Krankenhäuser („Wir nehmen die Eierstöcke auch gleich raus!“). Die Marseille Kliniken stellten dem Spiegel für neun eingereichte Fragen eine Rechnung von 199,20 Euro. Bearbeitungsgebühr. Ja, so geht das.

Wobei mir in diesem Moment ganz flau wird, Medienredaktion. Ich habe heute Morgen eine Anfrage an den WDR geschickt. Ich wollte wissen, wie hoch das Budget des „Tatort“ vom Sonntag war und wie viele Drehtage die hatten. Das ist eigentlich bekannt, aber der Sorgfalt halber frage ich noch mal nach. Was, wenn die jetzt … Verdammte Scheiße. Du weißt, was ich für diese Kolumne bekomme.

Wie soll ich denn da auch nur 30 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen? Oder übernimmst Du das? Oder ist das vielleicht mit meinen Rundfunkgebühren abgegolten? Nach dem Motto „Inklusive dreier Anfragen“? Mist, ich hoffe, das geht gut. Dabei wollte ich doch nur herausbekommen, ob es einen Zusammenhang geben könnte, zwischen den im „Tatort“ „Schwerelos“ ständig wechselnden Lichtverhältnissen und dem Budget.

Ich habe nicht mitgezählt, aber in etwa gab es 12 Einstellungen, in denen das Licht nach dem Schnitt nicht mehr stimmte. So sieht man in einer Einstellung deutlich, wie die Sonne hinter dem Haus versinkt, in der nächsten ist dieselbe Szene sonnenhell. So geht das die ganze Zeit. Es ist das reinste Lichtkuddelmuddel und zeigt mal wieder, was rauskommt, wenn immer weniger Geld zur Verfügung steht. Oder man sich niemanden leisten will, dem so etwas nicht passiert.

„Orte der Trauer“

Das ist so, als hätte ich mich nicht entschieden, in welcher Zeit ich diesen Text geschrieben haben werde. Das wäre ein Vor und Zurück gewesen, sodass meine LeserInnen völlig verwirrt sind, weil sie gar nicht mehr wussten, ob ich noch alle Ziegel beieinander gehabt haben werde, als ich diese Zeilen schriebte. Mit Recht werden sie eine große Respektlosigkeit beklagen, weil mein Tun ihnen deutlich machte, dass ich sie in puncto „was merken“ überhaupt nicht ernst nahm, nehme, nehmen werde und genommen haben werde. WDR!

Ernst genommen werden hingegen die LeserInnen der Bild-Zeitung. Die Chefin der Sonntagsausgabe, Marion Horn, hat sich im Zusammenhang mit dem Absturz der Germanwings-Maschine überlegt: „Vielleicht wäre es gut gewesen in dieser hochemotionalen Zeit, in unseren Medien Orte der Trauer zu schaffen.“ Was ich eine Konsequenz nenne, von der man lernen kann: Erst das Geschehen ordentlich aufladen. Dann „Orte der Trauer“ schaffen, um im Zuge der Leser-Blatt-Bindung kein Fleckchen unbesetzt zu lassen. Für jeden Aspekt zuverlässiger Lieferant sein. Bleibt die Frage, wann man dazu übergeht, mit Bild Drama auch passgenaue Katastrophen zu liefern.

So, ich wienere jetzt mal meinen Helm. Ich fahre nämlich nach Israel. Von dort aus werde ich nächste Woche Meldung machen. Da ich dort einige Korrespondenz-KollegInnen treffe, wird sich mit Sicherheit irgendwas finden, das sich hier hinschreiben lässt. Und weil der Helm allein nur die halbe Miete ist, bereite ich mich vor. Ich trainiere. Jeden Abend gibt es ein paar Runden „Reise nach Jerusalem“. Da kann ich ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn einem die Mitreisenden abhandenkommen. Und damit zurück nach Berlin!

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!
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4 Kommentare

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  • So so - die Kriegsreporterin bezahlt also noch Rundfunkgebühren, dabei gibt's die ja seit 2013 gar nicht mehr - also jedenfalls die Rundfunkgebühren. Seither wird ja "nur" ein Rundfunkbeitrag (ist ja keine Gebühr und keine Steuer!!) erhoben, aber nicht etwa vom WDR als Anstalt des öffentlichen Rechts, sondern von einem Beitragsservice und dieser Beitragsservice ist eine rein private Firma mit Eintrag im Handelsregister.

    Da geht es also hin, das liebe Geld und keiner weiß, warum, wieso und wofür. Nur die Kriegsreporterin scheint irgendwie an der Haustür mal einen Tatort-Liefervertrag mit dem Beitragsservice abgeschlossen zu haben und möchte jetzt mehr Licht im Tatort für ihr Geld. Sachen gibt's, die gibt's gar nicht!

  • "Es ist das reinste Lichtkuddelmuddel.."

     

    Wer Helme wienert bis sie blitzen,

    soll nicht im Schützengraben sitzen.

    • @lichtgestalt:

      …muß mann nachsehen -

      schließlich konnte sie always auf

      Schnarr-Sacks Schmid-Schnauzes:

      " Hammse gedient?"

      Schallend lachen;)

  • Bei stahlblauen Himmel - & Augen -

    noch Lichtverhältnisse im WDR anmachen;

    Schlicht ungebührlich.

     

    LÜGT con Orte der Trauer -

    Das sollte sich die Marsielle Kliniken als

    KaiDiekmann-Brechmittel patentieren lassen -

    Garantiert rezeptpflichtig;

    Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen

    Sie lieber nicht ihren Apotheker oder Arzt -

    Besser ist das.

     

    &Zum gewienerten Helm nicht die Wünschelrute für die

    Reise nach Jerusalem vergessen.

    Ansonsten - bon voyage.