piwik no script img

Kolumne Die CouchreporterKrieg auf klingonisch

Nach etlichen Filmen kommt nun „Star Trek: Discovery“ als Serie. Zwar als klassische Erzählform, aber immerhin mit klingonischen Untertiteln.

Offizierin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green): eine Rebellin Foto: CBS

D on’t mess with the fans! Und davon gibt’s zu viele: Babyboomer, Generation X, aufgewachsen mit der einen oder anderen Star-Trek-Formation, einer der fünf Realfilmserien oder den Kinofilmen, vertraut mit „Live long and prosper“, Tribbles, Ferengi-Ohren, dem vulkanischen Nackengriff und Beam-Problemen.

Zum Vorstellen der CBS-Serie „Star Trek: Discovery“, abgekürzt mit „DSC“ (um nicht mit „TOS“, „TNG“, „DS9“, „VGR“ und „ENT“ verwechselt zu werden, bitte keine Fragen jetzt), gehörte also Mut. Über zehn Jahre hatte man sich ausschließlich auf die in alternativen Zeitlinien angesiedelten Kinofilme kapriziert, hatte diese erfolgreich und mithilfe von ideenreichen Sci-Fi-Regisseuren wie J. J. Abrams relauncht.

Seit ein paar Wochen hat Netflix nun öffentlich freigegeben, was man in Zusammenarbeit mit dem „Deep Space Nine“-Autor Bryan Fuller auf serieller Ebene entwickelte. Und was den Experten Fuller letztlich zum Ausstieg bewegte: Er habe ursprünglich eine Anthologie-Serie ersonnen, ein Format, in dem jede Folge oder Staffel mit anderen Figuren, jedoch in einer ähnlichen Welt spielt.

Der Sender wollte jedoch eine klassische, horizontale Serienerzählung mit wiederkehrenden Charakteren. Und pflanzte die Geschichte um die rebellische, als erster Mensch in einem vulkanischen Trainingscamp aufgewachsene Offizierin Michael Burnham in der Zeitebene zehn Jahre vor „Raumschiff Enterprise“ an – eine Tatsache, der die klassisch-langsame Erzählform und die leicht antiquierten Motive (Klingonenkrieg, monsterähnliche Wesen, Probleme mit der Hierarchie) vielleicht erklärt, aber nicht rechtfertigt.

Die Serie selbst scheint die Weiterentwicklung ihre Formats genauso zu ignorieren wie die gestiegene Medienerfahrung ihrer ZuschauerInnen. So müssen die ProtagonistInnen in – bis auf die Kampfszenen – recht statisch gedrehten, mit antikem „Action-Score“ unterlegten Sequenzen immer wieder erklären, wer und auf welcher Mission sie sind. Und die Klingonen, gegen deren kampflustiges und bulliges Volk durch Burnhams Verschulden ein Krieg ausbricht, dürfen zwar minutenlang echtes untertiteltes Klingonisch sprechen (schnell ein reizender Nerdfact: KlingonenkennerInnen haben sich für die Serie extra neue Vokabeln ausgedacht, zudem gibt es eine ganze Untertitelspur auf Klingonisch!), sind aber ansonsten ähnlich eindimensional gezeichnet.

Dennoch hat „DSC“ die Überlegungen zum Thema „Diversität“ mehr beherzigt als alle ihre Vorgängerinnen: Kaum zu glauben, dass (fiktionale) zehn Jahre später, auf dem guten alten „Raumschiff Enterprise“, die Frauen schon wieder fast weg vom Fenster sind und sich bis auf die schwarze Vorzeigeoffizieren Uhura, größtenteils in Chiffon-Minikleider gehüllt, in Kirk verknallen.

„DSC“ macht das Genderfass vorbildlich auf: Auf der paritätisch besetzten Brücke ihres ersten Schiffs dienen neben der dunkelhäutigen Burnham jede Menge weiterer Ethnien und Geschlechter einer asiatischstämmigen Kapitänin. Und knallen den klingonischen Machos ordentlich einen auf den Nasenhautkamm. Wenigstens etwas.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    jetzt soll auch noch dieser Action-Ressigeur Tarantino einen ST Film drehen dürfen... wie tief kann man eigentlich noch sinken????

  • 9G
    95823 (Profil gelöscht)

    Ich tue mich immernoch sehr schwer mit der neuen Serie, klar, die Effekte sind gut, aber die Charaktere empfinde ich irgendwie als sperrig. Was mir fehlt sind plausible Sympathieträger und Identifikationsfiguren, denn letzten Endes waren es einprägsame scheinbare Außenseiter-Charaktere wie Spock oder Data die sehr viel vom Reiz der alten Serien ausgemacht haben.

    In den ersten Folgen von Discovery dachte ich noch das Saru ein ähnliches Potential hat, in den neueren Folgen hat er aber viel Sympathie verspielt.

     

    Die Abkürzung für Voyager lautet übrigens VOY, und nicht VGR.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @95823 (Profil gelöscht):

      Die guten Zeiten von Star Trek sind vorbei. Das Action-Kino hat Star Trek gekapert und verhunzt. Ich boykottiere die neuen Kinofilme genauso wie diese neue Serie. Das gesamte Sci-Fi-Genre geht den Bachrunter seit Matrix dafür gesorgt hat, dass das Sci-Fi-Zukunftssetting nur noch eine Ausrede für immer noch größere Explosionen und noch unrealistischere Specialeffekts ist.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Nachdem Abrams mit seinen Kinofilmen gegen alles verstoßen hat was Star Trek ein Mal ausmachte, wollen Fuller und Kurtzmann mit der neuen Serie Star Trek wohl endgültig den Todesstoß versetzen? Es wäre besser gewesen Star Trek hochwertige Science Fiction Serie der Vergangenheit endgültig ruhen zulassen anstatt es durch schlechte Action-Sience-Ficiton tot zu reiten...