Hans-Hermann Hirschelmann
Einwand zum ersten Teil: Religion, nach Marx "der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt" und "der Geist geistloser Zustände" (MEW Bd. 1, S. 378), ist, man denke nur an die großartige Rede Martin Luther Kings, per se kein "sehnsuchtsvoller Rückwärtsblick. So viel Aufgeklärtheit muss sein (und ist im unteren Teil des Schlaglochs ja auch zu erkennen!) um zu zeigen, dass es Religion nicht nur in rückwärts sondern eben auch in vorwärts gewandte Vorstellungswelten gibt ebenso wie die Aufklärung mach übler Dialektik unterworfen sein kann.
In so weit Einverständnis: Bürgerliche Werte können (!) "ein Programm für 100 Jahre Zukunft" begründen. Und in der Tat sind "die Schaffung einer Weltorganisation zur solidarischen Verwaltung von Rohstoffen, Energien und öffentlicher Güter keine Utopie sondern ein zwingendes Programm" und "schiere Friedens- und Überlebensbedingung". Dem stimme ich - nunja: sehnsuchtsvoll seufzend - zu. Ebenso, dass (infolge kapitalistisch voran gepeitschter Produktivkraftentwicklung) allseitig gebildete Persönlichkeiten "ihren Wohlstand "nicht mehr in materieller Steigerung sondern in Zugewinn an Zeit für kulturelle udn soziale Selbstbetätigung" messen.
Allerdings (Einwand zum Schluss-Statement) sollte kein Augenblick vergessen werden, dass auch (und gerade!) das Leben so genannter "immaterieller Werte" ganz bestimmte materielle Voraussetzungen benötigt. Mehr als Appelle an einen sozial und ökologisch korrekten Lebensstil brauchen wir deshalb das leidenschaftliche Verlangen nach (gegenseitige) Aufklärung darüber, welche materiellen Voraussetzungen und strukturellen Handlungsanreize (wozu derzeit durchaus auch die Möglichkeit zur Bildung politischer Warenpreise gehören) eine Verallgemeinerung des gewünschten "Lebensstils" hervor bringen können.
Mehr (Öko-)Sozialismus wagen ;-)
Gruß hhirschel
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