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Kolumne Bitches in Baku #12Politische Zuspitzungen

Baku scheint im Ausnahmezustand. Doch am Montag sind alle Besucher wieder weg. Sollten sie nicht besser bleiben? Die Menschenrechtler sagen ja.

Jubel beim Halbfinale am Dienstag. Bild: dapd

M an weiß nicht genau, wie es der schwedischen Sängerin beim gestrigen zweiten Semifinale erging. Meldungen – die noch nicht bestätigt wurden – zufolge, sind Menschen aus dem Umfeld von aserbaidschanischen Menschenrechtlern zumindest in Gewahrsam genommen worden, die sich mit der Schwedin Anfang der Woche in einem NGO-Büro in Baku getroffen hatten.

Die politischen Meldungen überschlagen sich ohnehin fast: Baku scheint im Ausnahmezustand. Und doch, ich möchte nicht lügen, ist das nur die eine Seite der Medaille hier am Kaspischen Meer. Die andere könnte lauten: Man wird von ziemlich vielen, vor allem jungen Menschen einfach so auf der Straße angesprochen, von woher man denn komme, wie man das alles in Baku finde und wie toll die Stimmung.

Ich spreche nicht von – das würde doch sofort wieder so ausgelegt werden – bezahlten Propagandisten in den Vierteln der Stadt, sozusagen keine einflüsternden Jubel-Aserbaidschanern, sondern von Jugendlichen, Jungen und Mädchen. Die sehen nicht aus wie besonders geschickt infiltrierte Agenten des Regimes. Vertiefen wir das nicht weiter, denn es könnte sein, dass stimmt, was mir ein Mensch aus dem Menschenrechtsumfeld sagte, ohne dass er mir erlaubte, seinen Namen zu nennen: Montag geht ihr alle wieder weg.

Bild: taz
Jan Feddersen

taz-Redakteur, Jahrgang 1957, schreibt als Journalist und Buchautor („Wunder gibt es immer wieder“) über den ESC seit 1989. Er bloggt auch auf eurovision.de für die ARD.

Sollen wir nicht besser bleiben? Ja, ihr sollt besser bleiben. Das setzt dann die Politik unter Druck. Ich erwidere, dass doch von Anfang an klar gewesen ist, dass nach dem ESC die Show vorbei ist. Egal welche, vor allem die existentielle der Häuserbewohner, die willkürliche aus ihren Herbergen vertrieben wurden.

Nun, ich will kein Spielverderber sein und gelobe, dass alle Europäer mit Herz Aserbaidschan nicht vergessen werden. Weshalb er seinen Namen nicht nennen wolle, frage ich noch. Alle Namen seien wie Schall und Rauch, und er möchte nicht für etwas einstehen, was er nicht sein werde: ein Kämpfer auf so viele Jahre. Nein, er will gucken, jetzt die Kampagne hinter sich zu lassen. Er will, wer verstünde ihn nicht, seine Ruhe. Ist bei seinen Eltern untergekommen und will sich seiner Elektroingenieursausbildung widmen.

Im zweiten Halbfinale, um das Unpolitische nachzutragen, hat es nicht das ganze Rudel exjugoslawischer Chanteusen geschafft. Und Weißrussland ist auch ausgeschieden. Das entlastet, weil dieses Land des Bösen nicht mehr gewinnen kann, die ARD von der Überlegung, möglicherweise nicht am nächsten ESC teilnehmen zu können. Aus, ehrlich gesagt, mir verständlichen Gründen.

Denn Weißrussland, das räumen natürlich auch Oppositionelle in Baku ein, ist in der Kategorie des Demokratischen, noch in einer eigenen Liga – ein failed European state fast. Also dahin geht die Reise schon mal nicht: nach Minsk.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
Jan Feddersen
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Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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2 Kommentare

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  • B
    Bambi

    Herr Feddersen! Halten Sie doch einfach den Mund. Ihre Berichterstattung ist unerträglich!

  • B
    blaubaerin

    Hm, klingt für mich so, Herr Feddersen, als ob Sie gesagt bekommen hätten (oder vielleicht auch selbst das Gefühl hatten), dass sie das Thema Menschenrechte vielleicht doch noch mal aufgreifen sollten - zumindest ein bisschen...

    Leider können Sie mit Ihrem halbherzigen geschwurbelten Geschreibsel niemanden überzeugen.

     

    Ein Vorschlag: Wie wär's als Society-Reporter bei der Gala? Da müssten Sie sich nur mit schönen Dingen beschäftigen und nicht mit so niederen Themen auseinandersetzen - oder mit Leuten "aus dem Menschenrechtsumfeld".