piwik no script img

Kolumne American PieRassismus im Mannschaftsnamen

Kolumne
von Thomas Winkler

„Rothäute“ nennt sich das Football-Team aus Washington. Native Americans kritisieren das. Ein offener Brief von 50 US-Senatoren heizt die Debatte an.

Hat das umstrittene Redskins-Logo auf seinem Helm: Washingtons Quarterback Robert Griffin III Bild: reuters

D ie Washington Redskins sind ein in der Hauptstadt der USA beheimateter Football-Klub. Die Washington Redskins haben einen Quarterback, der, wenn er gesund ist, der aufregendste Spielmacher der NFL ist. Zuletzt war er aber nur sehr selten gesund. Die Washington Redskins haben eine Mannschaft, die ziemlich gut verdient, aber in den letzten Jahren meist ziemlich schlecht gespielt hat.

Viele Menschen in Washington glauben, dass daran ein gewisser Dan Snyder schuld ist. Dan Snyder ist Besitzer der Washington Redskins, hat nach allgemeiner Einschätzung von sportlichen Belangen nur sehr bedingt Ahnung, mischt sich aber trotzdem ausgiebig in die sportlichen Belange der Washington Redskins ein.

Die Washington Redskins haben also eine Menge Probleme. Ihr größtes ist aktuell aber mal wieder, dass sie Washington Redskins heißen. Dagegen, dass sich ausgerechnet das Hauptstadtteam im beliebtesten Sport der USA Redskins nennt, kämpfen nicht nur „Rothäute“, die nicht mehr „Rothäute“ und auch nicht „Indianer“ genannt werden wollen, seit Jahren.

In der Auseinandersetzung ist nun eine neue Runde eröffnet worden. Nachdem die NBA in den vergangenen Wochen Donald Sterling, den Eigentümer der Los Angeles Clippers, wegen rassistischer Bemerkungen suspendiert hat und zum Verkauf seines Teams zu drängen versucht, nutzen Aktivisten die aktuell gestiegene Sensibilität für das Thema, um die NFL unter Druck zu setzen.

Vergangene Woche haben 50 Senatoren einen offenen Brief unterzeichnet, in dem die Liga aufgefordert wird, „das rassistische Schimpfwort aus dem Namen eines ihrer wichtigsten Klubs zu entfernen“. Unterschrieben haben, weil Republikaner nicht angefragt wurden, nur demokratische Abgeordnete, aber dafür nahezu die Hälfte der 100 Mitglieder der zweiten Kammer des US-Parlaments.

Die Kontroverse um die Redskins ist – neben Chief Wahoo, der Karikatur, die als Team-Logo des Baseballteams der Cleveland Indians dient – schon seit Jahrzehnten einer der prominentesten Schauplätze der Debatte zwischen progressiven und konservativen Kräften um die sogenannte Political Correctness im Sport. Dabei werden stets dieselben Argumente ausgetauscht.

Auch diesmal führen die Kritiker an, dass mehr als dreihundert Stammesorganisationen mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern eine Namensänderung fordern. Die Gegenseite kontert daraufhin stets, auch diesmal wieder, mit niemals näher bezeichneten Umfragen, in denen angeblich große Mehrheiten von „Native Americans“ den Namen Redskins nicht als rassistisch eingestuft hätten.

Auch sei das Team-Logo, das einen indianischen Krieger im Profil zeigt, von einem Ureinwohner gestaltet worden. In einer offiziellen Entgegnung des Klubs auf den Brief der demokratischen Senatoren wird gar behauptet, der Gebrauch der Bezeichnung „Rothäute“ sei „respektvoll und zeige Verehrung gegenüber dem stolzen Vermächtnis und den Traditionen der Native Americans“. Warum sie die Rothäute aber nicht mehr Rothäute nennen, wenn es um ihre stolze Tradition geht, erklärten die Washington Redskins nicht.

Zwar werden meist nur die bekannten Argumente ausgetauscht, doch scheint nun durch den Brief der demokratischen Senatoren Bewegung in die Diskussion zu kommen. So massiv hat sich das politische Washington noch nie positioniert. Auch Barack Obama ließ schon Ende vergangenen Jahres in einem Interview wissen, er würde, wäre er Eigentümer der Redskins, über einen Namenswechsel nachdenken. Ein Besitzer Obama dürfte nicht nur dieses eine Problem der Redskins lösen: Ihm wird auch ein größerer Football-Sachverstand attestiert als Dan Snyder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare