Kohleproteste in Großbritannien: Briten demonstrieren gegen Kohle
Im Nordwesten Englands sind Proteste gegen ein Kohlebergwerk geplant. Es wäre die erste neue Mine in Großbritannien seit 30 Jahren.
Das Vorhaben des Privatunternehmens Westcumbria Mining wäre das erste neue Bergwerk in Großbritannien seit 30 Jahren. Kohleabbau gibt es in der Grafschaft Cumbria seit Jahrhunderten. Das letzte Kohlebergwerk schloss jedoch seine Pforten im Jahr 1986.
Den Protestlern geht es nicht nur um mögliche Auswirkungen auf die Vogelwelt oder das Klima, sondern es gibt auch Bedenken zum geplanten Standort insgesamt. Dieser liegt nämlich nur acht Kilometer weit entfernt von der ehemaligen nuklearen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield und einem potentiellen neuen Ort für ein neues Atomkraftwerk namens Moorside, dessen Bau, jedoch seit dem Absprung Toshibas in Frage steht. Sellafield befindet sich im Stadium des Rückbaus. Viele der hochradioaktiven Materialen müssen hier noch jahrzehntelang abgebaut und sicher gestellt werden.
Auch Friends of the Earth, ein internationaler Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen, fordert nun „eine robuste Analyse potentieller seismischer Bewegungen und Absackungen in Sellafield, Moorside und anderen radioaktiven Lagerstätten“.
Angst vor radioaktiv verseuchten Boden unter Sellafield
Eine andere Vereinigung, die Coal Action Group, merkt an, dass eine Koksmine in Russland neulich Erdbeben auslöste. Radiation Free Lakeland, eine lokale Gruppe gegen Atomkraft, die den Protest gegen das Bergwerk mitbegründete, befürchtet, dass es bei Erdbeben zu einer Verflüssigung des radioaktiv verseuchten Bodens unter Sellafield kommen könnte. Außerdem bestehen Sorgen über die Störung von Schlammablagerungen aus der Betriebszeit Sellafields, die womöglich ebenfalls radioaktiv verseucht sein könnten, denn das Bergwerk will unter dem Meeresboden der Irischen See graben.
Beim Planungstreffen werden am Dienstag auch Wissenschaftler vor dem Planungskomittee der Behörde der Grafschaft erwartet. Darunter auch Laurie Michaelis, ein Autor des Emissionsberichtes der Internationalen Konferenz zum Klimawandel (IPCC) war, dem sogenannten Weltklimarat.
Eine Sprecherin von Westcumbria Mining sagte zur taz, die Anschuldigungen seien nicht auf dem neuesten Stand und „dreist“. Das Unternehmen hätte inzwischen ausreichende Tests und Prüfungen unternommen und sogar das Ja der britischen Behörde für nukleare Sicherheit (ONR). Die Kritiker sehen darin ein „Massieren der Fakten.“ Die Nuklearbehörde sei nur bis zu 7,5 km Reichweite um Sellafield verantwortlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken