Kohlegegner reichen Antrag an: Weltkulturerbe Lützerath
Braunkohlegegner hoffen auf die Ernennung des Dorfes am Tagebau zum industriellen Denkmal. Ob das was wird, ist allerdings fraglich.
Aber jetzt soll Lützerath sogar Unesco-Weltkulturerbe werden. Der Antrag liegt schon beim NRW-Bauministerium und beim Landesamt für Denkmalpflege. Beide Behörden sind für eine solche Erstprüfungen zuständig, bevor sich die Unesco in Paris selbst damit befasst.
Initiiert hat den Vorstoß der Polizist Bastian Brinkmann von Parents for Future Bielefeld. Lützerath stehe „für eine historisch belegte Form der Energiegewinnung“, damit sei der Ort „gleichermaßen industrielles Kulturerbe wie Mahnmal.“ Unter Denkmalschutz steht Heukamps 250 Jahre alter Hof schon lange. Nun hofft er auf eine positive Entscheidung, seinen Hof zum „Schutzwall zugunsten der Gesunderhaltung von Klima, Natur, Mensch“ zu machen.
Allerdings ist höchst fraglich, ob die zuständige Landesbauministerin dem Antrag zustimmt. Ina Scharrenbach (CDU) ist jene Politikerin, die sich 2018 die Brandschutzordnung als Begründung ausgedacht hatte, um den besetzten Hambacher Wald gut 20 Kilometer südlich räumen zu lassen.
Bis zur Entscheidung aus Münster hält RWE still
Die 50 Millionen Euro teure Aktion hatte das Verwaltungsgericht Köln im Sommer für illegal erklärt: Brandschutz? Vorgeschoben, also rechtswidrig. Der Stadtrat der zuständigen Gemeinde Kerpen lehnte darauf eine Revision ab. Scharrenbach setzte sich darüber sogar hinweg und erteilte umgehend Weisung zur Berufung.
Der Energiekonzern RWE, der sich bis zur Entscheidung aus Münster über Lützerath zum Stillhalten verpflichtet hat, sorgt indes weiter für Unruhe. Einen halben Kilometer neben Heukamps Hof gräbt seit Wochen ein Bagger, als wolle er den Ort von der Außenwelt abschneiden. An diesem Montag wollte RWE zudem die Schutzwälle aus Erdreich näher an den Ort heranschieben. Sofort kam es zu Protesten der rund 300 Menschen, die seit Monaten auf den Wiesen und in Baumhäusern neben Heukamps Hof leben.
Polizeikräfte konnten RWE offenbar beschwichtigen. „Der Polizei ist auch an Deeskalation gelegen“, sagt Antje Grothus von der Widerstandsinitiative „Buirer für Buir“. Vor zwei Wochen erst hatte RWE das Bochheimer Wäldchen neben dem Hambi gerodet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr