piwik no script img

Königshaus erlaubt royale HomoeheSind die Oranjes nun woke?

Niederländische Royals dürfen endlich gleichgeschlechtlich heiraten. Das allein macht das Königshaus aber nicht fortschrittlicher.

Prinzessin Amalia (Mitte) und die königliche Familie Foto: Hollandse Hoogte/imago images

Es sind nicht nur Könige und Königinnen in Märchen, die derzeit ein Update durchlaufen. Am vergangenen Dienstag gab der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte bekannt, dass die Kronprinzessin Amalia van Oranje nun auch eine Frau heiraten darf, ohne dass sie auf den Thron verzichten muss.

„Endlich, Queensday trifft Gay Pride“, hieß es von LGBTQ-Leuten in meiner niederländischen Chat-Grupe. Wie viele Niederländer assoziere auch ich die königliche Familie vor allem mit dem jährlichen Feiertag, an dem der König seinen Geburtstag feiert. Dann geht das ganze Land auf die Straße, besucht Flohmärkte und Persiflagen auf die Machthaber und, ja, konsumiert orange­farbene Getränke.

Natürlich wäre es ein Grund, zu feiern, wenn eine der konservativsten Institutionen in den Niederlanden homosexuelle Hochzeiten juristisch gleichstellt. Dass die zukünftige sexuelle Orientierung eines 17-jährigen Mädchens rechtliche Fragen aufwirft, sagt jedoch bereits viel über die Schwerfälligkeit der Institution aus.

Regierung muss Ehepartner zustimmen

Der Grund für diese neue Aussage von Rutte ist der bevorstehende 18. Geburtstag der Prinzessin am 7. Dezember 2021. Allerdings fällt die Prinzessin ohnehin unter die politische Verantwortung des Ministers.

2000 wies der damalige Premierminister Wim Kok noch darauf hin, dass es Probleme mit der Vererbung des Königtums geben würde, wenn der Thronfolger eine gleichgeschlechtliche Person heiratet. Fragen der niederländischen Arbeiterpartei PvdA, ob auch adoptierte Kinder oder eines Samenspenders als gesetzliche Erben gelten würden, beantwortete Rutte nicht. In jedem Fall muss die Regierung erst mal dem zukünftigen Ehepartner zustimmen.

Für die Oranjes geht die strenge Befolgung von traditionellen Gesetzen und Vorschriften stets Hand in Hand mit der Gewährung von Privilegien. Eines davon ist, dass Amalia van Oranje, wenn sie volljährig wird, eine Zuwendung von 1,6 Millionen Euro Steuergeld pro Jahr erhält. Sie hat jedoch zugesagt, ihre Einkünfte aus dieser Zulage während ihres Studiums, insgesamt rund 300.000 Euro, zurückzuzahlen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute? Ob Amalias Geste ausreicht, um die Unterstützung der königlichen Familie unter ihren Zeitgenossen zu stärken, die derzeit etwa unter der Inflation leiden, bleibt offen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare