Köln feiert vor Berlin: Lieber keine Weltklasse
Die Berliner Clubs rutschen in internationalen Rankings immer weiter nach unten. Nicht einmal das Berghain ist unter den ersten zehn.
O h nein, die Berliner Clubs werden immer unbeliebter. Das jedenfalls ist die Botschaft, die man dem kürzlich erschienenen Ranking der hundert weltweit beliebtesten Feierläden entnehmen kann, die das britische DJ Mag jährlich veröffentlicht.
700.000 Raver aus aller Welt haben abgestimmt, und sie scheinen sich für die „Clubhauptstadt der Welt“, in der wir doch zu leben glauben, immer weniger zu interessieren. Von den Dutzenden Partylocations Berlins tauchen eh nur drei in der Liste auf: Watergate, Tresor und das Berghain. Und für alle ging es im Ranking abwärts.
Das Berghain, vor Jahren mal auf der Poleposition, ist nicht einmal mehr in der Top Ten und landet auf Platz 16. Der Tresor verliert gar 22 Plätze und darf sich jetzt nur noch den zweiundsiebzigbeliebtesten Club der Welt nennen. Wahrscheinlich ist das Bangen und Zittern jetzt schon groß, ob es im nächsten Jahr überhaupt noch für die Liste reicht. Am erschütterndsten aber ist die Tatsache, dass ein Club aus aus Köln, das Bootshaus, vor allen Berliner Vertretern auf der Liste auf Platz sechs auftaucht. Läuft uns jetzt schon Köln im Partybusiness den Rang ab, oder was ist da los?
Schaut man sich die Liste etwas genauer an, stellt man schnell fest, dass es nur bedingt erstrebenswert ist, auf dieser aufzutauchen. Wer hier weit vorne landen möchte, muss die totale Entgrenzung des Partygewerbes bedienen, Konfettikanonen in Anschlag bringen und am laufenden Band Superstar-DJs aus aller Welt einfliegen lassen. Mit dem, was die hiesige Clubkultur von Awareness bis zum aktuellen Trendthema, dem nachhaltigeren Raven, so umtreibt, hat diese Welt der Großclubs nichts zu tun.
Sieger kommt aus Ibiza
Wenn man sich allein schon das Fassungsvermögen des DJ Mag-Siegerclubs Hi Ibiza anschaut, in den fast 6.000 Raver passen, kann man damit in Berlin nicht ansatzweise mithalten. In das Berghain, gern auch „Techno-Kathedrale“ genannt, passen gerade mal 1.500 Leute. Und Champagner-Exzesse im VIP-Bereich, um die es bei diesen internationalen Großclubs geht, sucht man in Berlin auch vergeblich.
In gewisser Weise wird Berlin clubtechnisch immer provinzieller, und man ist in diesem Bereich nicht mehr der Nabel der Welt. Auch weil, wie die DJ-Mag-Liste zeigt, die Szene sich immer stärker globalisiert. Südamerika ist in dieser gut vertreten und sogar Läden aus Südafrika, Nairobi und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Gegenüber dem, was in all diesen Megaclubs an Lightshows und völlig überbezahlten Plattendrehern geboten wird, wirken die Berliner Clubs, in denen wie schon seit Jahrzehnten maximal ein wenig Trockeneis auf den Dancefloor geblasen wird, fast schon ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
Gleichzeitig weist Berlin auch den Weg in die Zukunft. Denn den ganzen Partytourismus und das permanente Umherjetten der DJs mit großen Namen kann sich unser Planet nicht mehr leisten. In diesem Sinne wäre erst wirklich etwas erreicht, wenn auch die letzten Berliner Clubs ganz aus der Liste des DJ-Mags fallen würden.
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