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Knut, der entsetzliche EisbärDie Briefmarke des Grauens

Jetzt auch noch eine Knut-Briefmarke. Dabei ist der Arme doch ein Karpfen-Killer und schon Melville schrieb, dass die Farbe Weiß "maßlos grauenvoll" macht.

Immerhin: Der Erlös geht an den Umweltschutz. Bild: dpa

Im Winter 2007 war Knut der Eisbär der Herzen, inzwischen lässt er seinem Halbstarkentum freien Lauf. Mag sein Bild nun eine Sondermarke der Deutschen Post schmücken - der Erlös fließt in den Umweltschutz -, im Berliner Bärengehege hat sich Knut als Totmacher zu erkennen gegeben. Kürzlich riss er vor den Augen entsetzter Zoobesucher unschuldige Karpfen.

Dass es so kommen musste, hat Herman Melville vor 157 Jahren schon gewusst. In seinem 1851 erschienenen Roman "Moby Dick" findet sich ein Kapitel über das Wesen der Farbe Weiß im Allgemeinen und über das weißer Tiere im besonderen. Melville schreibt, das Weiß habe "vieles Schöne aus dem Reiche der Natur noch veredelt und verfeinert" und sei voller "Anklänge an alles, was anmutig und ehrenvoll und erhaben ist". Ein Aufzählung stützt diese These mit zahlreichen Beispielen - etwa mit den weißen Elefanten der Könige von Siam, den weißzüngelnden Flammen persischer Feueranbeter, dem weißen Stier, in den Jupiter sich verwandelte, oder dem weißen Hund, dem Opfertier der Irokesen. Beleg reiht sich an Beleg, bis Melville sich selbst ins Wort fällt: "in der innersten Vorstellung von diesem Farbton" lauere "etwas Ungreifbares, das die Seele stärker in Panik versetzt als jenes Rot des Blutes, das so viel Furcht erregt". Melville fährt fort: "Nehmt zum Beweise den weißen Eisbär der Pole und den weißen Hai der Tropen: Was, wenn nicht ihr glattes, flockiges Weiß, macht sie so maßlos grauenvoll?" Bei einem Schneehasen oder einem Weißling wird das Ungreifbare, das dem Farbton allen positiven Assoziation zum Trotz eignet, nicht zur Kenntnis genommen. Erst, wenn der Gedanke an die Farbe Weiß "freundlicherer Verbindungen entkleidet ist und mit etwas in sich Schrecklichem gepaart wird" - also bei einem weißen Wal, einem weißen Hai oder eben einem Eisbär. Der erregt Furcht, weil seine Nähe den Tod bringen kann, aber noch größerer Furcht erregt er, weil er eine böse Verrenkung der Gedanken hervorruft. Man möchte in seinem Pelz ein "Vlies himmlischer Unschuld und Liebe" erkennen, doch stößt man nur auf "blinde Blutgier" und muss in der Folge in seinem Kopf "widersprüchliche Gefühle" zu einem "widernatürlichen Gegensatz" zusammenzwingen.

Die Nürnberger müssen etwas ahnen, da sie sich ihrem Eisbärjungen Flocke gegenüber recht reserviert geben; und eine Ahnung von dem Schrecken haben auch die Macher der Fernsehserie "Lost". Sie steigern die Verrenkung der Gedanken noch, indem sie den Eisbären aus einem Comic auf ein tropisches Eiland versetzen. Himmlische Unschuld, Blutgier und 40 Grad im Schatten - das muss ein Kopf erst mal zusammenbringen. Nur in Berlin will man nicht verstehen und will nicht hinnehmen, dass Knut gegen geltendes Tierschutzgesetz und, schlimmer noch, gegen die Moralvorstellungen der BZ verstößt. CRISTINA NORD

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2 Kommentare

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  • GG
    gisela giftzahn

    Soll wohl ironisch gemeint sein, wobei sich die Ironie so irgendwie sehr gut versteckt hält. Dennoch: Die Scheinheiligkeit der entsetzten Besucher, die sich kurz zuvor ganz selbstverständlich eine Bratwurst einverleibt haben, ist nicht mehr zu toppen.

    Weiss ist übrigens keine Farbe.

  • S
    sekret

    die Heuchelei bezüglich des Karpfenkillers ist unglaublich. Damit dass der Eisbär auch sonst Fleisch oder Fisch zu essen bekommt hat niemand ein Problem, aber sofern er auf Jagd geht und sich den Fisch selbst besorgt ist das Geschrei groß. Dass Fischbrötchen gegessen werden ist normal, aber ein Bär der Karpfen isst, ein wahrer Skandal