Klimazukunftskonferenz in Berlin: Keine Scheiße mit der Erde bauen

Vor dem vierten globalen FFF-Streik treffen sich SchülerInnen, AktivistInnen und WissenschaftlerInnen auf der ersten Klimazukunftskonferenz in Berlin.

Ein Demonstrant der Bewegung Fridays For Future geht mit einem Plakat mit einer gezeichneten weinenden Erde durch die Stadt

Fridays for Future macht klar: Wenn die Erde weint, haben das zukünftige Generationen auszubaden Foto: dpa

BERLIN taz | Gregor Hagedorn, Wissenschaftler am Berliner Naturkundemuseum, ist der Fridays for Future-Generation unglaublich dankbar. Denn der Initiator von Scientists for Future weiß, wie es um den Planeten bestellt ist: Die grundlegenden Erkenntnisse über den menschengemachten Klimawandel hätten WissenschaftlerInnen schon vor 31 Jahren gehabt, sagt Hagedorn. Doch erst Fridays for Future (FFF) habe die Klimaentwicklung in jede Ecke der Gesellschaft gedrückt.

„Menschen der ‚Flat Earth Society‘ machen Youtube- Videos, die beweisen wollen, dass die Erde eine Scheibe ist“, erzählt Hagedorn am Mittwoch im Zeiss-Großplanetarium im Prenzlauer Berg. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte zur ersten Klimazukunftskonferenz in Berlin mit SchülerInnen, Lehrkräften, AktivistInnen und KlimaforscherInnen eingeladen.

Anhand dieses Beispiels will Hagedorn mit den Anwesenden über Menschen reden, die die menschengemachte globale Erwärmung leugnen. Und dabei ist das wichtigste Argument: Es gibt keine ernsthaften WissenschaftlerInnen, die den Klimawandel leugnen.

In Workshops diskutieren die SchülerInnen, wie globale Klimapolitik funktioniert, reden über Nachhaltigkeit in den Lehrplänen und lernen, wie sie klimafreundlich essen können. Bei der Diskussionsrunde machen Felix Stephanowitz, Vorsitzender des Landesschülerrats, Lena Walzebuck vom Kant-Gymnasium und Elias Saad von FFF klar, dass die Erderwärmung schon jetzt deutlich spürbar sei. „Wenn wir jetzt mit unserem Planeten Scheiße bauen, haben das unsere Kinder und Enkel auszubaden“, so Stephanowitz.

„Ich muss das Thema im Rahmen der Bildungspolitik setzen“, sagt Scheeres auf die Frage, wie sie sich zum Thema Klimawandel in der Politik verhalte. Sie mache sich ebenfalls Sorgen um die Zukunft, müsse aber Neutralität wahren, wenn es um die Frage nach der Schulpflicht und FFF gehe. Andererseits ermutige sie SchülerInnen, sich weiter hörbar für mehr Klimaschutz zu engagieren. Für Hagedorn brauche es die Verkehrswende, Agrarwende, Konsumwende, Finanzwende und die Energiewende. „Das Problem können nicht nur SchülerInnen, StudentInnen oder BürgerInnen beim Einkaufen lösen.“

Scientists for Future können nicht mehr schlafen

Weil in diesem Jahr bereits ein Wetterrekord nach dem anderen gebrochen wurde, kann Cornelia Auer vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam nachts nicht mehr schlafen. „Wenn Leute fragen, warum ich mich gegen den Klimawandel engagiere, antworte ich mit der Gegenfrage: Wie kannst du dich nicht dagegen engagieren?“, so Auer am Mittwoch. Der Klimawandel müsste mit Maßnahmen angegangen werden, die das Problem tatsächlich lösen können. Momentan würde trotz vieler Worte der weltweite CO2-Ausstoß immer weiter steigen.

Und das liege nicht nur daran, dass die für 2020 angesetzten Pariser Klimaziele, wie es gerade aussehe, um 50 Prozent verfehlt würden, so Hagedorn. Das liegt auch daran, dass zum Beispiel Menschen in Indien nach sechs Uhr abends Licht zum Lesen haben möchten. „Diese ganzen Faktoren werden nicht dafür sorgen, dass der weltweite CO2-Ausstoß zurückgeht.“ Besondere Bauchschmerzen würden Hagedorn und Scientists for Future Kipp-Punkte wie die Waldbrände im Amazonas und das Sterben von Korallenriffen bereiten.

„Das Klima ist aussichtsloser als unser Schulabschluss“ oder „More trees, less assholes“ sind Sprüche, die Jugendliche und Kinder seit mehr als einem Jahr jeden Freitag in die Höhe halten. Doch solange Menschen in Deutschland weiterhin so leben, als hätten sie drei Planeten zur Verfügung, will FFF weitermachen. Am 29. November wollen deshalb beim vierten globalen Klimastreik wieder Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen.

Korrektur: In einer früheren Version des Texte wurde Gregor Hagedorn als Direktor des Naturkundemuseums bezeichnet. Das ist jedoch Professor Johannes Vogel. Hagedorn ist Wissenschaftler am Museum.

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