Klimawandel sorgt für Rekordhitze: Es wird zu viel richtig Sommer
2015 war weltweit das heißeste Jahr seit Menschengedenken. 2016 wird noch heißer. Was dahintersteckt.
Das ergaben Daten des Goddard Institute for Space Studies der Nasa sowie der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA der US-Regierung. Laut Nasa lagen die Temperaturen in den ersten sechs Monaten 2016 um 1,3 Grad über dem langjährigen Mittel, laut NOAA bei 1,05 Grad.
Schon im Mai schrieb der Deutsche Wetterdienst, das erste Halbjahr 2016 könnte wegen des Wetterphänomens El Niño besonders warm werden, bei dem sich das Oberflächenwasser des Pazifik aufheizt.
Auch die Nasa macht sich Gedanken
Den Einfluss von El Niño sieht auch die Nasa. Die macht aufgrund der neuen Daten darauf aufmerksam, dass die Auswirkungen von El Niño eigentlich ausgelaufen sind. Die Temperaturen im Juni waren dennoch die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. „Es ist der allgemeine Trend, der zu diesen Rekordzahlen führt“, schreibt GISS-Chef Gavin Schmidt mit Blick auf den Klimawandel
Die Auswirkungen der Temperaturrekorde sind weltweit zu spüren. Der Juni in Nordamerika war der wärmste seit 1910; ab da gibt es Vergleichsmessungen. In der Arktis war es im Juni 4 Grad wärmer als sonst. Dem Eisschild dort fehlt 11,4 Prozent seiner normalen Größe, mehr als eine halbe Million Quadratkilometer. Nie seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979 ist das arktische Meereis im Sommer so stark geschmolzen.
In Europa und Australien regnete es 2016 bisher überdurchschnittlich viel, in Argentinien war es dagegen kühler als sonst: Rekordtemperaturen im globalen Mittel heißt nicht, dass es auf der ganzen Erde heißer ist als sonst. In Südamerika wirbelte vor allem El Niño alles durcheinander. In Bolivien und Paraguay war es 1 Grad kälter, in Kolumbien 2 Grad wärmer als normal. Während sich die Arktis stark aufheizte, blieb die Antarktis verschont. Dort ging die Eisbedeckung des Meers nur gering um 0,8 Prozent zurück.
Dürre und Flut – die Klimakatastrophe
Nach vorläufigen Berechnungen der Universitäten von Alabama und Washington gilt der Temperaturrekord allerdings nur für die Erdoberfläche. Satellitengestützte Messungen ergeben demnach zwar für die Troposphäre – bis circa 10 Kilometern Höhe – ebenfalls 0,9 bis 1,2 Grad Celsius höhere Lufttemperaturen als der Schnitt von 1981 bis 2010. Allerdings war es hier im Jahr 1998 noch wärmer.
Momentan kündigt sich La Niña an, ein natürliches Wetterphänomen, bei dem der Pazifik nach El Niño abkühlt. 2017 könnten die globalen Temperaturen also fallen. Dennoch halten Wissenschaftler die Hitze jetzt für ein Warnzeichen: Möglicherweise erwärmt sich das Klima in diesem Jahrhundert schneller als befürchtet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr