Klimawandel im Südpazifik: Guterres sendet „globales SOS“
Der UN-Chef hat vor der Bedrohung pazifischer Inseln durch den Meeresspiegelanstieg gewarnt. Laut einer Studie ist dieser dort besonders stark.
Einem neuen Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge ist die Pazifikregion einer besonderen Bedrohung ausgesetzt. Während der Meeresspiegel im globalen Durchschnitt in den vergangenen 30 Jahren um 9,4 Zentimeter anstieg, waren es demnach in Teilen des Pazifiks 15 Zentimeter. „Es wird immer mehr deutlich, dass wir bald keine Zeit mehr haben werden, das Ruder herumzureißen“, sagte WMO-Chefin Celeste Saulo.
Nicht alle der Inselstaaten sind gleich betroffen: Während der Anstieg des Meeresspiegels um Kiribati und die Cook-Inseln im oder unter dem Durchschnitt liegt, stieg er dem Bericht zufolge um Samoa und Fidschi um das Dreifache. Der kleine Inselstaat Tuvalu könnte laut Berechnungen innerhalb von 30 Jahren ganz im Meer versinken.
„Für tief liegende Inselstaaten geht es ums Überleben“, sagte Tuvalus Klimaschutzminister Maina Talia der Nachrichtenagentur AFP am Rande des Gipfels. „Die Katastrophen häufen sich, und wir schaffen es nicht mehr, alles immer wieder neu aufzubauen und immer wieder einen neuen Zyklon oder eine neue Überschwemmung zu überstehen“, fügte er hinzu.
0,02 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes
Die Pazifikstaaten fordern seit Jahren mehr Anstrengungen gegen die Verschärfung des Klimawandels und mehr Unterstützung zu ihrem Schutz. Sie verfügen jedoch über eine geringe Wirtschaftsmacht und liegen geografisch relativ isoliert, sind deshalb in internationalen Verhandlungen eher kleine Player.
Die nur gering besiedelten Pazifikinseln sind nur für 0,02 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. UN-Angaben zufolge lebt der Großteil der Bevölkerung dieser Länder weniger als fünf Kilometer von der Küste entfernt.
Der Anstieg des Meeresspiegels zerstört allmählich auch wichtige Ressourcen. „2020 haben pazifische Inselstaaten wie Vanuatu, Papua-Neuguinea und Mikronesien mehr als ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes durch den Anstieg des Meeresspiegels verloren“, sagte Roseanne Martyr, führende Wissenschaftlerin beim Klimaforschungsinstitut Climate Analytics.
Nicht nur der Anstieg, sondern auch die Erwärmung des Pazifik ist eine Bedrohung der Inselbewohner*innen, sondern auch beispielsweise Unwetter. Zudem tötet die zunehmende Versauerung der Ozeane durch CO2 Korallenriffe und stört maritime Nahrungsketten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke