Klimarisiko für arme Länder: Versicherungen reichen nicht
Der Globale Süden soll sich gegen Klimafolgen versichern können. Doch die Idee des Entwicklungsministeriums blendet die eigentlichen Verursacher aus.

E igentlich nicht überraschend: Dürre, Stürme und Starkregen zerstören. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Klimakrise Deutschland jedes Jahr durchschnittlich 6,6 Milliarden Euro gekostet, wie eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums ergeben hat. Dass es die Menschheit seit Jahrzehnten nicht schafft, ansatzweise adäquat auf den gefährlichen Treibhausgasüberschuss in der Atmosphäre zu reagieren, macht sich auch im Portemonnaie bemerkbar.
Klimaökonom:innen predigen es schon lange, langsam macht sich die Erkenntnis breit: Kein Klimaschutz ist aus vielen Gründen nachteilig, auch aus wirtschaftlichen. In Deutschland ist das seit der Flutkatastrophe von 2021 präsent. Anlässlich des Petersberger Klimadialogs in Berlin hat das Entwicklungsministerium nun einen Klimarisiko-Schutzschirm für arme Länder vorgeschlagen, der vor allem auf den Aufbau von Versicherungsmodellen und Sozialsystemen fußen soll.
Während Deutschland die Kosten des Klimawandels bisher locker stemmen kann, sieht das im Globalen Süden ganz anders aus. Dort verursacht extremes Wetter Schuldenspiralen.
Versicherungen sind keine schlechte Idee. Doch erstens helfen sie nicht in jedem Fall. Welches Unternehmen versichert schließlich, wenn etwas auf jeden Fall eintreten wird? Versicherungen funktionieren nur für Schäden, die auch mit fortschreitendem Klimawandel noch vergleichsweise unwahrscheinlich sind. Außerdem muss wie immer, wenn es um Schadensersatz geht, gefragt werden: Wer hat den Schaden eigentlich verursacht? Und das sind immer noch vor allem die Industrieländer. Die ängstigen sich vor dieser Frage. Schließlich sind sie hauptsächlich verantwortlich, haben ihren Reichtum auf Kosten des Klimas aufgebaut. Teile davon werden sie aber wieder abgeben müssen, um Schadensersatz zu leisten.
Den Betroffenen und besonders Verletzlichen zu helfen, zu ihrem eigenen Schutz Versicherungsraten zu zahlen, reicht nicht aus.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!