Klimaprotest in Berlin: Gitarre für den Klimaschutz
In Berlin blockieren die KlimaaktivistInnen von Extinction Rebellion an vielen Standorten die Straßen – die Polizei reagiert besonnen.
Für Berliner AutofahrerInnen war der Montag vermutlich die Hölle – für Klimapolitik-Bewegte war die Aktion #Berlinblockieren von „Extinction Rebellion“ (XR) zum Auftakt der angekündigten Aktionswochen ein voller Erfolg.
Auch andere Gruppen folgten dem Aufruf von XR. So versammelten sich um 7 Uhr morgens mehrere hundert AktivistInnen mit Fahrrädern am Frankfurter Tor in Berlin-Friedrichshain. Die Sektion „Fette Kette“ der Hedonistischen Internationalen hatte zur „Richtigen Radtour im Falschen“ aufgerufen. Die Polizei blockierte zunächst und verlangte eine Anmeldung als Demo, die Tour konnte dann aber doch als regulärer Verkehrsteilnehmer weiterfahren. Die Reaktion der AutofahrerInnen reichte von unterstützendem Klatschen bis zu ausfallenden Beleidigungen. Die Fahrradtour erreichte gegen Mittag eine weitere Blockade im Tiergarten.
Dort hatten bis zu tausend AktivistInnen ab vier Uhr in der Früh die Zufahrtsstraßen zum Großen Stern mit der berühmten Siegessäule blockiert, eine der zentralen Verkehrsachsen der Hauptstadt. Die Polizei hatte offenbar Order, die Proteste zuzulassen. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte am Vormittag im RBB-Inforadio, man werde das Ganze erst einmal als „Demonstration“ betrachten und „mit Augenmaß“ vorgehen, solange es friedlich bliebe.
Auffallend friedlich
Tatsächlich ist „friedlich“ eine zentrale Vokabel, um das Vorgehen von XR – der „Rebellion gegen die Auslöschung“ – zu beschreiben. Die vorwiegend jungen Menschen sowohl am Potsdamer Platz als auch am Großen Stern sind auffallend achtsam und freundlich zueinander, ebenso zu Passanten und Polizisten.
Diese Atmosphäre hat es auch Will, 34, aus Erlangen, angetan und ihn ermutigt, allein nach Berlin zu fahren: „Es ist so schön, es gibt keine Drogen, kein Geschrei, keine Gewalt. Jeder ist hilfsbereit.“ Er habe zuvor noch nie an derartigen Aktionen teilgenommen, habe aber auf dem Weg nach Berlin sofort Anschluss an „tolle Menschen“ gefunden.
Zusammengekommen sind viele AktivistInnen, darunter SchülerInnen der Fridays-for-Future-Bewegung, aber auch sichtlich Ältere, bereits am Wochenende beim Klimacamp neben dem Kanzleramt. 2.200 Teilnehmende zelten hier laut XR, viele seien aus den skandinavischen Ländern, aus Polen und Italien angereist.
Sogar die Polizei scheint angetan. Bislang habe es keine Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher am Mittag, auch die Teilnehmer des Camps seien „sehr kooperativ“.
Die Kooperation hat aber ihre Grenzen: Eine „Arche“ aus Holz, die XR-AktivistInnen aus Frankfurt am Main mitgebracht hatten, durfte nicht auf dem Kreisverkehr um den Großen Stern aufgebaut werden, die AktivistInnen mussten sie auf der Mittelinsel zusammenzimmern. Für die kommende Nacht sei das schlecht, befand ein Aktivist bei einer Beratung von rund 40 Leuten am späten Vormittag. „Ohne die Arche auf der Straße wird es schwieriger zu blockieren.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe