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Klimaklage gegen RWEGericht glaubt nicht, dass Gutachter befangen ist

Die Anwältinnen des Peruaners, der RWE verklagt, halten den Gerichtsgutachter für befangen. Das Gericht weist den Antrag ab.

Der vorsitzende Richter Rolf Meyer sieht keine Befangenheit beim Gutachter Foto: Martin Meissner/ap

Hamm dpa | Im Fall der Klimaklage eines peruanischen Bauern gegen den Energiekonzern RWE hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm einen Befangenheitsantrag des Klägers gegen einen Sachverständigen zurückgewiesen. Der Antrag hat damit keine Auswirkungen auf den geplanten Verkündungstermin am 28. Mai.

Das Gericht nannte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mehrere Gründe für die Entscheidung, die am 15. Mai getroffen wurde. So sei der Antrag nicht innerhalb der gesetzlichen Frist gestellt worden. Dem Kläger seien sämtliche Gründe, auf die das Gesuch gestützt wurde, zudem bereits vor den mündlichen Verhandlungsterminen Mitte März bekannt gewesen, sagte ein Gerichtssprecher.

Auch könnten die vorgebrachten Umstände keine Befangenheit des Gutachters begründen. Laut Gericht hatte der Kläger angeführt, dass die RWE-Tochtergesellschaft RWE Nuclear seit 2001 insgesamt drei Überwachungs- und Prüfaufträge an das Ingenieurbüro des Gutachters vergeben hatte.

Sämtliche Beauftragungen hätten im Zusammenhang mit dem Rückbau eines stillgelegten Kernkraftwerks gestanden. Beauftragt worden sei dabei ein Mitgesellschafter und Mitgeschäftsführer. Dieser habe die Tätigkeiten auch persönlich durchgeführt. Der Gutachter aus dem aktuellen Verfahren sei nicht zuständig und nicht involviert gewesen, stellte das Gericht fest.

Gericht hat keine Zweifel an Neutralität des Gutachters

Der Kläger hatte darüber hinaus aufgrund bestimmter Formulierungen bei der mündlichen Vorstellung des Gutachtens die Neutralität des Sachverständigen angezweifelt. Auch diesen Einwand ließ der zuständige Senat nicht gelten.

In dem seit 2015 laufenden Zivilprozess will der Landwirt und Bergführer Saúl Lliuya erreichen, dass sich RWE an Kosten für Schutzmaßnahmen gegen eine mögliche Flutwelle durch den Gletschersee Palcacocha beteiligt. Er befürchtet, dass solch eine Flutwelle infolge der Erderwärmung etwa durch einen Gletscherabbruch oder einen sogenannten Felssturz ausgelöst werden und sein Haus in der Stadt Huaraz treffen könnte.

Kläger: RWE trägt Mitverantwortung an Gefahr

Nach Ansicht des Klägers trägt RWE eine Mitverantwortung an der Gefahr, weil das Unternehmen mit seinem Kraftwerkspark große Mengen Treibhausgase erzeugt. Der Kläger wird von der Stiftung Zukunftsfähigkeit und der Umweltorganisation Germanwatch unterstützt. RWE hält die Klage für rechtlich unzulässig.

Mitte März hatten zwei Sachverständige ihr Gutachten in einer mündlichen Verhandlung vor dem OLG vorgestellt und Fragen beantwortet. Sie gehen nicht davon aus, dass in den nächsten 30 Jahren eine ernsthafte Beeinträchtigung des Hausgrundstücks des Klägers durch eine Überflutung oder eine Schlammlawine droht.

Der Verkündungstermin war ursprünglich für den 14. April angesetzt worden. Wegen des Befangenheitsantrags wurde er dann auf den 28. Mai verlegt.

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6 Kommentare

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  • Bei Klimafragen vor Gericht sind TÜV (Brasilien) und RWE (Peru) äußerst starrsinnig und geben keinerlei Fehlverhalten zu.

  • "Sämtliche Beauftragungen hätten im Zusammenhang mit dem Rückbau eines stillgelegten Kernkraftwerks gestanden. Beauftragt worden sei dabei ein Mitgesellschafter und Mitgeschäftsführer. Dieser habe die Tätigkeiten auch persönlich durchgeführt. Der Gutachter aus dem aktuellen Verfahren sei nicht zuständig und nicht involviert gewesen, stellte das Gericht fest" Wie naiv und wirtschaftlich weltfremd doch Gerichte sein können. Kein Wunder das Großkonzerne vor Gericht immer wieder aufgrund ihrer finanziellen Mittel Prozesse länger durchhalten und am Ende des Tages obsiegen.

    • @Sonnenhaus:

      So ein mächtiger Konzern wie RWE hält sich nicht lange mit einem kleinen peruanischen Bauern auf, der Angst hat das ihm der Gletscher auf den Kopf fällt, sondern schickt seine Anwälte und Sachverständigen die das "regeln".

      Derweil lassen große und mächtige Konzerne weltweit viele Milliarden US-Dollar in neue Projekte fließen, mit denen sie die Erderwärmung ohne Skrupel weiterhin beschleunigen werden - wie der 'Guardian' vor einiger Zeit aufgedeckt hat.

    • @Sonnenhaus:

      Und weil sein Kompagnon schon mal von RWE beauftragt wurde, wischt Herr Prof. Dr. Ing. Rolf Katzenbach selbstverständlich alle fachlichen und ethischen Ansprüche vom Tisch und erstellt aus Gefälligkeit vorsätzlich ein falsches Gutachten? Und sein Mitgutachter Prof. Johannes Hübl macht natürlich auch mit, einfach so?

      Ganz schön forsche Unterstellung, finde ich.

  • Warum ist so eine Klage nicht längst abgewiesen?



    Die Auswahl von RWE unter den Treibhausgasemittenten, also der gesamten Weltbevölkerung, ist offensichtlich willkürlich.



    Bzw. sie spielt darauf, dass es eine gewisse Sympathie in Deutschland für das Anliegen gibt. Von analogen Klagen in China, den USA, Russland und Saudi-Arabien habe ich noch nicht gehört.

  • taz: "Die Anwältinnen des Peruaners, der RWE verklagt, halten den Gerichtsgutachter für befangen. Das Gericht weist den Antrag ab."

    Wer hätte das gedacht? *LOL*

    Nun ja, wenigstens konnte sich der peruanische Bauer Saúl Lliuya einmal das Industrieland Deutschland anschauen und demnächst dann den Menschen in seiner Heimat erzählen wie es in einem Land ausschaut, das kräftig daran arbeitet, damit die ganze Welt demnächst ein großer 'Backofen' ist.

    Der Konzern RWE gehört in Deutschland und den Niederlanden zu den führenden Energieversorgern und ist auch in anderen Märkten (beispielsweise Großbritannien, Belgien, Österreich, Tschechien, Osteuropa, Türkei, USA, Taiwan) vertreten. RWE ist einfach zu mächtig und deshalb wird es auch so weitergehen, jedenfalls bis der Klimawandel diesem Irrsinn ein Ende macht.