Klima-Gipfel in Cancún: Zwischen Drogenkrieg und Terror
Bewaffnete Patroullien, Sicherheitschecks, abgeriegelte Konferenzgebäude: Der UN-Klimagipfel in Cancun ist der bestbewachte der Geschichte - zu Recht.
CANCÚN taz | Ohne die Buslinie Nummer 9 läuft gar nichts, sie ist der einzige Weg zum Verhandlungsparkett in Cancún. Und sie ist die Hochsicherheitslinie. Um Linie 9 überhaupt besteigen zu können, muss man erst durch den Sicherheitscheck. Selbstredend erreicht den nur, wer akkreditiert ist.
Der Klimagipfel in Cancún dürfte als der bestbewachte in die Geschichte der bislang 16 Weltklimatreffen eingehen. Auf der Straße von Cancún zum 20 Kilometer entfernten Messezentrum hat die Polizei ein Dutzend Straßensperren errichtet. Jeeps mit Soldaten auf dem Deck - das Sturmgewehr im Anschlag - patroullieren durch die Straßen. Und um das eigentliche Tagungszentrum - den Moon Palace - haben die mexikanischen Behörden einen dreifachen Verteidigungsring errichtet. 6.000 Soldaten sind nach Angaben der Behörden dafür zuständig, den Mond-Palast weiträumig abzuriegeln.
Der Aufwand ist nicht unbegründet: Erstens tobt in Mexiko eine Art Bürgerkrieg zwischen Regierung und organisierten Banden. Mexikos Präsident Felipe Calderon hatte 2006 auf Drängen der USA einen Kampf gegen die Drogenkartelle begonnen, die aus Südamerika den Stoff in die Vereinigten Staaten schleusen. Laut unterschiedlichen Angaben sollen 23.000 bis 27.000 Menschen bislang den Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen sein. Stundenlange Feuergefechte zwischen den Sicherheitskräften und den Drogenbanden gehören deshalb zu Mexikos Alltag.
Andererseits hatte es vor der Klimakonferenz einen begründeten Verdacht auf geplante Geiselnahmen oder Terroranschläge gegeben. Mitte November hatte die Polizei eine Bande verhaftet, die konkrete Anschlagspläne geplant hatte. Demnach waren bei den Männern Pläne des Moon Palace, Waffen, Fotos und Sicherheitspläne der Polizei gefunden worden. In Cancún ist nach örtlichen Medienberichten vor allem ein Kartell namens "Los Zetas" aktiv.
Die Überwachung der Delegierten beginnt bereits im 20 Kilometer entfernten Cancún. Hier liegt die Hotelzone, in der die meisten Teilnehmer übernachten. Auch dort patroullieren Milizen. Und so beginnt die Klimakonferenz allmorgendlich hier im Bus: Per Shuttle kommen über fünf verschiedene Routen aus dem Norden und zwei aus dem Süden die Delegationen, Journalisten und Beobachter zunächst bis zum Messegelände, wo die Sicherheitsschleusen warten. Und von dort geht es dann mit Buslinie 9 zum Konferenzparkett.
Ab Montag dürften die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschäft werden. Erstens hatten Gipfelgegner massive Proteste angekündigt. Zweitens kommen die für Klimapolitik jeweils zuständigen Minister nach Cancún.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene