Kleinbauern-Aktivist aus Mali: Kämpfer gegen Landgrabbing
Am Wochenende soll Bakary Traoré bei einer Klima-Aktionskonferenz in Köln sprechen. Doch kurz zuvor wurde er verhaftet.
Fruchtbares Ackerland ist rar im Sahel. Eine hart umkämpfte Ausnahme ist die Gegend, in der Bakary Traoré lebt: das Binnendelta des Flusses Niger im Süden Malis. „Hier kann man besser leben als ein Staatsangestellter, der nicht klaut“, sagt der Bauer, Gewerkschafter und Aktivist.
Und deshalb, so findet er, sollten die bewässerten Äcker in den Händen von Kleinbauern bleiben. Tatsächlich aber eignen sich multinationale Agrarinvestoren oder korrupte Beamte das durch den Klimawandel knapper werdende Ackerland an.
An diesem Wochenende wird Bakary Traoré in Köln vom Landraub in Westafrika berichten. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat ihn als Redner zur „Kampf ums Klima“-Konferenz eingeladen. Doch kurz vor seiner Abreise nahm ihn die Polizei in Malis Hauptstadt Bamako fest. Er habe die Bevölkerung „gegen die Behörden aufgewiegelt“.
Tatsächlich ist Traoré eine der lautesten Stimmen gegen das staatlich protegierte Landgrabbing in Mali. Als 2004 fast 5.000 Bauern auf einmal von ihrem Land vertrieben wurden, prangerte er an, dass Gewerkschaftssekretäre stillhielten – und ihre Verwandten zum Dank Staatsjobs bekamen. Die Gewerkschaft warf ihn raus, Traoré gründete eine neue.
Der in Bamako verhaftete Aktivist Bakarary Traoré ist einer der Redner auf der „Kampf ums Klima“-Konferenz an diesem Wochenende in Köln. „Um die von der Wissenschaft gesetzten Ziele (der Treibhausgasreduktion) zu erreichen, müssen einige der gewinnträchtigsten Konzerne des Planeten gezwungen werden, auf künftige Erträge in Billionenhöhe zu verzichten und den Großteil der nachgewiesenen fossilen Brennstoffe im Boden lassen“, sagt die Globalisierungskritikerin Naomi Klein.
Die 400 TeilnehmerInnen aus Mali, Bangladesch, Bolivien, den Philippinen, Niederlanden, Frankreich, Belgien und Deutschland wollen beraten, wie dieses Ziel erreicht werden kann – und welchen Beitrag die für den Sommer geplanten großen Aktionen des zivilen Ungehorsam im rheinischen Braunkohlerevier, die Anti-Kohle-Menschenkette im April und die Proteste anlässlich des UN-Klimagipfels Ende des Jahres in Paris leisten können.
Die Entwicklung des als Office du Niger bekannten staatlichen Bewässerungsgroßprojekts diene nicht der Ernährungssicherheit, sagt er, sondern nur den Investoren. Die staatliche Autorität sei „wie ein König“, klagt Traoré. Kaum ein Bauer traue sich, Land zu reklamieren, das Multis versprochen sei.
Traoré schon. 2014 sammelte er das Material für eine Beschwerde bei der deutschen Botschaft in Bamako. Auch das Land eines von der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau geförderten Bewässerungsprojekts hatten sich korrupte Beamte unter den Nagel gerissen. Die Klage hatte Erfolg: Kurz darauf wurden die Flächen neu verteilt. Doch die Landnahme in Mali geht weiter. Allein in den letzten Monaten produzierte Traoré, nun auch Medienaktivist, sechs einstündige Radiosendungen, in denen er von der Verstrickung des Staates in die Land-Deals berichtete.
Nach seiner Festnahme beschwerten sich am Donnerstag Abgeordnete der Linkspartei und der NGO Afrique-Europe-Interact bei den Behörden in Mali. Die ließen ihn daraufhin vorerst gegen Kaution frei. Doch wenn er aus Deutschland zurückkehrt, erwartet ihn eine Gerichtsverhandlung.
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