Klage gegen Querdenken-Polizist: Umstürzler „mit Herz und Hirn“
Die Polizei Hannover will einen Kollegen loswerden, der auf Querdenken-Demos spricht. Im Netz bekommt der Kommissar prominente Unterstützung.
Fritsch ist seit August vergangenen Jahres freigestellt, nachdem er bei einer Querdenken-Demonstration sprach. Dort gab er sich als Polizeibeamter zu erkennen. Als solcher war er auch für ein Sicherheitsgutachten in der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover zuständig.
In der Telegram-Gruppe „Soldaten und Reservisten“ erklärte er in einer Sprachnachricht, es müsse sicher sein, dass, wenn die Regierung abgesetzt werde, die militärische Einheit die Kontrolle übernehme und mit der Polizei für Frieden auf den Straßen sorge. In Bildern gesprochen wolle er das „alte marode und morsche Gebäude abreißen, (…) damit wir was Neues aufbauen können“. Gegenüber der taz wollte sich Fritsch nicht äußern. Was das „Neue“ sei, werde er verkünden, wenn es so weit sei.
Prominenter Unterstützer
Prominente Online-Unterstützung erfährt Fritsch durch den emeritierten Professor der Leibniz-Uni Hannover, Stefan Homburg. In einem Tweet verteidigte der ehemalige Leiter des Finanzinstituts Fritsch und sagte, die Meinungsfreiheit werde beseitigt. „Es beginnt mit Existenzvernichtung und endet im Gulag“, sagt Homburg. Auf Kundgebungen unterhielten sich die beiden, das belegen Fotos.
Fritsch, dem 12.000 Menschen auf Telegram folgen, gilt als Vorredner der verschwörungsideologischen Szene. In Behördendeutsch ordnet er Polizeieinsätze bei Großdemos ein, um seine Follower*innen mit seiner vermeintlichen Expertise zu begeistern. Fritsch gibt sich proletarisch bürgernah – ist meist im weit aufgeknöpften Camp-David-Hemd und mit Goldkette unterwegs. Er will für die Partei „Die Basis“ in den Bundestag einziehen.
Ob Fritsch trotz seiner Äußerungen seinen Beamtenstatus behalten darf, muss nun das Verwaltungsgericht entscheiden. Einen Verhandlungstermin gibt es noch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen