Kitakrise in Deutschland: Ein Desaster – für alle
Es mangelt an Kitaplätzen, Personal und Kompetenz. So geht das nicht weiter. Es müssen endlich genug Plätze und Erzieher:innen her.
M an kann sich auf Kitas nicht verlassen. Dieser in einen einzigen Satz gegossenen Frontalkritik der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht ein paar wenige Beispiele, wie der Kitaalltag aktuell aussieht. In Bayern machen Mütter – auch dort wollen Frauen arbeiten – Jubelsprünge, wenn sie einen Kitaplatz ergattern. Die Freude trübt sich, denn viele Einrichtungen sind nur bis 12 Uhr geöffnet. Welch Glück, wenn ein Unternehmen eine eigene Kita hat. Aber, oh Schreck, den Platz ist man los, wenn man nicht mehr in dem Haus arbeitet.
In Nordrhein-Westfalen fungieren Kitas lediglich als „Parkhäuser“ für Kinder, lautet eine Kritik. Dort sollen künftig auch Fachfremde – die Rede ist von Musiker:innen und Handwerker:innen – Kinder betreuen dürfen. In Berlin werden Kinder in „Zu-Hause-Bleiben-Gruppen“ eingeteilt und Eltern morgens angerufen, dass ihr Kind heute nicht kommen kann. Kurz: Es mangelt allerorten an Plätzen, Personal, Fachkompetenz. Das Institut der Deutschen Wirtschaft verweist auf über 300.000 fehlende Plätze bundesweit, der Paritätische Gesamtverband auf 125.000 fehlende Fachkräfte.
Selbst in Ostdeutschland ist Schluss mit dem einstigen „Kitaparadies“. Häuser schließen, ein Viertel des regulären Arbeitspensums in den Kitas wird ohnehin nicht geleistet: infolge von Krankheit, Urlaub, Fortbildungen. Nein, so geht das wirklich nicht weiter. Das ist nicht nur eine Zumutung für Eltern, insbesondere für Mütter, die dadurch gezwungen werden, ihren Job gegen das Kinderzimmer zu tauschen – ob sie es wollen oder nicht. Sondern auch ein Drama für die Kinder, denen frühkindliche Bildung vorenthalten wird. Und es ist eine ökonomische Katastrophe, weil sowohl Wirtschaftskraft als auch Expertise weiblicher Fachkräfte verloren gehen.
Wer jetzt beklagt, dass die deutsche Wirtschaft den Bach runter geht, hat eine simple ökonomische Logik nicht verstanden: Der Rückgang der Wirtschaft und der Rückfall in traditionelle Familienmodelle aufgrund fehlender Kitas bedingen einander. Was hilft? Auch das ist simpel: Her mit den Kitas!
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