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Kissenschlachten satt

■ Ein Filmabend zum zehnjährigen Bestehen von Blickpilotin e. V.

Da wäre zum Beispiel Mai Zetterling. Ein knappes Dutzend Filme drehte die Schwedin von den Sechzigern bis in die Achtziger, darunter den Antikriegsfilm „The War Game“ (1963), der in Venedig Furore machte, und „Amorosa“ (1986), ein Film über das skandalträchtige Leben und Werk der Schriftstellerin Agnes Krusenstjerna. Obwohl viele von Zeterlings Filmen sehr erfolgreich waren, wurde sie vor allem als schwedische Sexbombe gesehen oder höchstens mal als Bergman-Epigonin gewertschätzt.

Die Akzeptanz der Eigenständigkeit von Regisseurinnen, Kamerafrauen und Drehbuchautorinnen ist bis heute keine Selbstverständlichkeit. Selbst die Action-Spezialistin Kathryn Bigelow („Blue Steel“) gilt immer noch als Ausnahmeerscheinung in der vermeintlichen Männerdomäne „Action-Thriller“.

Klar, dass da auch die Arbeiten der zahlreichen Filmpionierinnen aus der Frühzeit des Kinos im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen weniger dokumentiert wurden und wesentlich seltener Eingang in die Filmgeschichtsschreibung fanden.

Das zu ändern hat sich die genau vor zehn Jahren von Kino- und Programmmacherinnen, von Filmwissenschaftlerinnen und Cineastinnen gegründete Initiative „Blickpilotin e. V.“ zur Aufgabe gemacht. Ging es ihnen zu Anfang in erster Linie um kommunales feministisches Kino, sozusagen um ein „feministisches Lichtspielhaus“, so wuchs mit der Zeit durch die in verschiedenden Spielstätten wie Arsenal oder fsk stattfindenden Filmreihen und Vortragsveranstaltungen (mitsamt begleitenden Veröffentlichungen) ein ansehnliches Archiv heran.

So gab es eine Werkschau der Filmkomponistin Lindsay Cooper, Veranstaltungen zu den Filmen der vietnamesisch-amerikanischen Regisseurin Trinh T. Min-Ha, Reihen über arabische oder lateinamerikanische Regisseurinnen, eine Retro der britischen Drehbuchautorin und Regisseurin Muriel Box oder auch die Wiederentdeckung der französischen Stummfilmpionierin Marie-Louise Iribe.

Aber auch, wenn die Filmreihen laut Blickpilotin Birgit Köhler gut laufen und die Anfragen an das Archiv mitunter hart an die Kapazitätsgrenzen gehen, bleibt das Projekt in Zukunft abhängig von öffentlicher Förderung. Der Verein hat zwar Fördermitglieder, die mit monatlichen Beiträgen die Arbeit unterstützen. Aber das Gros der Mittel beziehen die Blickpilotinnen aus Frauenforschungsprogrammen und dem Künstlerinnenprogramm des Senats. Notwendig wäre aber eine kontinuierliche Förderung wie für das Verborgene Museum oder das Frauen-Musikfestival „Wie es ihr gefällt“: Dann wären zumindest die nicht geringen Kosten für Saalmiete und Filmvorführung abgedeckt.

Zum Zehnjährigen jedenfalls gibt es heute im Arsenal einen stilechten Filmabend mit Party-Touch. Gezeigt wird als Berliner Erstaufführung der Stummfilm „Cupid and the Comet“ (1911), der erst kürzlich als Film von Alice Guy identifiziert wurde und zu den ersten Spielfilmen überhaupt zählt; der frühere Avantgarde-Film „Dwightiana“ (1959) von der Amerikanerin Marie Menken; sowie Vera Chytilovas Klassiker „Pytel Blech“ (CSSR 1962), der zu deutsch „Ein Sack Flöhe“ heißt und semidokumentarisch die brodelnde Atmosphäre in einem Mädcheninternat einfängt, mit Kissenschlachten satt. Na dann, Happy Birthday! Gudrun Holz

Heute ab 21 Uhr 15, Arsenal, Welserstraße 25, Schöneberg

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