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Kirche und PolitikGehet hin in Frieden und wählt CSU!

Markus Söder mahnt die Kirchen zur Zurückhaltung bei politischen Themen. Er möchte die Kirchen nach seinem Gusto christlich machen.

Abendmahlzeit: Foodblogger Markus Söder (CSU) schenkt Papst Franziskus einen Fresskorb Foto: Abaccapress/imago

Markus Söder redet bereitwillig über seinen Glauben. Dass er dankbar sei, glauben zu können, sagt er gern. Jesus findet er sowieso spitze. Der sei der „größte Charismatiker der Weltgeschichte“ gewesen, hat er einmal gesagt. Das wäre er vielleicht selbst auch ganz gern. Im Auto hört er angeblich regelmäßig die Bibel als Audiobook. Als er die bayerischen Behörden angewiesen hat, Kruzifixe an ihren Gebäuden anzubringen, da fühlte er sich pudelwohl in seiner Rolle als Kreuzritter. Beim Papst war er auch schon das eine oder andere Mal, obwohl er doch eigentlich evangelisch ist.

Und dann fallen ihm die Kirchen in den Rücken und kritisieren die Union dafür, dass sie Mehrheiten für ihre Migrationspläne zusammen mit der AfD bildet.

So nicht! Das war der Tenor der Kritik an den Kirchen, die der bayerische Ministerpräsident in seiner Rede auf dem kleinen Parteitag der CSU am Samstag in Nürnberg verlautbart hat. Die sollten sich mehr um christliche Themen kümmern. Ein Beispiel hatte er da auch gleich parat: den Schutz des ungeborenen Lebens. Wie ein finsterer Evangelikaler aus den USA ist er da dahergekommen und hat damit ganz nebenbei schon mal klargemacht, dass Schwangerschaftsabbrüche illegal bleiben sollten.

Aber wehe, die Kirchen treten für den Schutz migrantischen Lebens ein! Wie eine Drohung war das, worauf Söder dann angespielt hat: Der Freistaat zahle die Gehälter der Kirchendiener, sagte er. Die Staatsleistungen an die Kirche sind im sogenannten Konkordat geregelt, einem Vertrag, in dem die Kirchen sehr gut wegkommen. Von Gegenleistungen ist da aber nicht die Rede. Für Söder scheint dennoch klar zu sein: Wer zahlt, schafft an.

Und noch eine Mahnung hat Markus Söder am Samstag in seine Rede vor erlesenem Parteivolk gepackt. „Nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Kirche steht. Das sind nämlich wir. Nicht, dass man irgendwann ganz plötzlich allein steht. Denkt mal darüber nach!“

Da ist doch einiges verrutscht über die Jahre. Die CSU möchte die Kirchen nach ihrem Gusto christlich machen. Früher, ja, da hätte es so etwas nicht gegeben. Legendär sind die Geschichten von den Pfarrern, die am Wahlsonntag den Gläubigen mit dem Segen den Auftrag zur Stimmabgabe für die CSU mit auf den Weg gaben.

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5 Kommentare

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  • Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst [...]." (Lev 19,23)

  • Also erst mal muss ich sagen, dass die Finanzierung der Kirchen ausschließlich aus den Gemeinden heraus durch deren Mitglieder erfolgen muss. Die genannten staatlichen Zuwendungen, siehe Link im Artikel, haben immer noch den Hauch der Kirche im Dienste der Obrigkeit. Damit sollte nun wirklich endlich mal Schluss sein. Aber ungeachtet dessen bleibt die Kritik an der CDU-Politik berechtigt. Das weiß 100%ig auch Markus Söder. Und da dieser ein absoluter Machtpolitiker ist, schlägt er halt um sich.



    Da kann man ihm nur entgegenhalten, dass schon die Hebräer im alten Ägypten mit ihren radikal anderen Glaubensansätzen die bestehenden Verhältnisse, und damit Machtverhältnisse, hinterfragt haben, und dafür verfolgt wurden. In diese Fußstapfen ist auch Jesus von Nazareth getreten, den Söder Spitze findet. Tja, was denn nun?

  • Wenn eine Partei das "C" in ihrem Name hat sind die Kirchen natürlich berechtigt zu erklären was das "C" bedeutet und das noch vor den jeweiligen Vorsitzenden der "C"-Parteien.

  • Dann sollen sich aber auch Parteipolitiker in innerkirchlichen Angelegenheiten zurückhalten und Söder hätte als aktiver CSU-Politiker nie Mitglied der Bayerischen Landessynode sein können (immerhin ist er als Ministerpräsident ausgeschieden).



    Heinrich Bedford-Strohm ließ seine SPD-Mitgliedschaft ruhen, als er Bischof in Bayern wurde, ebenso Wolfgang Huber in Berlin.



    Im Übrigen können evangelische Amtsträger*innen nicht ohne Weiteres für "die Kirche" sprechen und Äußerungen zur Flüchtlingspolitik, die ein dazu berechtigtes kirchliches Gremium beschließt, erfolgen auf theologischer, nicht parteipolitischer Basis. Das gilt auch für das Thema Schwangerschaftsabbrüche (eher ein politisches als theologisches Thema s.U.), zu dem sich die (evangelisch) theologische Mehrheitsmeinung ebenfalls verschoben hat, weil u.a. der Beginn des unbeding schutzwürdigen menschlichen Lebens mit der Vereinigung von Ei- und Samenzelle biblisch nicht bezeugt ist und Schwangerschaftskonflikte im modernen Sinne in der Bibel nirgends erwähnt werden. Die Strafe für versehentlich herbeigeführte Fehlgeburten ist vergleichsweise gering.(Ex.21, 22); es wird also keineswegs mit Mord gleichgesetzt.

    • @Joba:

      Für mich war und ist Söder (politisch) ein Heuchler.Dem Artikel kann ich nur zustimmen. Über seinen inneren Glauben kann ich nicht urteilen; was er öffentlich äußert ist dennoch sehr bedenklich und im Widerspruch zu wesentlichen christlichen Inhalten.