piwik no script img

Kinotipps für BerlinAlles über She-Punks

Das Festival „Female to Empower“ widmet sich Filmen und Musik von Frauen. Und auch das Kino Arsenal lädt zum diesjährigen „Künstlerinnenprogramm“.

Die „Raincoats“, Filmstill aus „Stories from She Punks“ von Gina Birch und Helen Reddington, UK 2018 Foto: Shirley O'Loughlin

E in wichtiger Aspekt der britischen Punk-Ära (sowie der Jahre dessen, was man heute Post-Punk nennt) besteht in der Selbstverständlichkeit, mit der damals auch Frauen zu den Instrumenten griffen.

In absoluten Zahlen waren es sicherlich immer noch signifikant weniger als ihre männlichen Gegenstücke, dafür etablierten sie musikalisch und textlich eine eindeutig weibliche Perspektive jenseits chauvinistischer Rockklischees, die im Rückblick auf jene Zeiten oft viel zu wenig gewürdigt wird.

Bands wie die Slits, die Raincoats, die Mo-dettes und Dolly Mixture verkörperten bei allen musikalischen Unterschieden den Do-It-Yourself-Faktor des Punk besser als die Männer (die – wenn sie das Proberaumstadium erst einmal hinter sich gelassen hatten – immer versuchten, so professionell wie möglich rüberzukommen) und klangen dabei oft viel spielerischer und/oder experimenteller. Allerdings hatte wohl auch keine dieser Bands das Ziel, Stadien zu füllen oder 500.000 Platten in Amerika zu verkaufen.

Welche Absichten sie stattdessen verfolgten, das kann uns vielleicht Gina Birch erzählen, denn die Gitarristin der Raincoats ist am kommenden Sonnabend zu Gast bei der Veranstaltung „Female to Empower 2023“ im silent green Kulturquartier, wo sie nicht nur ein Konzert (20 Uhr) mit Songs ihres neuen Soloalbums gibt, sondern auch ihren gemeinsam mit der Musikerin Helen Reddington gedrehten Film „Stories from the She-Punks“ (17 Uhr) zeigt, der Interviews mit Musikerinnen der besagten Jahre versammelt.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Ebenfalls auf dem Programm steht eine Gesprächsrunde (19 Uhr), bei der neben Birch auch die Improvisationsmusikerin Farida Amadou sowie Lesley Woods zugegen sind. Letztere kennt man vor allem von den Au-Pairs, einer aus zwei Frauen und zwei Männern bestehenden Band aus Birmingham, die 1981 mit dem straffen New-Wave-Funk von „Playing with a Different Sex“ einen der großen Klassiker des Post-Punks schufen, aus dem Woods bei ihrem Konzert (21 Uhr) neben neuen Songs wohl ebenfalls einige Lieder spielen wird (Female to Empower 2023, 14.10., ab 17 Uhr, silent green Kulturquartier).

Mehr Kunst von Frauen: Unter dem simplen, aber bezeichnenden Titel „Künstlerinnenprogramm“ präsentiert das Kino Arsenal bis zum 15.10. in insgesamt 15 Programmen Filme von Stipendiatinnen, die in den letzten zwei Jahren vom Künstlerinnenprogramm der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert wurden. Vieles ist dabei noch „work in progress“, alle Filme werden in Werkstattgesprächen vorgestellt, der Eintritt ist frei (bis 15.10., Kino Arsenal).

Bis zum 22. Oktober läuft mit dem 6. Human Rights Film Festival eine Veranstaltung für Menschen, die vom Kino sozialpolitisches Engagement erwarten: Krieg, Vertreibung und Umweltkatastrophen gibt es auf dieser Welt schließlich in unerfreulicher Fülle, und auch das Noch-nicht-wirklich-postkoloniale-Denken wirft weiterhin ein bedenkliches Stirnrunzeln auf.

Das Festival mit seiner Fülle an Dokumentarfilmen zu den entsprechenden Themen ist in diesem Jahr hybrid gestaltet: Die klassische Kinoveranstaltung an diversen Spielorten (darunter das City Kino Wedding, das Kino Hackesche Höfe und das Sputnik Kino) kann dabei ebenso wahrgenommen werden wie der Stream ins heimische Wohnzimmer (bis 22.10., diverse Spielorte).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!