Kinotipp der Woche: Tierisch gut gespielt
Sozial am Berg, flauschige Gegenüber und antrainierte Regeln: Die Kurzfilmreihe Shorts Attack! widmet sich im Februar dem Thema Gesellschaftsspiele.

Ein Sohn, bei dem der Vater die gebührende Begeisterung vermisst, nachdem sie gerade den Berg heraufgeschnauft sind. Ein älterer Mann und eine Frau, die auf einer Piste aneinandergeraten. Eine Gruppe beim Trinken auf der Terrasse eines Berggasthofes. Zwei Typen, die ungebeten zwei Frauen vor sich auf dem Lift kommentieren. Bernhard Wengers „Aufnahmen einer Wetterkamera“ fängt in unerbittlicher Totale Alltagsszenen aus dem winterlichen Bergtourismus ein.
Wengers mehrfach prämierter Kurzspielfilm entrollt anhand der vier Situationen, die in wiederkehrenden Stufen der Eskalation und Beruhigung gezeigt werden, vor dem Bergpanorama ein Panorama menschlicher Kommunikationsunfähigkeit und überschrittener Grenzen. „Aufnahmen einer Wetterkamera“ ist einer von drei längeren Filmen des Kurzfilmprogramms Shorts Attack! in diesem Monat.
Seit über 20 Jahren organisiert interfilm nicht nur das Festival im Herbst, sondern übers Jahr auch Monat für Monat mit Shorts Attack! ein Kurzfilmprogramm, das bundesweit in gut 20 Kinos läuft. Short Attack! hält den Kurzfilm auch im Kinoalltag sichtbar. Die Programme widmen sich jeweils einem Thema, in diesem Monat sind das Gesellschaftsspiele. In Berlin läuft das Programm diese Woche im Acud und nächste im Filmrauschpalast.
Shorts Attack! im Februar: Gesellschaftsspiele. 8 Filme in 90 Minuten, 19. Februar: Acud Kino, 25. Februar: Filmrauschpalast
Acht Kurzfilme spannen einen Bogen über unterschiedlichste Formen des Kurzfilms vom Animationsfilm über fiktionale Formen bis zum Kurzdokumentarfilm. Die Filme sind nicht nur jeder für sich eine Freude, sondern auch die Zusammenstellung, die Abfolge der Stimmungen und Tempi ist eine Freude.
So wird man als Zuschauer_in nach Bernhard Wengers „Aufnahmen einer Wetterkamera“ von Alessandro Bavaris kurzer Revue unbekannter Quantenobjekte durchgeschüttelt („Unknown Quantum Object“). In dem kurzen Stop-Animationsfilm „Papier maché“ des kanadischen Regisseurs Simon Madore wird einer flauschigen Piñata auf immer wieder aufs neue überraschende Weise neues Leben eingehaucht, das diese mit ihrem einen sichtbaren Auge verfolgt und kommentiert. In „A Story about a Monkey, a Bear and a Caterpillar“ von Rebeka Kruus und Dashka Dementeva kommen die drei titelgebenden Tiere zu einem Brettspiel zusammen, doch die Atmosphäre ist aufgeladen.
Olaf Held lässt in „Spätsommer 91“ eine Geburtstagsparty von einigen Freunden im Erzgebirge wiederaufleben. Das gut 30 Jahre alte Videomaterial, für das damals extra eine Videokamera geliehen wurde, wirkt weniger aufregend, als es damals schien. Aus dem Off stellt die Stimme des Regisseurs fest, dass man als Betrachter schon durch eine ganze Menge unscharfer Schwenks und routinierter Grimassen waten muss, bevor sich ein Eindruck vom Charme der Feier einstellt. Helds Film wirkt, als hätte man Harun Farockis Sichtungsverfahren im Film auf ein Home Video losgelassen – mit Erkenntnis und Witz.
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Der Charme des Shorts Attack-Programms verdankt sich nicht zuletzt der Zusammenstellung, die das Thema der Gesellschaftsspiele weit fasst und verschiedene Formen von spielerischer oder regelbasierter Gemeinschaftlichkeit in den Blick nimmt. Auch in diesem Monat ist das Programm von Short Attack wieder ein bunter Strauß kurzweiliger Filme, die das Programm der teilnehmenden Kinos bereichern und die Zuschauer_innen zu einem unterhaltsamen, abwechslungsreichen Abend einladen.
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