Kinomacherin über japanische Filme: „Nachher schön Nudeln essen“
In Hannover gibt es eine erfrischend offenherzige Japan-Filmreihe zu sehen. Warum, erzählt Kuratorin Wiebke Thomsen.
taz: Wiebke Thomsen, im April bildet den Programmschwerpunkt im Kommunalen Kino eine japanische Filmreihe, die Sie kuratiert haben. Was war der Anlass?
Wiebke Thomsen: Hannover ist Partnerstadt von Hiroshima und deshalb gibt es bei uns den Hiroshima-Hain, in dem Kirschbäume wachsen, die jetzt in Blüte stehen. Und deshalb wird dort in diesem Monat das Kirschblütenfest gefeiert. Das ist wie ein Volksfest – und wir haben uns da angedockt.
Konsequenterweise zeigen Sie auch „Hiroshima, mon amour“ von Alain Resnais.
Ja, er passt sehr gut in diesen Rahmen. Und er ist ein Meilenstein der Nouvelle Vague.
Und er ist ein schönes Beispiel dafür, wie weit Sie das Konzept fassen – und nicht nur Filme aus Japan zeigen.
Der Ausgangspunkt war es, Filme aus dem Golden Age des japanischen Kinos, also den 1950er-Jahren zu zeigen. So haben wir „Die sieben Samurai“ und „Rashomon“ von Akira Kurosawa, „Die Reise nach Tokyo“ von Yasujiro Ozu und den ersten Godzilla-Film von Ishro Honda im Programm. Wenn es gepasst hat, haben wir westliche Filme, die einen Bezug zu diesen Klassikern haben, dazugenommen. Das waren etwa bei Kurosawa der Western „Die glorreichen Sieben“ und Jim Jarmuschs „Ghost Dog“, bei Ozu „Tokyo Ga“ von Wim Wenders.
Wenders ist ja ein großer Fan von Ozu, wie auch sein neuer eigener Film „Perfect Days“ zeigt. Den haben Sie – neben einigen anderen aktuellen Filmen aus Japan – nun auch im Programm.
Ja, wir zeigen auch „Der Junge und sein Reiher“ von Hayao Miyazaki und das Porträt des Musikers Ryuichi Sakamoto, „Opus“. Wir denken, dies ermöglicht einen populäreren Zugang.
Wie das?
Da kommen Leute ins Kino, die gerade diese Filme im Kopf haben – und werden vielleicht neugierig auf Filme, die ihnen nicht so präsent sind.
Als Referenz zu „Opus“ zeigen Sie Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser“. Ausgerechnet in einer Japan-Filmreihe ein Film über China?
Genau, den haben wir auf Empfehlung von Annette Richter ins Programm genommen, die eine große Filmmusikkennerin ist und auch die Einführung zu dem Film macht, dessen berühmter Soundtrack ja von Sakamoto komponiert wurde.
Es überrascht auch, dass die Hollywood-Komödie „Frühstück bei Tiffany’ s“ in der Reihe auftaucht.
Den Film zeigen wir deshalb, weil Mickey Rooney darin einen japanischen Nachbarn spielt – ein besonders schlimmes Beispiel für „yellow facing“.
Zwei andere Filme mit Japanbezug zeigen Sie als „Specials“. Was heißt das denn?
Für die Vorstellung von Sophia Coppolas „Lost in Translation“ werden wir im Foyer eine Karaoke-Bar aufbauen, weil Karaoke in dem Film eine große Rolle spielt.
„Japonisme – Kino zwischen Tradition und Animation“: ab Fr, 5. 4., Hannover, Kino im Künstlerhaus. Programm und alle Infos: www.koki-hannover.de
Und nach dem wunderbaren Nudel-Epos „Tampopo“ kann man auch eine schöne japanische Nudelsuppe essen.
Ja, fünf Minuten Fußweg vom Kino entfernt gibt es ein gutes Restaurant für Ramen. Dessen Ramen-Meister wird zuerst vor dem Film von der perfekten Nudelsuppe und der Philosophie dahinter erzählen. Nach dem Film kann man dann hinübergehen und bei ihm Nudeln essen. Aber da gibt es schon so viele Reservierungen, dass es schwer sein wird, noch einen Platz zu bekommen.
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