Kinoempfehlungen für Berlin: Szenen, total amerikanisch
Arnold Schwarzenegger kehrt mit Paul Verhovens Klassiker „Total Recall“ zurück. Elizabeth Taylor mit dem Drama „Wer hat Angst vor Virginia Wolf“.
E ine Szene aus „Die totale Erinnerung – Total Recall“ ist mir unbedingt im Gedächtnis geblieben: Arnold Schwarzenegger steht gekleidet in ein Hawaii-Hemd im Fahrstuhl, als seine Partnerin sagt: „Ich glaube, mir wird schlecht.“ Arnies Replik: „Macht nichts. Auf dem Hemd sieht man das sowieso nicht.“ Ansonsten: Arnie reist zum Mars, deckt ein fieses Komplott auf und bringt möglicherweise verbrauchte Energie sofort zurück.
Paul Verhoevens Science-Fiction-Klassiker aus dem Jahr 1990 erfährt für einen Event-Start jetzt noch einmal die Rückkehr auf die Leinwand, auf dass man die schwammig gewordenen Details (alles sehr kompliziert in meiner Erinnerung) noch einmal überprüfen kann. Lohnt sich allemal (1. 3., 19 Uhr, Sputnik Kino, 20.10 Uhr, B-ware! Ladenkino, 20.15 Uhr, Union Filmtheater, Xenon).
„Schreiben Sie es, als ob Sie es so beabsichtigt hätten.“ Der Rat, den Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray), Chefredakteur des Magazins „The French Dispatch of the Liberty, Kansas Evening Sun“, seinen Autorinnen und Autoren stets mit auf den Weg gibt, ist zweifellos ein guter. Ansonsten aber ist Howitzer Jr. ausgesprochen nachsichtig mit seinen Journalistinnen und Journalisten.
Egal, ob sie das Thema ihrer geplanten Story komplett verfehlt haben, oder ob sie Texte abgeben, die x-mal so lang sind wie ursprünglich vereinbart – Howitzer Jr. druckt in seinem in Frankreich erscheinenden amerikanischen Ex-Pat-Magazin alles ab.
Begründen lässt sich das kaum mit betriebswirtschaftlicher Vernunft, sondern vor allem mit den generellen Ideen des amerikanischen Regisseurs Wes Anderson.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
In seinen Filmen sind alle Wege lang und verschlungen, und möglicherweise kommt man nur auf erheblichen Umwegen zum Ziel – daher die ständigen Themaverfehlungen. Und außerdem benötigen all die Außenseiter und Exzentriker auch eine Wahlfamilie, die schließlich irgendjemand zusammenhalten muss.
Angelehnt an die verschiedenen Ressorts des Magazins stellt „The French Dispatch“ in mehreren Kapiteln episodisch einige der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren auf Abwege geratenden Stories vor: eine Kunstkritikerin, die sich für das Schaffen eines psychopathischen Mörders begeistert, eine Reporterin, der bei einer Studentenrevolte die journalistische Unabhängigkeit abhanden kommt, sowie ein Gastrokritiker, der seine Räuberpistole von Story nur über den Umweg des Geschmacks vergifteten Rettichs noch in sein eigentliches Ressort zurückführen kann.
Amüsant ist das vor allem, wenn man sich im Wes-Anderson-Universum ein wenig auskennt, dieser penibel zusammengebastelten Welt der Exzentrik, die per se gar nicht lustig ist – oder wenn, dann eben nur auf verschlungenen Umwegen (24.–28. 2., 20.10 Uhr, 1.-2.3., 18.05 Uhr, B-ware! Ladenkino, 24.-27.2., 18.30 Uhr, Delphi Lux, 25.-26.2., 22.45 Uhr, Kino in der Kulturbrauerei, 25.-27.2., 18.30 Uhr, 21 Uhr, 2.3., 21 Uhr, Passage, 26.2., 16.15 Uhr, Sputnik Kino)
Als Kinderstar kuschelte Elizabeth Taylor noch mit Lassie, auf dem Höhepunkt ihrer Star-Power war sie dann Cleopatra, mehr ging nicht. Davor, dazwischen und danach spielte sie auch gern in den überhitzten Dramen von Tennessee Williams oder Edward Albee, wie etwa in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (1966, R. Mike Nichols), in dem sie sich mit ihrem Mehrfach-Lebenspartner Richard Burton ein von Alkohol angefeuertes düsteres Ehe-Duell vor Zeugen liefert.
Szenen einer Ehe auf Amerikanisch, jetzt anlässlich des 90. Geburtstags der 2011 verstorbenen Schauspielerin vom Klick-Kino noch einmal gewürdigt (27. 2., 17.30 Uhr, Klick Kino).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts