piwik no script img

Kindervergewaltigungen in IndienRegierung bereitet Todesstrafe vor

Nach tödlichen Vergewaltigungen halten die Proteste in Indien an. Nun stellt Premierminister Narendra Modi die drastischste aller Strafen in Aussicht.

Greift zu den härtesten und falschen Mitteln: Indiens Premierminister Narendra Modi Foto: Reuters

Neu Delhi ap | Die indische Regierung fordert die Todesstrafe für Personen, die wegen Vergewaltigung von Kindern unter zwölf Jahren verurteilt werden. Eine Anordnung wurde vom Kabinett von Premierminister Narendra Modi bewilligt und sollte an den Präsidenten für seine Zustimmung weitergereicht werden, berichtete die Nachrichtenagentur Press Trust of India am Samstag.

Um zum Gesetz zu werden, muss das Parlament der Vorschrift innerhalb von sechs Monaten zustimmen. Verdächtige können aber basierend darauf schon in der Zwischenzeit strafrechtlich verfolgt werden.

Die Vergewaltigung und Ermordung eines acht Jahre alten Mädchens im indischen Staat Jammu und Kaschmir, die mutmaßliche Vergewaltigung eines Mädchens durch einen Abgeordneten der regierenden Partei im Staat Uttar Pradesh und ähnliche Fälle im Land hatten vor kurzem für Empörung gesorgt.

Viele Demonstranten äußerten sich insbesondere verärgert über die hindu-nationalistische Regierungspartei Bharatiya Janata, weil sie sich im Jammu-und-Kaschmir-Fall zunächst auf die Seite der beschuldigten Hindus gestellt hatte. Das junge Opfer war Muslimin.

Trotz strenger Gesetze, die im Jahr 2013 nach einer tödlichen Massenvergewaltigung einer jungen Frau in Neu Delhi eingeführt wurden, nehmen Gewaltverbrechen an Frauen in Indien zu. Die Regierung verdoppelte die Gefängnisstrafen für Vergewaltiger auf 20 Jahre und stellte Voyeurismus, Stalking und Frauenhandel unter Strafe.

Die indischen Abgeordneten beschlossen auch, das Alter, in dem eine Person für schwerwiegende Verbrechen als Erwachsender strafrechtlich verfolgt werden kann, von 18 auf 16 zu reduzieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Reines Placebo. Man wird hin und wieder ein Exempel statuieren um den Pöbel zu besänftigen und weiterhin die Mehrzahl der sexuellen Gewalttäter völlig ungeschoren lassen

  • Ob die Delikte tatsächlich zunehmen, muss hinterfragt werden. Wenn in einer Gesellschaft (endlich) etwas gegen diese Vergewaltigungen getan wird, bedeutet dies, mehr Anzeigen und mehr Prozesse - selbst wenn die Anzahl der Taten zurück geht.

    Mit der Todesstrafe an 16-jährigen dagegen wird ein neues dratisches Unrecht geschaffen, welches durch nichts gerechtfertigt werden kann. Zudem ist die Wirksamkeit als Abschreckung zweifelhaft. Hier ist ein echter Aufschrei nötig. Der Artikel hätte dies thematisieren müssen.

  • Todesstrafe ist eine Sache - wie erfolgreich das als Hemmschwelle ist, sieht man an den USA. Und durchsetzen muss man das ja auch noch. Ohne komplette Umerziehung bringt das alles nichts.

  • Mir fällt kaum ein härterer Test auf den Reifegrad einer Gesellschaft ein.